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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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noch seltener, indem wir es verbrauchen. Das ist schon eine interessante Sache - du kannst ja Hamm einmal danach fragen. Er liebt es, über Atium-Ökonomie zu reden.
    Wie dem auch sei, alle Nebelgeborenen, denen du begegnen wirst, haben vermutlich Atium bei sich. Aber sie werden es nur widerstrebend einsetzen. Also werden sie es in der Regel noch nicht geschluckt haben. Atium ist sehr leicht löslich, und deine Verdauungssäfte können es innerhalb weniger Stunden zersetzen. Deswegen musst du immer ein Gleichgewicht zwischen Bewahren und Benutzen finden. Wenn es so aussieht, als würde dein Gegner Atium einsetzen, solltest du deines ebenfalls nehmen. Vergewissere dich aber vorher, dass er dich nicht dazu verführt, deine Reserve aufzubrauchen, bevor er mit seiner am Ende ist.«
    Vin nickte. »Heißt das, du nimmst mich heute Nacht mit?«
    »Ich werde es vermutlich bereuen«, seufzte Kelsier. »Aber ich weiß nicht, wie ich dich davon abbringen sollte, mich zu verfolgen, es sei denn, ich fessele dich. Aber ich muss dich warnen, Vin. Diese Sache könnte gefährlich werden.
Sehr
gefährlich. Ich beabsichtige nicht, den Obersten Herrscher aufzusuchen, aber ich will mich in seine Festung stehlen. Ich glaube, ich weiß, wo wir einen Hinweis finden, wie man ihn besiegen kann.«
    Vin lächelte und machte einen Schritt nach vorn, als Kelsier sie heranwinkte. Er griff in seinen Beutel, zog eine Phiole hervor und überreichte sie ihr. Sie sah aus wie die anderen allomantischen Phiolen, doch die Flüssigkeit darin enthielt nur einen einzelnen Tropfen Metall. Die Atiumperle war weitaus größer als jene, die er ihr vorhin zu Übungszwecken gegeben hatte.
    »Benutze es erst, wenn es unbedingt nötig ist«, warnte Kelsier sie. »Brauchst du noch andere Metalle?«
    Vin nickte. »Auf dem Weg hierher habe ich den größten Teil meines Stahls verbrannt.«
    Kelsier gab ihr eine weitere Phiole. »So, und jetzt werden wir uns zuerst meine Geldbörse zurückholen.«

Manchmal frage ich mich, ob ich den Verstand verliere.
    Vielleicht liegt das an dem bedrückenden Wissen, dass ich irgendwie die Last der ganzen Welt tragen muss. Vielleicht kommt es von dem Sterben, das ich mit angesehen habe, von den Freunden, die ich verloren habe. Von den Freunden, die ich töten musste.
    Wie dem auch sei, manchmal sehe ich, wie Schatten mir folgen. Dunkle Gestalten, die ich nicht verstehe und nicht zu verstehen wünsche. Sind sie vielleicht nur eine Einbildung meines überlasteten Geistes?

Kapitel 14
    D er Regen setzte ein, kurz nachdem sie die Geldbörse entdeckt hatten. Es war kein heftiger Regen, aber er schien den Nebel ein wenig zu zersetzen. Vin zitterte, zog sich die Kapuze über und kauerte sich neben Kelsier auf das Dach. Er schenkte dem Wetter kaum Beachtung, und Vin versuchte es, ihm gleichzutun. Ein wenig Feuchtigkeit schadete nicht - sie würde vermutlich sogar hilfreich sein, denn der Regen verdeckte den Klang ihrer Schritte.
    Krediksheim lag vor ihnen. Die spitzen, hohen Türme erhoben sich wie dunkle Klauen in die Nacht. Ihr Umfang war höchst unterschiedlich. Einige waren so dick, dass sie Treppenhäuser und große Räume enthalten konnten, doch andere waren kaum mehr als dünne Stahlstangen, die in den Himmel stachen. Diese Verschiedenheit verlieh der Masse eine verdrehte, verschobene Symmetrie - ein Beinahe-Gleichgewicht.
    Die Türme und Spitzen wirkten in der feuchten, nebeligen Luft wie ein böses Vorzeichen - wie die von Asche geschwärzten Knochen eines schon lange verwesten Leichnams. Als Vin sie ansah, verspürte sie ein Gefühl tiefster Niedergeschlagenheit. Es war, als reiche die bloße Nähe zu diesem Gebäude aus, um ihr alle Hoffnung auszusaugen.
    »Unser Ziel ist ein Tunnelkomplex an der Basis eines der Türme ganz rechts außen«, sagte Kelsier, dessen Stimme im leisen Rauschen des Regens kaum mehr hörbar war. »Wir suchen einen Raum in der Mitte dieses Komplexes.«
    »Was befindet sich darin?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Kelsier zu. »Genau das müssen wir herausfinden. An jedem dritten Tag - heute ist keiner dieser Tage - besucht der Oberste Herrscher diese Kammer. Drei Stunden bleibt er dort, dann geht er wieder. Ich habe schon einmal versucht, dort hineinzukommen. Vor drei Jahren.«
    »Damals«, flüsterte Vin, »damals bist du ...«
    »Erwischt worden«, beendete Kelsier den Satz für sie. »Ja. Damals waren wir der Meinung, der Oberste Herrscher lagere in diesem Raum seine Schätze. Inzwischen glaube ich nicht

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