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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
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sogar gestanden, dass sie Fuller nicht kannten und für den Mord bezahlt wurden. Der Auftraggeber wollte ganz sicher gehen, darum hat er zwei geschickt. Warum er zwei Idioten geschickt hat, weiß nur er. Das würde ich ihn gerne fragen. Allerdings müsste ich dafür erst seinen Namen kennen, denn den verschweigt Barry beharrlich. Er behauptet, er habe keine Ahnung. Ich brauche diesen Namen. Darüber hinaus bin ich für jede weitere Information dankbar, zum Beispiel das Motiv für den Mord. Nur bezweifle ich, dass Barry tiefere Einsichten in die Geschichte hat. Daher wäre ich schon mit den Namen zufrieden.«
    Der Inquisitor nickte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, betrat er die Zelle. Vivian schloss die Tür hinter ihm. Sie brauchte nicht verfolgen, was nun geschah.

    Erschrocken sprang Barry von der Schlafbank auf.
    Der Inquisitor sah ihn fest an. »Setz dich.«
    »B...bitte...« stotterte Barry und hob abwehrend die Hände.
    Der Inquisitor setzte sich auf den Stuhl, den er mitgebracht hatte, und wartete, dass Barry auf seiner Pritsche Platz nahm. »Ganz ruhig. Ich werde dich nicht anfassen.«
    Misstrauisch setzte Barry sich dem Inquisitor gegenüber.
    »Entspanne dich. Sieh mich an«, sagte der Spanier mit sanfter Stimme. »Ich habe eine Frage an dich. Nur eine.«
    »Aber ich weiß nichts«, wimmerte Barry verzweifelt.
    »Wir werden sehen.« Er sah dem dicken kleinen Mann in die wässrigen blauen Augen und durch sie hindurch in alles, was dahinter lag. »Wer hat euch den Auftrag gegeben, George Fuller zu töten?«
    »K-k-keine A-a-ahnung«, stotterte Barry.
    Er versuchte, dem Blick des Inquisitors zu entgehen, doch dieser hielt seine bohrenden Augen auf den Verdächtigen geheftet und erforschte Barrys Inneres. Leider brachte das nicht die erhofften Ergebnisse. Der Inquisitor brauchte nicht lange, um auch den letzten Winkel von Barrys Verstand zu erkunden, denn er hatte nicht all zu viel davon. Der Alte sah geradewegs in die tiefsten Abgründe der Seele des Kleinganoven. Nur waren sie nicht besonders tief, lediglich ein kleiner Tümpel, flach, ein stehendes Gewässer, in dem sich wenig abspielte.
    Schon als Kind hatte Barry seine ersten Ladendiebstähle begangen: Zigaretten für seine Mutter, Kaugummis und Comichefte für sich selbst. Später klaute er Autoradios und alles, was man so in Handschuhfächern fand: Uhren, Landkarten, Unterwäsche. Für Taschendiebstahl war er nicht geschickt genug, da hatte er das erste Mal Ärger mit der Polizei. Die High School brach der dicke Junge mit fünfzehn ab und verließ das Provinznest, an dessen Rand er mit seiner Mutter in einem Wohnwagen hauste. Barry träumte von einem schicken Haus in einer richtigen Stadt. Der Weg dahin führte über größere Verbrechen, wie das Fahren eines Fluchtautos bei einem Banküberfall. Wirklich Karriere machte er als Krimineller nicht, mit Mitte Dreißig lebte er immer noch in einer heruntergekommenen Bude in Brooklyn und hatte keinen Kontakt zu den dicken Fischen. Das höchste Tier, das Barry kannte, war Tennant, und der war nun tot. Barry hatte keine Ahnung, was er mit seinem Leben anfangen sollte.
    Enttäuscht verließ der Inquisitor das wimmernde Häufchen Elend und sperrte die Zelle hinter sich zu. Er war allein. Vivian hatte nicht erwartet, dass der Inquisitor keine Stunde brauchen würde. Ein Verhör konnte Tage und Wochen dauern.
    So etwas wie ein Mobiltelefon besaß der Inquisitor nicht und Aufzüge benutzte er nicht. Er nahm die Treppe, um aus dem Keller in Vivians Büro zu kommen. Er hoffte, dass sie nicht Feierabend gemacht hatte und nach Hause gegangen war.
    Zu seiner Erleichterung hatte sie das nicht getan. Vivian war da und öffnete die Tür. Erstaunt blickte sie ihn an.
    Der Spanier zuckte die Schultern. »Er weiß nichts. Er ist dumm und langweilig. Der Mann besitzt keine ungeahnten Tiefen, nichts, womit man spielen kann, und vor allem keine Antwort auf deine Frage. Ein Mann namens Tennant hat Barry angeheuert, mit ihm gemeinsam einen Überfall zu begehen und ihm dafür Geld versprochen. Aber ich habe in seinen Gedanken gesehen, dass er das bereits gestanden hat. Mehr gibt es nicht. Es tut mir leid.«
    Vivian versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen, doch der Inquisitor konnte sie klar in ihren Augen lesen. »Komm herein.« Einladend trat sie einen Schritt zurück.
    Der Inquisitor folgte ihrer Aufforderung und wartete in ihrem Büro. Er setzte sich in einen der modernen Stühle und rutschte einige Male hin und her, bis

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