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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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aufflackert, der sich rasend schnell nähert, weiß ich, dass ich einen Fehler begangen habe. Hochmut kommt vor dem Fall.
    Aber meine Reflexe sind gestärkt. Ich zwinge meinen Körper, innerhalb eines Lidschlags seine feste Form aufzugeben, und werde zu einer geisterhaften, durchsichtigen Gestalt.
    Das Feuer des Umbra jagt durch mich hindurch, ohne Schaden anrichten zu können. Dafür verzehren die Flammen einige der Angreifer, brennend und kreischend stieben sie auseinander und kommen in ihrer Panik nicht auf den einfachen Gedanken, sich in den Schnee zu werfen.
    Es kostet mich wenig Mühe, wieder zu einem Menschen zu werden, ich bücke mich nach meinem Dolch und springe mit großen Sätzen an der Scheune entlang der Balken nach oben. In Sekundenschnelle stehe ich hinter dem Umbra, packe seinen Hinterkopf und ramme ihm gleichzeitig die Dolchklinge ins Herz.
    Er versucht, sich im Todeskampf zu wehren, und speit Feuer. Ich zwinge seinen Kopf nach unten, mitten in die Menge der Gegner und lasse ihn seine Lohen gegen sie schleudern.
    Als ich merke, dass der Umbra die Muskeln noch einmal anspannt und seine letzten Kräfte mobilisiert, schneide ich ihm den Kopf ab und stoße ihn vom Dach. Aus dem Stumpf schlagen letzte Flammen, funkensprühend stürzt er nach unten und rollt über die Erde.
    Meine Blicke schweifen über das geschrumpfte Häuflein. Etwa zehn Vampire sind übriggeblieben, der Rest ist tot und liegt verstümmelt um den Eingang verteilt. Es sieht gut für mich aus. Irina hatte recht: Es gibt nicht mehr viele – und gleich keine mehr.
    Ich strecke eine Hand gegen die Wolken und suche nach der himmlischen Macht, die sich über uns grollend und donnernd angestaut hat. »Ihr seid dem Untergang geweiht, Abschaum«, rufe ich ihnen zu, meine Augen leuchten vor Selbstbewusstsein. »Niemand hält mir stand!«
    Sie wagen es nicht, sich zu bewegen, und starren zu mir hinauf; dann beginnen die ersten mit ihrer Verwandlung, um sich in der Gestalt von Faltern, Spinnen und anderen Tieren vor meiner Rache in Sicherheit zu bringen.
    »Fahrt zur Hölle!« Ich lasse einen Blitz in einen Luchs fahren, und das Wesen vergeht in einem grellen Licht, der Schrei geht in dem ohrenbetäubend lauten Kreischen der Energiebahn unter. Zurück bleiben ein paar blutige Fetzen, verbrannte und qualmende Erde in einem flachen Krater; die Vampire um den Luchs herum hat es von den Füßen geworfen, sie liegen benommen im Schnee.
    Ein schwerer Körper reißt mich zu Boden, und ich spüre kräftige Zähne an meinem Hals. Stinkender Atem trifft mich, und ich erkenne aus den Augenwinkeln eine lange Schnauze, die mich gepackt hält und an meiner Kehle rüttelt: ein zweiter Umbra,der sich in der Mischgestalt eines wolfsartigen Raubtiers und eines Mannes auf mich gestürzt hat!
    Seine Hände halten meine Arme fest, das Gewicht des Wesens presst mich gegen die Schindeln. Ein Blitz hilft mir nicht weiter, eine Verwandlung in eine Eule oder einen Fuchs würde meinen Untergang nur beschleunigen. So schnell wendet sich das Blatt …
    »Halte sie!«, schreit ein Vampir von unten. »Wir sind gleich bei dir.«
    Da gibt die marode Eindeckung nach, und ruckartig geht es mit uns beiden abwärts.
    Wir krachen durch den Dachstuhl, schlagen gleich einer tonnenschweren Last durch die morschen Holzdielen des Heubodens und fallen weiter, begleitet von Trümmerstücken, Staubwolken und Schindeln, reißen sogar ein Loch in den Boden der Scheune.
    Im Sturz gelingt es mir, den Umbra von meiner Kehle zu stoßen, auch wenn er mir dabei einen Bissen Fleisch herausreißt.
    Die Schmerzen sind grässlich! Mein kostbares, eben erst aufgefrischtes Blut fließt aus mir heraus, läuft unter meine Kleidung. Ein Teil meiner Kraft konzentriere ich darauf, die Verletzung zu heilen – dann raubt mir der Aufschlag mitten in der Finsternis den Atem.
    Ich pralle auf etwas Hartes, beinahe verliere ich das Bewusstsein, und falle noch einmal einen halben Meter tief. Ich muss mich im ersten Geschoss meines alten Laboratoriums befinden und auf den Seziertisch gefallen sein; langsam stehe ich auf und verharre vollkommen regungslos, lausche in das Schwarz, um den Umbra zu hören.
    Ein leises Schleifen verrät ihn, ich drehe mich in die Richtung, aus der er mich anspringen möchte, und gehe in die Knie.
    Ich öffne meinen Mund, knackend hakt sich mein Unterkieferaus, und die Zähne wachsen zu nadelspitzen, rasiermesserscharfen Klingen. Ein Luftzug über mir zeigt, wo sich der Umbra befindet, und

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