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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
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auch Jack ließ alle Höflichkeit fahren. Sie befanden sich nicht mehr in einem exklusiven Büro, es gab keinen Schein zu wahren. »Du weißt etwas. Vielleicht sogar alles.«
    Vivian schnaubte. »Selbst wenn, was spielt das für eine Rolle? Ich habe dich angelogen, weil ich es für richtig hielt. Warum sollte ich diese Einschätzung ändern? Weil du mich verfolgst? Was willst du tun? Mir drohen?«
    Jack war entsetzt. Er wollte dieser schönen Frau kein Haar krümmen. Andererseits hatte sie sich bisher sehr abweisend verhalten und war mit ihm nicht zimperlich umgesprungen. »Da bringst du mich auf eine Idee. Immerhin bist du nicht so wehrlos, wie du scheinst. Du verfügst offenbar über beträchtliche Kräfte«, entgegnete Jack mit einem boshaften Unterton. Er begann sich gehörig zu ärgern, weil er sich wie ein dummes Kind behandelt fühlte. »Wenn ich dir drohte, wäre es ja nicht so, als hätte ich einen unterlegenen Gegner.«
    »In der Tat«, bestätigte Vivian. »Und du solltest keinen dir überlegenen Gegner herausfordern. Greife nur an, wenn du dir sicher bist, gewinnen zu können.«
    »Sonst was?« fragte Jack lauernd.
    »Du kannst mir nichts anhaben, also versuch es nicht«, sagte Vivian ausweichend. »Aber nur so aus Interesse: Wie weit würdest du gehen, um dein Leben zu retten? Bist du bereit zu töten?«
    »Was? Wovon redest du? Ist der Killer meines Vaters hinter mir her?«
    »Nicht, so lange du nichts weißt. Die Unwissenheit ist dein größter Schutz. Wozu willst du ihn aufgeben?«
    »Ich will die Wahrheit. Ich will sie von dir, denn meines Wissens bist du die Einzige, die sie kennt. Streite es nicht ab, ich weiß, dass ich Recht habe.«
    »Ist es wert dafür zu sterben? Nur um Recht zu haben?«
    Jack antwortete nicht. Nein, er hatte keinerlei Bedarf am Sterben. Aber er wollte beweisen, dass er Recht hatte. Er wollte die Wahrheit, nicht die Unwissenheit. Er war bereit, dafür zu töten. Nicht Vivian, sie hatte ja gesagt, sie habe nichts damit zu tun, worüber er insgeheim froh war. Er konnte nicht leugnen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, auch wenn er es nicht wollte.
    Doch Jack wurde in diesem Moment klar, dass er bereit war, für die Wahrheit zu töten, und um seinen Wunsch nach Rache zu befriedigen. Er spürte die Mordlust in sich, auch wenn er keiner Menschenseele etwas davon sagte. Bis Vivian gefragt hatte, war er sich nicht einmal darüber im Klaren gewesen. Am Ende seiner Rache stand nicht Gefängnis für den Mörder, sondern der Tod. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ein Leben für ein Leben.
    »Ja, ich würde töten. Um mein Leben zu retten, und um zu beweisen, dass ich Recht habe«, erklärte Jack leidenschaftlich.
    Vivian richtete sich auf und wandte den Kopf ab, sodass Jack ihre Miene nun gar nicht mehr sehen konnte. Ihre Stimme war kalt und schneidend wie der Wind, der plötzlich durch die Gasse fegte. »Leichter gesagt als getan. Was ist, wenn du nicht so weit kommst? Willst du dein Leben so leicht aufs Spiel setzen?«
    »Nein. Nicht so leicht. Es ist ein hoher Einsatz. Aber ich werde ihn setzen. Denn alles andere ergibt keinen Sinn. Ich kann nicht einfach vergessen.«
    »Ich könnte dir dabei helfen.« Sie wandte ihm wieder ihr Antlitz zu und sah ihn durchdringend an.
    »Helfen? Wie denn?«
    »Du musst dich nicht erinnern.«
    »Bist du wahnsinnig? – Antworte nicht darauf, ganz offenbar bist du es – aber selbst wenn du mir irgendwie meine Erinnerung nehmen könntest – ich will es nicht. Wage es ja nicht«, warnte Jack sie hitzig. »Ich werde nicht vergessen.«
    Vivians beugte sich erneut zu Jack herab. Er konnte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren und vergaß dabei, selbst Luft zu holen. Ihre Augen bohrten sich in seine. Jack wagte nicht, sich zu rühren. Er erstarrte zur Salzsäule und erwiderte ihren Blick wie die hypnotisierte Beute, die in die Augen der Schlange sieht.
    Im nächsten Moment war sie verschwunden. Jack rang nach Atem und blinzelte wie verrückt. Schnell und ungeschickt rappelte er sich auf und sah nach rechts und links, drehte sich um die eigene Achse, rannte zur großen Straße zurück.
    Vivian war einfach verschwunden. Schon wieder hatte sie sich in Nichts aufgelöst.
    Jack war verärgert und entschlossen, sich das nicht bieten zu lassen. Er kramte den Zettel mit Vivians Adressen aus der Jackentasche und winkte ein Taxi heran. Dann würde er sie eben zu Hause aufsuchen.
    Während der Taxifahrt fragte er sich, was Vivian gemeint hatte, als sie sagte, er

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