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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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Ausrüstung ein und ging voran.
    Sie steuerten auf die Friedhofsmauer zu.
    »Wird er sich nicht verwandeln und flüchten, wenn er merkt, was wir vorhaben?« Scylla schulterte das Beil und achtete darauf, dass die Lampe nicht zu sehr quietschte. Niemals wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass das Geschriebene über die Upire stimmte. Von den Namen wie Nex, Murony und den übrigen hatte sie nicht einmal gewusst.
    »Ich habe nicht umsonst einen Samstag für deine erste Begegnung mit einem Upir ausgesucht. Der Samstag ist der Mutter Gottes gewidmet. Nicht wenige Upire müssen daher im Grab liegen bleiben, als würde die Sonne auf sie scheinen. Es wird heute einfacher sein, ihn zu stellen.« Karol hatte die drei Schritt hohe Umfassung des Friedhofs erreicht und zog sich mühelos mit seinem ganzen Gepäck daran hinauf. »Die selbsternannten Upirjäger sind bereits gegangen und haben ihre Suche aufgegeben, wie es scheint«, sagte er leise und hielt seiner Tochter helfend die Hand entgegen. Aber sie bewältigte das Klettern aus eigener Kraft und hockte nicht lange danach neben ihm. »Gut gemacht.«
    Er saß aufrecht auf der Mauer und betrachtete den Gottesacker wie ein Feldherr das Schlachtfeld. Kreuze und Grabsteine reihten sich aneinander, es waren schlichte Ruhestätten, denen man ansah, dass die Angehörigen der Toten nicht viel Geld besaßen. »Kannst du mir sagen, woran man die Behausung unseres Upirs erkennt?«
    Mit schnellen Blicken erfasste Scylla, dass auch die Dorfbewohner auf den Gedanken gekommen waren, nach dem Wesen zu suchen. »Sie haben Asche um drei für sie verdächtige Gräber gestreut … wahrscheinlich um die Fußspuren des Upirs sichtbar zu machen und zu erkennen, wo seine Ruhestätte ist«, sprach sie mit gesenkter Stimme. »Aber ich sehe weder aufgewühlte Erde noch«, sie konzentrierte sich auf das, was sie in den Büchern bisher für Aberglauben gehalten hatte, »einen Lichtschein über einem Grab, was wir als Zeichen nehmen könnten.« Scylla sog die noch warme Abendluft ein. »Es riecht … nach Essig.«
    »Weiter.« Karol deutete nach vorne. »Was könnte der Essig bedeuten, Tochter?«
    Sie dachte angestrengt nach und schaute sich dabei wieder um. »Da drüben ist ein offenes Grab, hinter dem Rosenbusch!«, machte sie ihren Vater aufmerksam. »Haben sie die Behausung des Upirs mit kochendem Essigwasser geflutet, damit er in dem Sud vergeht?«
    »Gut aufgepasst.« Karol sprang hinunter, nahm den Rucksack ab und zog die Lederschürzen hervor. »Sie haben vermutlich das falsche Grab erwischt. Einmal abgesehen davon, dass der Essig nichts bringt.« Er kniff ein Auge zusammen und lachte leise. »Gut, sie stinken dann weniger nach Tod und Verfall, aber mehr tut diese Brühe ihnen nicht.« Er hatte sich den Schutz umgelegt und knotete ihn fest; Scylla stand mittlerweile neben ihm und bereitete sich ebenfalls vor.
    »Wenn das, was ich in den Büchern gefunden habe, wahr ist,gibt es nur zwei Möglichkeiten, um einen Upir zu vernichten: enthaupten und verbrennen.«
    »Ganz genau, Tochter.« Karol lief geduckt zu den von Asche umgebenen Gräbern und betrachtete sie aus der Nähe. »Nein, da liegt er nicht drin«, stellte er fest. »Siehst du die Sterbedaten auf den Holzkreuzen?«
    Sie nickte.
    »Die sind schon zu lange tot, um als wandelnde Tote zurückzukehren.« Sein rechter Arm hob sich und deutete auf die Grube hinter dem Rosenbusch. »Dann liegt er vielleicht doch darin. Sie haben das richtige Grab gefunden, aber schlampig gearbeitet.«
    Der Geruch nach Essig intensivierte sich, je näher sie dem offenen Grab kamen.
    Karol und Scylla blickten auf einen Sarg, der mehr an eine einfache Kiste erinnerte und einmal mit Ketten gesichert gewesen war, aber etwas hatte die eisernen Halterungen verbogen und abgerissen; dadurch waren die Fesseln wertlos geworden und lagen wie zur Zierde auf dem notdürftig geflickten Holz.
    »Sie glauben, er sei vernichtet. Sie haben nicht einmal ein Kreuz zur Abschreckung aufgestellt. Törichte Bauern«, murmelte Karel vorwurfsvoll und warf ein Seil aus dem Rucksack auf die Erde. Ein Ende band er um einen massiven Grabsteinsockel, dann rutschte er in das Loch und landete auf dem Sargdeckel; es rumpelte dumpf und hohl.
    Scylla zuckte zusammen. Präparate machten ihr schon lange nichts mehr aus, Tote waren zu einem normalen Anblick geworden – aber sich mit einem untoten Wesen anzulegen, dem die Sagen und wahren Geschichten immense Kräfte bescheinigten, war etwas anderes. Es

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