Kinder Des Nebels
einem Treffen eingeladen, auf dem ich einen gefährlichen Plan erläutert habe - einen Plan, den manche auch als dumm bezeichnen könnten. Ich werde ihn nicht umbringen lassen, nur weil er für sich entschieden hat, dass die Sache zu gefährlich ist. Wenn ich so etwas tun würde, dann würde schon bald niemand mehr meinen Plänen zuhören.«
»Außerdem laden wir niemanden zu einem solchen Treffen ein, dem wir nicht vollkommen vertrauen«, fügte Docksohn hinzu.
Unmöglich,
dachte Vin und runzelte die Stirn. Er log, um die Moral der Truppe aufrechtzuhalten. Niemand konnte so vertrauensselig sein. Hatten die anderen denn nicht gesagt, dass Kelsiers Scheitern vor einigen Jahren - jenes Ereignis, wegen dem man ihn in die Gruben geschickt hatte - nur einem Verrat zuzuschreiben gewesen war? Vermutlich wurde Keuler bereits in diesem Augenblick von gedungenen Mördern verfolgt, die dafür sorgten, dass er mit seinem Wissen nicht zur Obrigkeit ging.
»In Ordnung, Yeden«, sagte Kelsier und redete wieder über die Arbeit. »Sie haben den Auftrag angenommen. Der Plan wird ausgeführt. Bist du noch dabei?«
»Gibst du den Rebellen ihr Geld zurück, wenn ich Nein sage?«, fragte Yeden zurück.
Die einzige Antwort darauf war ein leises Kichern von Hamm. Yedens Miene verdüsterte sich, und er schüttelte den Kopf. »Wenn mir etwas anderes übrigbliebe ...«
»Hör auf, dich zu beschweren«, sagte Kelsier. »Du gehörst jetzt offiziell zu einer Diebesbande, also kannst du auch herüberkommen und dich zu uns gesellen.«
Yeden hielt einen Augenblick inne, dann seufzte er und setzte sich zu Weher, Hamm und Docksohn an den Tisch, neben dem Kelsier noch immer stand. Vin saß weiterhin am Nachbartisch.
Kelsier drehte sich um und schaute das Mädchen an. »Und was ist mit dir, Vin?«
Sie zögerte.
Warum fragt er mich? Er weiß doch schon, dass er mich in seiner Gewalt hat. Der Auftrag ist unwichtig; mir geht es nur darum, das zu lernen, was er weiß.
Kelsier wartete gespannt.
»Ich bin dabei«, sagte Vin schließlich, denn sie vermutete, dass es das war, was er hören wollte.
Sie schien Recht zu haben, denn Kelsier lächelte und nickte in Richtung des letzten Stuhls am Tisch.
Seufzend erhob sich Vin und nahm auf dem Stuhl Platz. »Wer ist denn dieses Kind?«, fragte Yeden.
»Eine Mittelsperson«, erklärte Weher.
Kelsier hob eine Braue. »Eigentlich ist Vin eher so etwas wie eine neue Rekrutin. Mein Bruder hat sie dabei erwischt, wie sie vor einigen Monaten seine Gefühle besänftigt hat.«
»Eine Besänftigerin, was?«, fragte Hamm. »Von denen können wir nie genug haben.«
»Anscheinend kann sie auch die Gemüter der Leute aufwiegeln«, bemerkte Kelsier.
Weher zuckte zusammen.
»Wirklich?«, fragte Hamm.
Kelsier nickte. »Dox und ich haben sie vor ein paar Stunden auf die Probe gestellt.«
Weher kicherte. »Und da habe ich ihr vorhin noch gesagt, sie würde in ihrem Leben außer dir vermutlich nie einem anderen Nebelgeborenen begegnen.«
»Ein zweiter Nebelgeborener in unserer Truppe ...«, meinte Hamm anerkennend. »Das vergrößert unsere Möglichkeiten beträchtlich.«
»Was sagst du da?«, platzte Yeden heraus. »Eine Skaa kann keine Nebelgeborene sein. Ich bin nicht einmal sicher, ob die Nebelgeborenen überhaupt existieren! Zumindest bin
ich
noch nie einem begegnet.«
Weher hob eine Braue und legte die Hand auf Yedens Schulter. »Du solltest nicht so viel reden, mein Freund«, empfahl er. »Dann wirkst du weitaus weniger dämlich.«
Yeden schüttelte Wehers Hand ab, und Hamm lachte. Vin jedoch saß still da und dachte über das nach, was Kelsier gesagt hatte. Der Plan, das Atium des Obersten Herrschers zu stehlen, klang verlockend, aber musste man dafür gleich die ganze Stadt einnehmen? Waren diese Männer wirklich so verwegen?
Kelsier zog sich einen Stuhl an den Tisch heran und setzte sich verkehrt herum darauf, wobei er die Arme auf die Rückenlehne legte. »In Ordnung«, sagte er. »Wir haben unsere Mannschaft zusammen. Beim nächsten Treffen planen wir die Einzelheiten, und ich will, dass ihr bis dahin über diesen Auftrag nachdenkt. Ich habe schon ein paar Pläne, aber ich brauche ausgeruhte Köpfe, wenn wir über die Sache reden. Wir müssen einen Weg finden, die gesamte Garnison von Luthadel aus der Stadt zu locken und Luthadel dermaßen ins Chaos zu stürzen, dass die Großen Häuser ihre eigenen Streitkräfte nicht gegen Yedens Armee mobilisieren können.«
Alle Mitglieder der Truppe,
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