Kinder Des Nebels
zuckte die Achseln. »Na gut. Wir sollten jetzt gehen. Ich bezweifle, dass der junge Wager und seine Kameraden noch über irgendetwas Wichtiges reden werden.«
Vin bewegte sich nicht.
»Ich habe ihnen schon bei drei verschiedenen Gelegenheiten zugehört, Vin«, sagte Kelsier. »Wenn du willst, gebe ich dir eine Zusammenfassung ihrer Gespräche.«
»In Ordnung«, meinte sie seufzend. »Aber ich habe Sazed gesagt, dass ich mich mit ihm wieder auf dem Ball treffe.«
»Dann mach dich auf den Weg«, sagte Kelsier. »Ich verspreche dir, ihm nicht zu verraten, dass du herumgeschlichen bist und Allomantie benutzt hast.«
»Er hat mir selbst gesagt, dass ich das darf«, wandte Vin ein.
»Das hat er tatsächlich getan?« Vin nickte.
»Mein Fehler«, gestand Kelsier. »Saze sollte dir einen Mantel holen, bevor ihr den Ball verlasst. Die Vorderseite deines Kleides ist über und über mit Asche beschmiert. Ich erwarte dich in Keulers Laden. Lass dich zusammen mit Sazed von der Kutsche dort absetzen; danach soll sie aus der Stadt fahren. So wahren wir den Schein.«
Vin nickte erneut. Kelsier blinzelte ihr zu und sprang von dem Wehrgang in den Nebel hinein.
Ich kann nur mir selbst vertrauen. Ich habe Männer gesehen, die sich die Fähigkeit ausgeprügelt haben, das Wahre und Gute zu erkennen, und ich glaube nicht, dass ich zu ihnen gehöre. Ich kann noch die Tränen in den Augen eines Kindes sehen und die Schmerzen seines Leides spüren.
Wenn ich diese Fähigkeit je verlieren sollte, dann weiß ich, dass ich jede Hoffnung auf Erlösung verloren habe.
Kapitel 24
K elsier befand sich bereits im Laden, als Vin und Sazed eintrafen. Er saß mit Hamm, Keuler und Spuki in der Küche, und sie genossen einen spätabendlichen Trunk.
»Hamm!«, rief Vin freudig, als sie durch die Hintertür trat. »Du bist zurück!«
»Jawoll«, meinte er fröhlich und hob den Becher.
»Du warst ja eine ganze Ewigkeit weg!«
»Das kann man wohl sagen«, meinte Hamm mit ernster Stimme.
Kelsier lachte, erhob sich und füllte seinen Becher auf. »Hamm ist es allmählich leid, den General zu spielen.«
»Ich musste eine Uniform tragen«, beklagte sich Hamm und streckte sich. Nun trug er wieder die altbekannte Weste und eine bequeme Hose. »Selbst die Plantagen-Skaa werden nicht so schrecklich gefoltert.«
»Versuch einfach, von Zeit zu Zeit mal etwas Formelleres zu tragen«, schlug Vin vor und setzte sich. Sie hatte die Vorderseite ihres Kleides ausgebürstet, und es sah nicht halb so schlimm aus, wie sie befürchtet hatte. Das schwärzliche Grau der Asche hob sich noch ein wenig von dem dunklen Stoff ab, und er war dort ein wenig rau geworden, wo sie gegen den Stein gescheuert war, aber beides war kaum zu sehen.
Hamm lachte. »Anscheinend bist du während meiner Abwesenheit zu einer richtigen jungen Dame geworden.«
»Wohl kaum«, erwiderte Vin, als Kelsier ihr einen Becher mit Wein reichte. Sie hielt inne und nahm einen Schluck.
»Herrin Vin ist sehr bescheiden, Meister Hammond«, sagte Sazed, während er Platz nahm. »Sie hat große Fortschritte in der höfischen Kunst gemacht und beherrscht sie inzwischen besser als die meisten echten Adligen, die ich bisher kennengelernt habe.«
Vin errötete, und Hamm lachte erneut. »Demut, Vin? Von wem hast du denn eine so schlechte Eigenschaff gelernt?«
»Bestimmt nicht von dir«, warf Kelsier ein und bot auch Sazed einen Becher Wein an. Der Terriser hob die Hand in respektvoller Ablehnung.
»Natürlich hat sie das auch nicht von
dir,
Kell«, sagte Hamm. »Vielleicht hat Spuki es ihr beigebracht. Er scheint der einzige in unserer Mannschaft zu sein, der weiß, wie man den Mund geschlossen hält, nicht wahr, Junge?«
Spuki errötete und versuchte, Vin nicht direkt anzusehen.
Irgendwann muss ich ihn mir einmal vornehmen,
dachte sie.
Aber nicht heute Abend. Kelsier ist zurück, und Elant ist kein Mörder. Heute Abend kann ich mich entspannen.
Schritte ertönten draußen auf der Treppe, und einen Augenblick später schlenderte Docksohn ins Zimmer. »Eine Feier? Und keiner hat mich geholt?«
»Du schienst beschäftigt zu sein«, sagte Kelsier.
»Außerdem wissen wir, dass du zu verantwortungsbewusst bist, um mit einem Haufen von Schurken wie uns herumzusitzen und dich zu betrinken«, fügte Hamm hinzu.
»Irgendjemand muss doch die Mannschaft antreiben«, erwiderte Docksohn fröhlich und goss sich einen Becher Wein ein. Dann hielt er inne und warf Hamm einen düsteren Blick zu. »Diese Weste
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