Kinder des Mars
beeinflussen? Bist du Psychologin?«
Überrascht lachte Vivian. »Nein.«
»Was ist so komisch?«
»Dass du mich für eine Psychologin hältst. Wenn du wüsstest, wie lustig das ist.«
»Auf jeden Fall kannst du deine Trickkiste wegpacken. Ich habe mich gefragt, was du vorhin versucht hast, aber ich war in den letzten Tagen bei einem Psychiater, und der hat alles Mögliche probiert mit Geschichten erzählen, Trance, Pendeln, Medikamenten.« Das war natürlich gelogen, doch das wusste die Vinter ja nicht. Jack hoffte so zu verhindern, dass sie es noch einmal probierte. »Scheint als wäre ich gegen alles resistent.«
»Interessant.«
»Versuch nicht, mich reinzulegen. Ich weiß, dass du und mein Vater eine Geschäftsbeziehung hatten. Die Unterlagen habe ich in seinem verborgenen Safe gefunden. Es gibt Beweise, schwarz auf weiß.«
»Was für Geschäfte sollen das gewesen sein?«
»Eben das will ich wissen.«
»Soll heißen bis jetzt weißt du gar nichts. Belassen wir es dabei«, empfahl Vivian.
»Nein!«
»Deine angeblichen Beweise sind wohl nicht sehr aufschlussreich. Warum sollte ich Licht ins Dunkel bringen? Dafür gibt es keinen Anlass. Dein Vater ist tot, was ich sehr bedaure. Er war ein guter Mann. Doch unsere geschäftliche Verbindung ist mit seinem Tod erloschen.«
»Sie könnte der Grund für seinen Tod gewesen sein!« rief Jack anklagend.
Vivian versteifte sich. »Mit seiner Ermordung habe ich nichts zu tun. Das sagte ich bereits.«
Jack zögerte. »Das glaube ich dir sogar. Für jemand anderen könnten die Geschäfte dennoch ein Motiv gewesen sein. Wenn ich wenigstens wüsste, worum es ging...«
»Spiel nicht Sherlock Holmes. Lass die Polizei ihre Arbeit machen. Du und ich, wir sind Zivilisten und sollten uns heraushalten.«
»Aber...«
»Kein Aber.« Ihre Stimme hatte nun einen drohenden Ton, den Jack jedoch ignorierte.
»Du kannst nicht leugnen, dass 100.000 Dollar jeden Monat für XY0815 stinken! Was ist XY0815? Drogen?«
»Nein«, wehrte Vivian ab. »Dein Vater war ein anständiger Mann.«
»100.000 sind eine unanständige Summe. Wer kauft denn jeden Monat einen Maserati? Und mein Vater war nicht einmal Autohändler. Er hat an der Börse gearbeitet.«
»Genau. Er war ein Mittelsmann.«
»Mittelsmann?« Jack spitzte die Ohren. »Das klingt schon wieder nach Drogen.«
»Keineswegs«, widersprach Vivian müde. »Überall gibt es Mittelsmänner. Und bevor du den Namen deines Vaters noch einmal beschmutzt, indem du ihn mit Drogen in Verbindung bringst, sagen wir lieber lebensrettende Medizin.«
Jack raufte sich die Haare. Er ging in dem weiten Flur auf und ab, während er Vivian anfuhr: »Erstens war es mein Vater. Du hast kein Recht mich zurechtzuweisen, dass ich angeblich seinen Namen beschmutze. Vor allem nicht, wenn du die Informationen, die alles aufklären könnten, zurückhältst. Also zweitens: Von welcher lebensrettenden Medizin reden wir hier?«
»Das kann ich dir nicht genau sagen. Hilfsgüter, Nahrung. Seine Lieferung war lebensnotwendig.«
Es war zum Verrücktwerden. Schon wieder wich sie aus. »Für wen? Kinder in Afrika? Wenn das so nobel ist, warum habt ihr es hinter XY0815 versteckt?«
»Weil es nicht nobel ist, sondern schlicht und einfach unser täglich Brot. Nichts davon ging nach Afrika. Es war für meine Familie und mich. Wir...brauchen spezielle Nahrung, dein Vater konnte sie besorgen. Es ist absolut legal.« Vivian ging zur Tür und öffnete sie. Der Rauswurf war eindeutig.
»Warum kannst du mir dann nicht einfach sagen, was ihr esst?«
»Falls du Recht hast und dein Vater deshalb ermordet wurde, ist es besser, du lässt die Finger davon. Unwissenheit ist ein Schutz. Ich will nicht, dass du ihn verlierst. Und dein Vater bestimmt auch nicht.«
Mit diesen Worten setzte sie ihn vor die Tür.
14 Ares
Nachdem Vivian die Tür hinter Jack geschlossen hatte, lauschte sie seinen Schritten, wie sie sich auf der Treppe nach unten entfernten. Sie blieb dort stehen, eine Hand gegen die Tür gestützt, während die Gedanken wild durch ihren Kopf schossen.
Vivian hatte George Fullers Beerdigung aus der Ferne verfolgt. Sein Sohn Jack war nun Waise und Alleinerbe, aber Vivian hatte nicht erwartet, jemals mit ihm persönlich in Kontakt zu treten. Mit George Fuller war auch ihre geschäftliche Vereinbarung gestorben, von der Jack keine Kenntnis haben sollte und die Vivian nicht im Geringsten beabsichtigte, mit ihm fortzusetzen. George mochte seinem Sohn alles vermacht
Weitere Kostenlose Bücher