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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Platz nahm. »Ihr habt es getan. Er hat Recht, ihr alle seid Ungeheuer.«
    »Ich ...« Er legte die Hand auf Vins Arm, aber sie zog ihn fort und spürte dabei, wie eine Träne an ihrem Gesicht herunterrann und auf ihr Kleid tropfte. Sie rieb sich die Augen, und Schminke klebte an ihrem Taschentuch.
    »Es ist passiert, als ich dreizehn war«, sagte Elant leise. »Mein Vater glaubte, es sei an der Zeit, dass ich zum ›Mann‹ werde. Ich wusste nicht einmal, dass man das Mädchen hinterher umbringen würde, Valette. Ehrlich. Ich habe es nicht gewusst.«
    »Und danach?«, wollte sie wissen und spürte, wie sie immer wütender wurde. »Wie viele Mädchen habt Ihr ermordet, Elant Wager?«
    »Keines! Nie wieder habe ich so etwas getan, Valette. Nicht, nachdem ich herausgefunden habe, was nach dem ersten Mal passiert ist.«
    »Ihr erwartet von mir, dass ich das glaube?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Elant. »Seht, ich weiß, dass es für die Damen bei Hofe üblich ist, alle Männer als Tiere hinzustellen, aber Ihr müsst mir glauben. Wir sind nicht alle so.«
    »Mir hat man das Gegenteil gesagt«, meinte Vin.
    »Wer war das? Jemand aus dem Landadel? Valette, sie kennen uns nicht. Sie sind eifersüchtig auf uns, weil wir den größten Teil, des Kanalsystems kontrollieren, und vielleicht sind sie es zu Recht. Aber ihr Neid macht aus uns noch lange keine schrecklichen Menschen.«
    »Wie viele?«, fragte Vin. »Wie viele Adlige tun solche Dinge?«
    »Vielleicht ein Drittel«, antwortete Elant. »Ich bin mir nicht sicher. Das sind nicht die Menschen, mit denen ich meine Zeit verbringe.«
    Sie wollte ihm unbedingt glauben, und gerade dieses Verlangen hätte sie misstrauisch machen sollen. Aber wenn sie ihm in die Augen schaute - in diese Augen, die ihr immer so ehrlich erschienen waren -, dann spürte sie, wie sie schwankte. Zum ersten Mal in ihrem Leben achtete sie nicht auf Reens Geflüster und glaubte Elant einfach.
    »Ein Drittel«, wiederholte sie flüsternd.
So viele. Aber wenigstens nicht alle.
Sie rieb sich die Augen, und Elant bemerkte ihr Taschentuch.
    »Wer hat Euch das gegeben?«, fragte er neugierig.
    »Ein Verehrer«, antwortete Vin.
    »Ist das derjenige, der Euch all diese Dinge über mich erzählt hat?«
    »Nein, das war ein anderer«, sagte Vin. »Er behauptet, alle Adligen - oder eher alle Adligen aus Luthadel - seien schreckliche Menschen. Er ist der Ansicht, dass die Damen bei Hofe es nicht einmal als Ehebruch ansehen, wenn ihre Männer mit Skaa-Huren schlafen.«
    Elant schnaubte. »Dann kennt Euer Informant die Frauen nicht besonders gut. Zeigt mir auch nur eine Ehefrau, die sich nicht ärgert, wenn ihr Gemahl eine andere hat - sei es eine Skaa oder eine Adlige.«
    Vin nickte, holte tief Luft und beruhigte sich wieder. Sie war verlegen, aber auch erleichtert. Elant kniete sich neben ihren Stuhl und schien noch immer besorgt zu sein.
    »Gehört Euer Vater zu diesem Drittel?«, fragte sie.
    Elant errötete im schwachen Licht und senkte den Blick. »Er mag alle Arten von Geliebten: Skaa, Adlige ... es ist ihm egal. Ich denke immer wieder an jene Nacht, Valette. Ich wünschte mir ... ich weiß nicht.«
    »Es war nicht eure Schuld, Elant«, sagte sie. »Ihr wart doch nur ein dreizehn Jahre alter Junge, der das getan hat, was sein Vater ihm befohlen hat.«
    Elant schaute weg, aber ihr waren der Zorn und die Schuldgefühle in seinen Augen nicht entgangen. »Jemand muss dafür sorgen, dass diese Dinge nicht mehr geschehen«, sagte er leise. Vin war verblüfft über die Eindringlichkeit seiner Worte.
    Er ist ein Mann, dem das alles nicht gleichgültig ist,
dachte sie.
Ein Mann wie Kelsier oder Docksohn. Ein guter Mann. Warum begreifen sie das nicht?
    Schließlich seufzte Elant, stand auf und zog sich einen Stuhl heran. Er setzte sich, stützte einen Ellbogen am Geländer ab und fuhr sich durch das zerzauste Haar. »Ihr seid vermutlich nicht die erste Dame, die ich auf einem Ball zum Weinen gebracht habe, aber Ihr seid die Erste, bei der es mir etwas ausmacht. Meine überragende Ehrenhaftigkeit hat offenbar einen neuen Tiefstand erreicht.«
    Vin lächelte. »Ihr seid nicht der Grund für meine Tränen«, sagte sie und lehnte sich zurück. »Die letzten Monate waren ein wenig ... erschöpfend. Als ich diese Dinge herausgefunden habe, war ich einfach nicht in der Lage, richtig mit ihnen umzugehen.«
    »Gegen die Verdorbenheit Luthadels muss endlich etwas unternommen werden«, sagte Elant. »Der Oberste Herrscher bemerkt

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