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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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ihm zeigten.
    »Sie hatten Besuch von der Aufhockerin. Sie haben ihr einen harten Kampf geliefert und sie beinahe richtig abgewehrt, aber danach hat sie anscheinend einen Schlafzauber über Sie geworfen, der Sie niederzwang«, berichtete er.
    »Ich«, Viktor legte die Linke an die Schläfe, »ich kann … michnicht erinnern.« Sosehr er sich anstrengte, ihm fiel nichts ein. »Sie hat meine Erinnerung ausgelöscht.«
    Libor hielt eine Hand vor seine Augen, und Viktor erkannte eintätowierte Symbole; gleichzeitig murmelte er einen Spruch in einer unbekannten Sprache. »Das vermögen sie durchaus. Nicht alle, aber einige von ihnen. Es sollte jetzt bald besser sein.« Er nickte ihm zu. »Meinen Respekt, Niemez. Das Kreuz, das Sie als Pflock benutzt haben, saß gut.«
    »Wenn du es sagst, Libor«, seufzte er. Ihm kam es merkwürdig vor, dass er ein Gefecht gegen eine Vampirin bestritten haben sollte und partout nichts mehr davon wusste. Einzig die Stimme einer Frau war in seinen Gedanken verankert – die Stimme der Baronin. Sie hatte ihm versprochen, ihn zu beschützen, was er völlig befremdend fand. »Wie ging es weiter?«
    »Sie haben sie nach draußen geschleudert, durch die Tür«, berichtete er. »Unsere Hunde stürzten sich auf sie, und die Wachen rannten herbei, um ihr den Kopf herabzuschlagen. Leider muss einer der Hunde bei seiner Attacke das Kreuz aus ihr gerissen haben, das sie lähmen sollte … so gelang es ihr, zu flüchten, indem sie sich in einen Vogel verwandelte und davonflog.« Er ballte eine Faust. »Wenn ich bei meinen Leuten gewesen wäre, würde ich Ihnen die Aufhockerin zeigen können. Tot.«
    Viktor war beunruhigt. »Du denkst, dass sie wiederkommen wird.«
    Libor wackelte mit den Fingern. »Wir haben ihr mächtig Angst gemacht, Niemez. Sie wird sich auf alle Fälle lange Zeit nicht sehen lassen, und dann wird sich zeigen, ob sie in der Lage ist, uns und Sie ausfindig zu machen. Normalerweise suchen sie sich dann ein Opfer, das leichter zu fangen ist. Das nächste Mal werde ich sie eigenhändig enthaupten.« Er grinste Viktor an. »Wenn Sie mir nicht zuvorkommen.« Er stand auf und ging nach vorne, wo nach einer kleinen Kammer der Durchgang zum Kutschbock folgte. »Ziehen Sie sich anund essen Sie etwas. Das wird Ihnen guttun.« Er verließ die Kabine.
    Viktor stellte die Beine auf den Boden und starrte die Holzwand gegenüber an. Es gab keine einzige Erinnerung an den Kampf, sosehr er es auch versuchte. Nicht einmal ein einziger Eindruck war seinem Verstand zu entlocken. Weil ihm keine andere Erklärung einfiel, folgte er der Vermutung Libors, dass ihm die Aufhockerin durch den unnatürlichen Schlaf jeglichen Gedanken daran geraubt hatte.
    Viktor zog sich an und fand in dem Vorratsschrank etwas Pökelfleisch und hartes Brot, das er mit Wasser und Branntwein hinabspülte.
    Der Alkohol brachte ihm Wärme in den Magen. Er überlegte eben, ob er noch einen Schluck nehmen sollte, da hielt der Schlitten an. Er sah aus dem Fenster und erkannte nichts als weiße Landschaft um sich herum, die von gelegentlichen kleineren Bauminseln aufgelockert wurde. Gegen die Kälte warf er sich seinen Mantel über und kletterte nach vorne auf den Kutschbock zu Libor.
    Beinahe wären sie mit den Köpfen zusammengestoßen, denn der Dhampir wollte just in diesem Augenblick nach ihm sehen. »Ah, gut!«, rief er und winkte. »Mir nach, Niemez. Ich habe eine große Sache. Und vergessen Sie Ihr Schreibzeug nicht.« Er zog sich zurück und sprang vom Bock, Viktor folgte nicht ganz so behende und humpelte an die Spitze des Zuges.
    Neben der Straße lag eine junge Frau im Schnee, keinen Schritt weit von ihr entfernt ein kleines Bündel. Sie trug einfache Kleidung und war wohl eine Magd oder eine Bäuerin.
    Es gab nur eine einzige Verwundung an ihr, doch diese war so enorm, dass Viktor beim Anblick laut die Luft einsog: Die Kehle war mit einem einzigen Biss herausgerissen worden, und durch diese offene Stelle musste das gesamte Blut ausgetreten sein – doch der Schnee um die Leiche glänzterein und weiß. Auf der Stirn entdeckte er nebeneinander drei große X.
    »Was ist das, Libor?«
    »Die Markierung einer ganz besonderen Art Vampir, Niemez: die Kinder des Judas«, erklärte er. »Sie töten ihre Opfer mit einem einzigen Biss und saugen ihnen das Blut in wenigen Lidschlägen aus. Manchmal begnügen sie sich mit einem oder zwei Menschen, ein anderes Mal schlagen sie zu und richten Massaker an, bei denen Dutzende Männer,

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