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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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mehr, dass das stimmt, aber ich bin immer noch neugierig. Er besucht die Kammer so regelmäßig, und das finde ich sehr seltsam. Irgendetwas befindet sich in ihr, Vin. Etwas Wichtiges. Vielleicht enthält sie das Geheimnis seiner Macht und Unsterblichkeit.«
    »Warum soll uns das interessieren?«, fragte Vin. »Du hast doch das Elfte Metall und kannst ihn damit besiegen, oder?«
    Kelsier zog die Stirn ein wenig kraus. Vin wartete auf eine Antwort, doch sie erhielt keine. »Beim letzten Mal bin ich nicht hineingekommen«, sagte er stattdessen. »Wir waren unserem Ziel nahe, aber wir waren zu leicht dorthin gelangt. Die Inquisitoren hatten bereits vor der Kammer auf uns gewartet.«
    »Jemand hatte ihnen verraten, dass ihr kommt?«
    Kelsier nickte. »Wir hatten diese Sache seit Monaten geplant. Wir waren sehr zuversichtlich und hatten gute Gründe dazu. Mare und ich waren die Besten - eigentlich hätte alles glatt gehen müssen.« Kelsier machte eine kleine Pause und wandte sich Vin zu. »Für heute Nacht habe ich gar nichts geplant. Wir gehen einfach hinein und werden alle zum Verstummen bringen, die uns daran hindern wollen. Und dann brechen wir in diese Kammer ein.«
    Vin saß still da und spürte das kalte Regenwasser auf ihren nassen Händen und feuchten Armen. Schließlich nickte sie.
    Kelsier lächelte schwach. »Keine Einwände?«
    Vin schüttelte den Kopf. »Ich habe dich überredet, mich mitzunehmen. Daher bin ich nicht in der Lage, jetzt noch Einwände zu erheben.«
    Kelsier kicherte. »Ich vermute, ich war zu lange mit Weher zusammen. Irgendwie fühle ich mich nicht gut, wenn mir keiner sagt, dass ich verrückt bin.«
    Vin zuckte die Achseln. Doch als sie sich auf dem Dach in eine bequemere Lage brachte, spürte sie es erneut: dieses Gefühl der Niedergeschlagenheit, das von Krediksheim ausging.
    »Da ist etwas, Kelsier«, sagte sie. »Der Palast ... es fühlt sich irgendwie falsch an.«
    »Das ist der Oberste Herrscher«, meinte Kelsier. »Er strahlt Gefühle ab wie ein unglaublich mächtiger Besänftiger und erstickt die Emotionen all derer, die in seine Nähe kommen. Setze dein Kupfer ein; das macht dich unempfindlich dagegen.«
    Vin nickte und verbrannte Kupfer. Sofort verschwand das Gefühl.
    »Gut?«, fragte Kelsier.
    Vin nickte erneut.
    »In Ordnung«, sagte er und gab ihr eine Handvoll Münzen. »Bleib in meiner Nähe und halte dein Atium bereit - für alle Fälle.«
    Mit diesen Worten warf er sich vom Dach. Vin folgte ihm. Von den Troddeln ihres Umhangs spritzte das Regenwasser. Während sie fiel, verbrannte sie Weißblech und traf mit allomantisch gestärkten Beinen auf dem Boden auf.
    Kelsier schoss davon, und sie bemühte sich, ihn nicht zu verlieren. Unter normalen Umständen wäre ihre Schnelligkeit auf den nassen Pflastersteinen gefährlich gewesen, doch ihre vom Weißblech unterstützten Muskeln reagierten mit Präzision, Stärke und einem feinen Gefühl für das Gleichgewicht. Sie rannte durch die nasse, nebelige Nacht, verbrannte Zinn und Kupfer - das eine für klarere Sicht, das andere zu ihrem Schutz.
    Kelsier umrundete den Palastkomplex. Seltsamerweise war er nicht von einer Mauer umgeben.
Natürlich nicht. Wer würde es schon wagen, den Obersten Herrscher anzugreifen?
    Den Berg der Tausend Türme umgab nur ebenes, gepflastertes Gelände. Kein Baum, kein Busch, kein Bauwerk lenkte den Blick von der verwirrenden, asymmetrischen Ansammlung von Gebäudeflügeln, Türmen und Spitzen ab, aus denen Krediksheim bestand.
    »Wir sind da«, flüsterte Kelsier, dessen Stimme nur an ihr Ohr dringen konnte, weil es durch das Zinn geschärft war. Er änderte seine Laufrichtung und schoss unmittelbar auf einen gedrungenen, bunkerähnlichen Teil des Palastes zu. Während sie sich ihm näherten, bemerkte Vin zwei Wachen neben einem reich verzierten kleinen Tor.
    Wie der Blitz kam Kelsier über den einen Mann und fällte ihn mit wenigen Stichen seines Messers. Der zweite Mann versuchte aufzuschreien, doch Kelsier sprang ihn an und rammte ihm beide Füße in die Brust. Der Wächter wurde von dem unmenschlich starken Stoß gegen die Wand geschleudert und sackte auf dem Boden zusammen. Eine Sekunde später war Kelsier schon wieder auf den Beinen, rannte gegen das Tor an und stieß es auf.
    Schwaches Lampenlicht ergoss sich aus einem Steinkorridor. Kelsier drückte sich an der Tür vorbei. Vin dämpfte ihr Zinn und folgte ihm schnell in geduckter Haltung, während ihr Herz heftig schlug. So etwas hatte sie in

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