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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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das Licht verdunkelt sich durch sie.
    Geht fort,
wispert es in meinem Verstand.
Wir haben den alten Pakt gegen die Judasbrut erneuert und wollen euch nicht hier haben. Verschwindet dahin, wo ihr herausgekrochen seid. Ihr habt kein Anrecht mehr auf ein Leben in diesem Land.
    Wenn sich meine Finger jetzt um die Griffe legen, gibt es kein Zurück mehr, und ich werde kämpfen müssen, bis es so oder so zu Ende geht.
    Oder ich könnte sie nehmen, nach oben steigen und Marek damit ermorden, ihn seiner verdienten Strafe zuführen und mich danach von den Vampiren vernichten lassen. Mein Dasein hätte endlich ein Ende. Meine Simulation des menschlichen Lebens, wie mein Bruder es nannte. Frieden.
    Ein erstes Krachen erschüttert die Tür, die Vampire möchten den Eingang aufsprengen. Ein schwarzer Falter umkreist mich, steigt in der hektischen Weise auf und ab, wie es typisch ist für diese Insekten, während von oben, aus den Trümmern der Bibliothek erste Schreie erklingen. Marek ist bereits bei der Arbeit.
    Nach wie vor ringe ich mit mir.
    Wenn ich sitzen bleibe und abwarte? Ich lasse sie einfach in die Mühle und zeige ihnen, dass ich ihnen nichts Böses will … »Verschwindet«, murmele ich düster nach dem nächsten Krachen und schreie laut: »Geht!«
    Die Insekten weichen vor mir zurück, nur ein einzelner Falter trotzt meiner Drohung.
    Mit dem nächsten Rumpeln fliegen Halterungen aus dem Stein, und die Tür hängt schief in der letzten Angel, gleich darauf kracht sie nieder.
    Drei Vampire, deren Art ich nicht erkenne, schieben und drücken sich über die Schwelle. Letztlich spielt es keine Rolle, ob es Murony, Viesczy oder andere der finsteren Brut sind. »Wir sind alle gleich«, spreche ich leise und schaue ihnen in die Augen, in denen sich der Feuerschein des Ofens in meinem Rücken spiegelt.
    »Da ist sie«, zischt eine Frauenstimme. »Das muss Scylla sein.«
    Ich hebe den Kopf, meine Arme haben sich nicht bewegt. »Was wollt ihr hier?«
    »Dass du vergehst wie alle aus deinem Geschlecht«, bekomme ich zur Antwort und in einem Ton, den ich aus alten Zeiten von arroganten Adligen kenne. Wie kann sie es wagen! »Ihr seid von unseren Ahnen vernichtet worden und habt kein Recht, euch wieder zu erheben.«
    Ich schaue sie an. »Ihr habt mich angegriffen, obwohl ich nichts getan habe. Noch habe ich die Säbel nicht angerührt …«
    »Hört ihr sie? Nichts hat sich geändert«, werde ich unterbrochen. »Sie halten sich noch immer für etwas Besseres.«
    »Wenn ihr darauf besteht«, antworte ich mit zornigem Nachdruck – und merke, dass ich mich durch und durch wie eine Kaiserin fühle. Sie wollen es nicht anders.
    Unvermittelt greife ich die Säbel und führe den ersten Schlag– der schwarze Falter fällt in zwei Hälften vor mir auf die Tischplatte, rotes Blut sickert aus den Schnittstellen und benetzt das Holz. »Jetzt erhaltet ihr den Beweis!«
    Ich springe auf den Tisch, mein rechter Fuß zerquetscht die Reste des Falters, bevor ein menschlicher Körper daraus werden kann, und lasse die Waffen durch die Luft zischen, weiß, dass die Klingen auf ihrem Flug unzählige Insektenleiber durchschneiden. Dann renne ich auf die Tür zu, die langen Säbel rechts und links vom Körper weggestreckt. Das Gefühl, sie in den Händen zu halten, ist ungewohnt, doch mit ihnen werde ich effektiver als mit dem Dolch sein.
    Ich springe gegen die Vampirfrau und schleudere sie zurück in den Pulk; bevor einer der Vampire über die Schwelle treten kann, fälle ich die ersten mit Stichen ins Herz und schnellen Schlägen gegen die Hälse.
    Die Säbelklingen sind unglaublich scharf, ich durchtrenne Knochen, als wären es dünne Äste. Ein kraftvoller Hieb, den ich mit einem wilden Schrei gegen die Wand aus Gegnern führe, genügt, um dreien die Schädel horizontal zu spalten. Hirnmasse, Blut und Knochenfragmente spritzen auf die Erde und machen sie rutschig.
    »Ihr Pack«, rufe ich lachend. »Keiner von euch wird mir entkommen.«
    Aber dahinter warten schon die nächsten Gegner, niemand weicht zurück.
    Über die Umrisse der vordringenden Angreifer hinweg sehe ich den Himmel. Dunkle Wolken wälzen und rotieren umeinander, während sich im Inneren das erste Flackern abzeichnet. Ich habe mir die Wolken früher immer als gewaltige Dynamos vorgestellt, die sich durch die Drehungen aufladen und irgendwann ihre Energie abgeben.
    Marek wird sie beschworen haben, um die Blitze gegen die Feinde zu schmettern. Die Viesczy mögen Wind und Hagel

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