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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Herrschers werden sicherlich nach dem Hauptquartier der Armee suchen - vielleicht tun sie es bereits.«
    Kelsier nickte. »Du hast Recht. Komm, wir gehen.«
    *
    Kelsier ließ sich in die Kaverne hinunter. Er musste sein Zinn anfachen, damit er in der tiefen Finsternis, die nur schwach durch das von oben eindringende Sonnenlicht erhellt wurde, etwas sehen konnte. Die Geräusche, die Vin bei ihrem Abstieg in dem Spalt über ihm verursachte, waren wie Donner in seinen höchst empfindlich gewordenen Ohren. In der Kaverne selbst war ... nichts. Kein Klang, kein Licht.
    Sie hat sich geirrt,
dachte Kelsier.
Es ist keiner hiergeblieben.
    Langsam stieß Kelsier die Luft aus und versuchte, ein Ventil für seine Enttäuschung und Wut zu finden. Er hatte die Männer auf dem Schlachtfeld alleingelassen. Er schüttelte den Kopf, schenkte dem, was der gesunde Menschenverstand ihm in diesem Augenblick sagte, keine Beachtung. Sein Zorn war noch zu frisch.
    Vin sprang neben ihm auf den Höhlenboden; ihre Gestalt war nicht mehr als ein Schatten für seine angespannten Augen.
    »Leer«, verkündete er; seine Stimme hallte hohl in der Kaverne wider. »Du hattest Unrecht.«
    »Nein«, flüsterte Vin. »Da.«
    Plötzlich war sie fort; mit katzenhafter Geschmeidigkeit huschte sie über den Boden. Kelsier rief ihr nach und folgte dann ihren Geräuschen in die Finsternis eines der Tunnel hinein.
    »Vin, komm zurück! Da ist nichts ...«
    Kelsier blieb stehen. Ganz schwach sah er vor sich in dem Gang einen flackernden Schein.
Verdammt und zugenäht! Wie hat sie das von so weit entfernt sehen können?
    Noch immer hörte er Vin vor ihm. Kelsier ging nun vorsichtiger. Er überprüfte seine Metallreserven und fürchtete eine Falle von Agenten des Ministeriums. Als er sich dem Licht näherte, rief eine Stimme vor ihm: »Wer ist da? Das Passwort!«
    Kelsier ging weiter. Nun war das Licht so hell geworden, dass er eine Gestalt mit einem Speer in dem Gang erkannte. Vin wartete zusammengekauert in der Dunkelheit. Sie sah Kelsier fragend an, als dieser an ihr vorbeiging. Für den Augenblick schien sie die Erschöpfung nach dem Löschen des Weißblechs überwunden zu haben. Doch wenn sie endgültig rasteten, würde Vin sie noch deutlich spüren.
    »Ich kann euch hören!«, rief die Wache ängstlich. Die Stimme klang ein wenig vertraut. »Zeigt euch.«
    Hauptmann Demoux,
dachte Kelsier.
Einer von uns. Es ist keine Falle.
    »Das Passwort«, befahl Demoux.
    »Ich brauche kein Passwort«, erwiderte Kelsier und trat ins Licht.
    Demoux senkte den Speer. »Kelsier! Ihr seid gekommen ... bedeutet das, dass die Armee gesiegt hat?«
    Kelsier schenkte dieser Frage keine Beachtung. »Warum bewachst du nicht den Eingang dort hinten?«
    »Wir ... waren der Meinung, es sei besser, sich in den inneren Komplex zurückzuziehen, Herr. Es sind nicht mehr viele von uns hier.«
    Kelsier warf einen Blick zurück auf den Korridor, der zum Eingang führte.
Wie lange wird es wohl dauern, bis die Soldaten des Obersten Herrschers einen Gefangenen finden, der zu reden bereit ist? Vin hatte doch Recht - wir müssen diese Männer in Sicherheit bringen.
    Vin erhob sich und kam näher. Sie betrachtete den Soldaten mit ihren sanften, eindringlichen Augen. »Wie viele von euch sind noch hier unten?«
    »Etwa zweitausend«, sagte Demoux. »Wir ... haben uns geirrt, Herr. Es tut mir leid.«
    Kelsier erwiderte seinen Blick. »Geirrt?«
    »Wir dachten, General Yeden handelt übereilt«, erklärte Demoux und errötete schamhaft. »Wir sind zurückgeblieben. Wir wollten nicht ihm, sondern Euch gegenüber loyal sein. Aber wir hätten mit dem Rest der Armee gehen sollen.«
    »Die Armee ist vernichtet«, sagte Kelsier barsch. »Sammle deine Männer, Demoux. Wir müssen
sofort
aufbrechen.«
    *
    Während Kelsier in jener Nacht auf einem Baumstumpf saß und die Nebelschwaden ihn umflossen, zwang er sich, den Ereignissen des Tages ins Auge zu blicken.
    Er saß mit gefalteten Händen da und lauschte den letzten, schwachen Lauten, die seine Männer von sich gaben, als sie sich schlafen legten. Glücklicherweise hatte jemand daran gedacht, die Gruppe auf eine rasche Abreise vorzubereiten. Jeder Mann hatte einen Schlafsack, eine Waffe und genug Nahrung für zwei Wochen dabei. Sobald Kelsier herausfand, wer so weitsichtig gewesen war, würde er den Mann befördern.
    Doch es gab nicht mehr viele Soldaten, die einen Befehlshaber brauchten. Unter den verbliebenen zweitausend Männern befanden sich

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