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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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war beruhigender gewesen, nicht an sie zu glauben.
    »Komm mit dem Beil runter zu mir, Tochter.« Karol sah ihr Zaudern. »Denk daran: Eine Forscherin kennt keine Furcht«, mahnte er.
    Langsam trat sie an den Rand der Grube und suchte nach einer Stelle, wo sie sich nach unten gleiten lassen konnte. Plötzlich gab die Erde unter ihrem rechten Fuß nach, sie rutschte in die Grube, schlug hart auf –
    – und durchbrach mit einem Fuß das Holz!
    Entsetzt riss Scylla das Bein hoch, verlor so das Gleichgewicht und stürzte der Länge nach auf den Sarg.
    Der Aufprall genügte, um das malträtierte Holz an mehreren Stellen brechen zu lassen.
    Scylla erkannte durch einen breiten Riss den Teil eines blutverschmierten Frauengesichts; ein weit aufgerissenes Auge stierte sie wie von Sinnen an, die Äderchen waren allesamt geplatzt, es gab nichts Weißes mehr darin. Gleich danach vernahm sie ein wütendes, angriffslustiges Schreien. Der Deckel erbebte unter einer Reihe von heftigen Schlägen.
    Das Frauenantlitz warf sich nach vorne, krachend traf der Kopf gegen das Holz, und ein Splitter bohrte sich neben der Nase tief in die Haut. Der Schmerz schien der lebenden Toten nichts auszumachen.
    Keuchend sprang Scylla in die Höhe, so gut es die Enge der Grube zuließ, und hielt das Beil schlagbereit.
    Eine Hand packte ihre Schulter und zog sie nach hinten.
    »Komm da weg«, fuhr Karol sie an und wollte sich zum Schutz vor sie schieben, aber seine Tochter wehrte sich gegen seinen Griff. Er wollte sie anschreien, als das obere Drittel des Sargs zerbarst und die kleinen und großen Splitter wie Geschosse durch die Luft zischten. Scylla und ihr Vater wurden getroffen.
    In diesem Durcheinander wand sich durch das Loch eine junge Frau heraus, die ein blutiges, ehemals weißes Totenhemd trug. Das Essigwasser hatte es durchnässt und durchsichtig gemacht, die Brüste waren deutlich zu sehen und die Schambehaarung als dunkler Schatten zu erkennen. Ihr Mund stand weit offen – unddie Zähne darin waren kräftig und spitz wie bei einem Raubtier. Ohne zu zögern, warf sie sich gegen das Mädchen.
    Scylla schlug mit dem Beil nach ihr und trennte zwei Finger der rechten Hand ab, Blut spritzte aus den Stummeln auf ihre Brust. Sie bekam einen Schlag an den Kopf, der sie nach hinten gegen die Grubenwand schleuderte, benommen rutschte sie daran herab.
    Karol war seiner Tochter rechtzeitig ausgewichen und packte nun die Upirina mit einer Hand an der Kehle. Mit ungeheurer Kraft hob er sie hoch und schmetterte sie dann rücklings in den vorderen Teil des Sargs; krachend barst nun auch die Unterseite der Kiste auseinander. Die Untote kreischte und schlug die Fingernägel in seine Unterschenkel, aber das dicke Stiefelleder hielt.
    Karol stellte blitzschnell den rechten Fuß auf den Hals der tobenden Kreatur und trat ihr Kinn nach hinten, bis es vernehmbar im Nacken knackte. Die Bewegungen der Upirina erlahmten.
    »Das Beil«, rief er Scylla keuchend zu. Sie schüttelte ihre Benommenheit ab und reichte ihm die Waffe. Karol zog das Bein weg, hob die Klinge zum Schlag.
    Der Oberkörper der Upirina schoss nach vorne. Karol rutschte nach hinten. Sie schrie wie eine Furie und hielt den Arm mit dem Beil fest. »Ich werde dich töten, Baron!«, kreischte sie heiser und schlug mit der freien Hand nach seinem Kopf.
    Obwohl er nach hinten fiel, blieb Karol vollkommen ruhig. Die Linke zog den Dolch aus der Rückenhalterung am Gürtel, die Schneide blitzte auf und beschrieb surrend einen Halbkreis, der durch den Hals der Upirina führte.
    Scylla sah, wie die Kehle aufklaffte und noch mehr Blut heraussprühte. Ihr Vater versetzte dem Kinn einen letzten Tritt, es knirschte, und der Kopf schlug nach hinten. Nur noch dünne Sehnen und das Rückgrat verbanden ihn mit dem Körper.
    Karol schlug mit dem Messer in die breite Wunde, die Klingedrang in die Knochenwirbel. Der Schädel löste sich vom Hals und fiel herab, jegliche Spannung wich aus dem nun endgültig toten Leib.
    Der Leichnam prallte gegen Karol, der unbeteiligt dem dunkelroten Blutstrom zusah, wie er sich aus dem Halsstumpf ergoss und über seine Schürze strömte. Dann stieß er den Körper von sich und kam wieder auf die Füße. »Verdammte Kreatur«, sagte er und schaute über die Schulter nach seiner Tochter. »Bist du verletzt?«
    »Nein«, erwiderte sie leise. Dafür dröhnte ihr Kopf, sie sah noch immer alles leicht verschwommen. »Sie hat mich nur geschlagen.«
    »Gut«, sagte er erleichtert, zog den

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