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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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Sonne, aber das Verhalten und ihre Fähigkeiten unterscheiden sie voneinander. Es gibt die Murony, die sich wie Hexen in Zirkeln zusammenschließen. Die Nex streuen Krankheiten wie die Pest oder die Cholera unter die Menschen, ich halte sie fast für die schlimmsten Blutsauger. Glücklicherweise sind sie selten geworden, weil man ihre Gefährlichkeit erkannt und sie verstärkt gejagt hat. Das sieht man daran, dass es kaum mehr Pestepidemien gibt. Die Tenjac bringen gute und schlechte Träume, während die Viesczy Flüche aussprechen und das Wetter beherrschen, wenn sie wollen.«
    »Wieso steht das so nicht in den Büchern, die du mir gegeben hast?« Scylla verspürte ein Kribbeln im Nacken.
    »Nicht in den Büchern der
westlichen
Gelehrten, weil sie sie nicht kennen. Wärst du gründlicher gewesen, hättest du auch die anderen Aufzeichnungen genau studiert. Die meisten Upire haben sich schon immer bevorzugt im Osten aufgehalten.« Karol sah das Dorf Ljana in einiger Entfernung auftauchen und zügelte die Pferde. »Wir lassen die Kutsche hier stehen. Sie würde im Dorf zu viel Aufmerksamkeit erregen.«
    Scylla fiel etwas ein. »Giure erzählte etwas von Upiren, die ihre Opfer mit einem Biss töten und dann markieren. Mit drei X. Was hat es mit denen auf sich?«
    »Giure«, schnaubte Karol. »Was, glaubst du, weiß ein einfacher Hirte über die großen Rätsel der Wissenschaft?« Er nahm eine Blendlaterne sowie einen Spaten, dessen Seiten scharf geschliffen waren, vom Dach und hängte sich einen prallgefüllten Rucksack auf den Rücken. »Bist du bereit, Scylla?« Er reichte ihr eine zweite Laterne und ein Beil. Noch verzichteten sie auf Licht, die Sterne schienen hell genug.
    »Bereit für was?« Sie nahm die Gegenstände in Empfang.
    »Einen Upir auszugraben, der die Menschen seit ein paar Tagen übel drangsaliert. Er frisst ihnen die Scheunen leer, tötet das Vieh und schreckt auch nicht davor zurück, Menschen anzugreifen.« Sein Gesicht nahm einen harten Zug an. »Ich zeige dir, wie man ihn ausfindig macht. Wir töten ihn und untersuchen seine Überreste.«
    Scylla schluckte. »Mit was müssen wir rechnen, wenn wir das Grab freilegen? Zu welcher Sorte gehört er?«
    »Was wir heute suchen, ist ein ganz normaler Upir. Wäre eine der mächtigeren Arten im Spiel, hätte ich dich nicht mitgenommen. Noch nicht.« Karol sprang auf die Erde. Er öffnete den Verschlag, nahm einen Holzkoffer heraus und ging los. »Aber zuerst schauen wir uns noch etwas anderes an.«
    Sie liefen los und näherten sich dem Dorfrand.
    »Bleib im Schatten und folge mir«, ordnete er an und eilte gebückt los. Er wollte unter keinen Umständen gesehen werden.
    Scylla verstand, warum er diese Geheimhaltung betrieb: Man kannte ihn als merkwürdigen Gelehrten, der schon mehr als einen der Männer, Frauen und Kinder von einer Krankheit kuriert und dafür zaghaftes Lob geerntet hatte. Gleichzeitig sahen sie ihn als Sonderling an, der durch die Wälder pirschte und Dinge tat, die sie nicht nachvollziehen konnten. Nicht mit ihrem begrenzten, ungeschulten Verstand. Was die Menschen nicht verstanden, konnten sie rasch falsch verstehen.
    Sie näherten sich der Dorfmitte, wo der Brunnen stand. Er war mit einer großen hölzernen Klappe abgedeckt und mit einem Schloss gesichert.
    »Die Bewohner fürchten sich davor, dass ein Upir das Wasser vergiftet«, erklärte Karol leise und gab seiner Tochter ein Zeichen, zu verharren, wo sie sich befand. »Sobald du jemanden siehst, pfeifst du leise und warnst mich.« Er legte die Ausrüstung bis auf das Holzköfferchen ab und lief zum Brunnen.
    Scylla beobachtete, wie er das Schloss mit einem länglichenWerkzeug öffnete, die Abdeckung etwas anhob und eine Phiole an einem Schnürchen hinabließ. Nach einiger Zeit zog er sie wieder herauf und schüttete das Wasser in drei kleine Röhrchen, die in Halterungen im Koffer standen. Danach suchte er ein schmales Behältnis mit einer dunklen Flüssigkeit und schüttete sie in den Schacht.
    »Es ist ein Mittel gegen die Krankheiten im Dorf«, erklärte er ihr, als er sich wenig später wieder neben ihr in den Schatten verbarg. »So werden alle davon trinken. Ich brauche dabei keine Zuschauer, zumal man das, was ich gerade getan habe, durchaus missverstehen kann. Niemand würde mir glauben, wenn ich sage, dass ich das Wasser des Dorfes mit meinen Essenzen verbessere und nicht vergifte«, wisperte er und deutete nach links. »Komm. Wir haben noch etwas vor.« Er sammelte die

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