Kinder des Mars
Vampire.«
»Kein Problem, ich werde mich auf dreißig Minuten beschränken«, versicherte Ella.
»Prima. Dann sind wir durch und du kannst mit Jason ausgehen.« Melissa grinste.
»Wir haben gerade mal den Rahmen abgesteckt, fertig sind wir nicht. Und ich muss Jack zurückrufen. Er hat es gestern Abend probiert, als ich...« sie zögerte.
»Als du mit Jason aus warst«, feixte Melissa.
»...unterwegs war, danach war es schon spät und heute hatte ich bisher auch keine Zeit.«
»Dann hol das mal schnell nach, bevor er sich Sorgen macht.«
Ella stand auf.
»Nee, ach was«, wehrte Melissa ab, »bleib ruhig sitzen, ich kann dabei weiterarbeiten.«
»Wirklich?«
»Ruf ihn schon an.«
Jack antwortete nach dem dritten Klingeln. »Hi! Wie geht’s?«
»Alles in Ordnung. Und bei dir?« Melissa signalisierte, dass Ella Jack von ihr grüßen sollte, aber bei dem, was Jack als nächstes sagte, stellte Ella den Gruß hintenan.
»Gut, dass du anrufst. Ich brauche deine Hilfe.«
»Um was geht es?« fragte sie alarmiert.
»Ich bräuchte ein paar Informationen.«
»Worum handelt es sich?« fragte Ella noch einmal.
Jack zögerte, dann platzte er heraus: »Ist es möglich, dass es Götter tatsächlich gibt? Übernatürliche Wesen mit besonderen Fähigkeiten? Im Grunde kannst du sie auch Vampire nennen. Sie ernähren sich von Blut, das macht sie unsterblich, und sie können ihre Gestalt verändern. Aber sie vertragen die Sonne.«
»Ähm.« Ella legte die Stirn in Falten. Das passte genau zu dem Referatsthema, an dem sie mit Melissa arbeitete, aber weshalb interessierte sich Jack dafür? »Viele Götter haben sich angeblich von tierischen und menschlichen Opfergaben genährt und traten in Tiergestalt auf. Zeus konnte sich sogar in Goldregen verwandeln, so wie Dracula sich in Nebel und Fledermäuse. Der große Unterschied ist in der Tat, dass die allmächtigen Götter keine Angst vor dem Sonnenlicht haben. Und sie werden geboren, oft auf abenteuerliche Weise, während Menschen durch Bisse zu Vampiren werden.« Melissa horchte auf und blickte Ella erstaunt an, doch sie winkte ab, nicht jetzt .
»Und die Kinder?« wollte Jack wissen.
Ella verstand nicht. »Kinder? Was für Kinder?«
»Von Göttern«, setzte Jack hinzu.
»Waren ebenfalls Götter«, antwortete Ella automatisch. Das sollte er wissen, kann er sich nicht erinnern, wie Ginger uns die Odyssee und die Ilias vorgelesen hat, als wir klein waren? dachte sie. »Oder streng genommen Halbgötter, hatten aber in der Regel außergewöhnliche Fähigkeiten und die Unsterblichkeit von ihrem göttlichen Elternteil geerbt.«
»Haben Götter Menschen zu Göttern gemacht?«
»Eher selten.« Wo kommen all diese Fragen her?
»Was passierte mit ihnen?«
»Keine Ahnung. Götter werden geboren, Vampire gemacht. Von anderen Vampiren, weil sie nicht zur normalen Fortpflanzung fähig sind. Vampire sind tot, Götter leben. Naja, in Mythen zumindest.«
»Können Götter Vampire machen?« fragte Jack. »Aus Menschen?«
»Da bin ich überfragt. Ich denke, theoretisch schon, praktisch gibt es keinen Beweis für ihre Existenz, weder für Götter noch für Vampire.«
»Finde es heraus.«
»Das soll ich für dich herausfinden? Wie denn?« fragte Ella gereizt. »Seit Jahrtausenden gelten sie als Sagen, Mythen, Legenden, Märchen, was auch immer, auf jeden Fall als nicht real.«
»Haben Sagen und Mythen nicht einen realen Kern?«
»Oft, ja«, gestand Ella widerwillig.
»Finde ihn!« sagte Jack mit Nachdruck.
»Ich soll finden, was noch nie ein Mensch gefunden hat?«
Jack überhörte ihren Sarkasmus. »Dann wird es höchste Zeit für die Forschung, meinst du nicht?«
»Niemand hat je eine Legende als wahr erwiesen«, gab Ella zu bedenken.
»Und warum?«
»Der wahre Kern ist meist simpel und natürlich, aber nicht spannend, darum haben die alten Geschichtenerzähler es ausgeschmückt, um es interessanter zu machen. Du darfst die alten Geschichten nicht für authentisch halten.«
»Wenn es doch echt ist, aber der Kern kompliziert und unnatürlich, und die Erzähler es deshalb verdreht haben, weil sie es nicht richtig verstanden? Die Geschichten sind also in der Tat verfälscht, aber nicht übertrieben, sondern nur verdreht. Weil die Unsterblichen ihre Geheimnisse nicht gerne preisgeben wollten. Kann doch sein?«
»Jack...« Ella verstand nicht, was mit ihm los war. Sonst zeigte er nie so großes Interesse an ihrer Arbeit.
»Und was, wenn wir es deswegen für Mythos halten,
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