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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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und zog sich an den nun leeren Tisch zurück, an dem sie vorhin mit Milen gesessen hatte. Der heutige Ball fand in der wundervollen Festung Hasting statt. Das massige, runde Hauptgebäude wurde von sechs Türmen flankiert, die allesamt ein wenig von dem zentralen Bau entfernt standen und mit diesem durch Brücken verbunden waren. In alle sieben Türme waren gebogene Bleiglasfenster eingelassen.
    Der Ballsaal befand sich im obersten Stock des breiten Mittelturms. Glücklicherweise bewahrte ein von Skaa betriebenes Aufzugssystem die adligen Gäste davor, zu Fuß bis ganz hinauf steigen zu müssen. Der Ballsaal selbst war nicht so spektakulär wie einige andere, die Vin schon besucht hatte; es handelte sich einfach um eine ungefähr rechteckige Halle mit einer Kuppeldecke und farbigen Glasfenstern rundum.
    Erstaunlich, wie schnell man sich an gewisse Dinge gewöhnt,
dachte Vin.
Vielleicht tun die Adligen deshalb so schreckliche Dinge. Sie töten schon so lange, dass es niemanden mehr aufregt.
    Sie bat einen Diener, Sazed zu holen, und setzte sich, damit sich ihre Füße erholen konnten.
Ich wünschte, Kelsier würde sich beeilen und zurückkommen,
dachte sie. Die Mannschaft - einschließlich Vin - schien weniger motiviert zu sein, wenn er nicht da war. Es war nicht so, dass sie nicht arbeiten wollte, doch Kelsiers schwungvoller Geist und Optimismus hielten sie in Gang.
    Vin schaute müßig umher, und sie bemerkte Elant Wager, der nicht weit von ihr entfernt stand und sich mit einer kleinen Gruppe junger Adliger unterhielt. Sie erstarrte. Ein Teil von ihr - der Vin-Teil - wollte weglaufen und sich verstecken. Trotz ihres umfangreichen Kleides würde sie unter einen Tisch passen.
    Doch seltsamerweise war der Valette-Teil stärker.
Ich muss mit ihm reden,
dachte sie.
Nicht wegen Schan, sondern weil ich die Wahrheit herausfinden muss. Docksohn hat übertrieben. Er
muss
übertrieben haben.
    Seit wann war sie so mutig? Noch als sie aufstand, war Vin erstaunt über ihre feste Entschlossenheit. Sie durchquerte den Ballsaal und überprüfte dabei kurz ihr schwarzes Kleid. Einer von Elants Gefährten tappte ihm auf die Schulter und nickte in Vins Richtung. Elant drehte sich um, und die beiden anderen Männer zogen sich zurück.
    »Ah, Valette«, sagte er, als sie vor ihm stehen blieb. »Ich bin spät eingetroffen. Ich wusste gar nicht, dass Ihr hier seid.«
    Lügner. Natürlich wusstest du das. Valette würde doch niemals den Hasting-Ball versäumen.
Wie sollte sie es zur Sprache bringen? Wie sollte sie ihre Frage formulieren? »Ihr seid mir aus dem Weg gegangen«, sagte sie schließlich.
    »Also, das würde ich nicht gerade sagen. Ich war nur sehr beschäftigt. Hausangelegenheiten. Außerdem habe ich Euch gewarnt und Euch gesagt, dass ich grob bin, und ...« Er verstummte und fragte dann: »Valette? Ist alles in Ordnung?«
    Vin bemerkte, dass sie schniefte, und sie spürte eine Träne auf ihrer Wange.
Du Idiot!,
dachte sie, während sie sich die Augen mit Lestiborners Taschentuch rieb.
Du verdirbst dir die Schminke.
    »Valette, Ihr zittert ja!«, sagte Elant besorgt. »Kommt, wir gehen auf den Balkon, damit Ihr frische Luft atmen könnt.«
    Sie ließ es zu, dass er sie von der Musik und den plaudernden Menschen wegführte, und sie traten hinaus in die stille, dunkle Luft. Der Balkon - einer von vielen, die aus dem obersten Stockwerk des mittleren Turms von Hasting ragten - war leer. Eine einzige Steinlaterne war in die Brüstung eingelassen, und einige geschmackvoll angeordnete Pflanzen standen in den Ecken.
    Nebel trieb durch die Luft, allgegenwärtig wie immer, aber der Balkon war so nahe der Wärme, die aus der Festung drang, dass die Schwaden hier nur sehr dünn waren. Elant schenkte ihnen keine Beachtung. Wie die meisten Adligen, so sah auch er die Angst vor dem Nebel als dummen Skaa-Aberglauben an, und vermutlich hatte er damit Recht.
    »Also, was ist los?«, fragte er. »Ich gebe zu, dass ich Euch in letzter Zeit nicht gebührend beachtet habe. Es tut mir leid, denn das habt Ihr nicht verdient. Ihr habt Euch so gut eingelebt, dass Ihr niemanden mehr braucht, der Euch Schwierigkeiten macht ...«
    »Habt Ihr je mit einer Skaa-Frau geschlafen?«, fragte Vin.
    Elant wirkte verblüfft. »Darum geht es also. Wer hat Euch denn das gesagt?«
    »Habt Ihr?«, wollte Vin wissen.
    Elant schwieg.
    Oberster Herrscher! Es stimmt!
    »Setzt Euch«, sagte Elant und zog ihr einen Stuhl heran.
    »Also ist es wahr?«, fragte Vin, während sie

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