Kinder Des Nebels
Dinge erheblich«, sagte Renoux.
Kelsier zuckte die Achseln. »Vin wird deine Erbin sein.«
Renoux schüttelte den Kopf. »Ein Mädchen ihres Alters
könnte
erbberechtigt sein, aber es würde Verdacht erregen, wenn ich sie auswähle. Es gibt eine Menge legitime männliche Verwandte in der Renoux-Linie, die eine viel bessere Wahl darstellen würden. Es wäre schon schwierig genug, einen Mann mittleren Alters durch die höfische Prüfung zu schmuggeln, aber ein junges Mädchen ... Nein, zu viele Leute würden Nachforschungen über ihre Herkunft anstellen. Unsere gefälschten Stammbäume können einer oberflächlichen Überprüfung standhalten, aber wenn jemand tatsächlich Boten aussenden sollte, um ihr Umfeld zu untersuchen ...«
Kelsier zog die Stirn kraus.
»Außerdem spricht noch ein anderer Grund dagegen«, fügte Renoux hinzu. »Wenn ich ein junges, unverheiratetes Mädchen zu meiner Erbin bestimmen sollte, würde sie sofort zu einem der begehrtesten Mündel in ganz Luthadel. Sobald sie aber so viel Aufmerksamkeit bekommt, wird es sehr schwierig für sie sein, für uns zu spionieren.«
Vin errötete bei diesem Gedanken. Erstaunlicherweise spürte sie, wie ihr Mut unter den Worten des alten Schwindlers sank.
Das ist die einzige Rolle, die Kelsier für mich in diesem Plan vorgesehen hat. Wenn ich sie nicht spielen kann, welchen Wert habe ich dann noch für die Mannschaft?
»Was also schlägst du vor?«, fragte Kelsier.
»Nun, sie muss ja nicht unbedingt meine Erbin sein«, meinte Renoux. »Was wäre, wenn sie stattdessen nur der junge Spross irgendeines Adelshauses ist, den ich mit nach Luthadel gebracht habe? Vielleicht habe ich ihren Eltern - meinen fernen, aber mir sehr teuren Verwandten - versprochen, ihre Tochter bei Hofe einzuführen? Dann würde jedermann annehmen, mein hintergründiges Motiv dabei sei, sie an einen Sohn aus dem Hochadel zu verheiraten und dadurch eine weitere Beziehung zu den Mächtigen und Wichtigen zu knüpfen. In diesem Fall würde sie jedoch keine so große Aufmerksamkeit erregen, denn sie wäre nur von relativ niedriger Herkunft und überdies ein wenig bäuerlich.«
»Was erklären würde, warum sie etwas weniger geschliffene Manieren als die anderen Höflinge hat«, sagte Kelsier. »Womit ich dich nicht beleidigen will, Vin.«
Vin schaute von dem Stück Brot auf, das sie in eine Serviette eingewickelt hatte und soeben in ihrer Hemdtasche verstauen wollte. »Warum sollte ich denn beleidigt sein?«
Kelsier lächelte. »Egal.«
Renoux nickte gedankenverloren. »Ja, so wird es gehen. Alle werden annehmen, dass Graf Renoux bald in den Hochadel aufsteigen will, also wird man Vin aus Höflichkeit in ihren Reihen akzeptieren. Sie ist aber so unwichtig, dass die meisten Leute sie nicht beachten werden. Das ist die ideale Bedingung für das, was wir von ihr erwarten.«
»Das gefällt mir«, sagte Kelsier. »Kaum jemand erwartet, dass sich ein Mann deines Alters und Berufsstandes mit Bällen und Festlichkeiten abgibt, aber wenn du statt einer schriftlichen Ablehnung eine junge Frau zu der Einladung schickst, wird das sogar deinem Ruf helfen.«
»Allerdings«, sagte Renoux. »Sie braucht aber noch etwas Schliff - nicht nur in der äußeren Erscheinung.«
Vin wand sich unter den prüfenden Blicken der beiden Männer. Es sah so aus, als würde sie ihre Rolle in dem Plan nun doch spielen können, und plötzlich begriff sie, was das bedeutete. Renoux' Gegenwart war ihr unangenehm - und er war nur ein
falscher
Adliger. Wie würde sie reagieren, wenn sie sich in einem Raum voller richtiger befand?
»Ich fürchte, ich muss mir Sazed für eine Weile von dir ausborgen«, sagte Kelsier.
»Das geht in Ordnung«, antwortete Renoux. »Er ist ja eigentlich nicht mein, sondern dein Diener.«
»In Wirklichkeit ist er niemandes Diener mehr, nicht wahr, Saze?«
Sazed hielt den Kopf schräg. »Ein Terriser ohne Herr und Meister ist wie ein Soldat ohne Waffe, Meister Kelsier. Ich habe meine Zeit im Dienst von Graf Renoux genossen, und ich werde es genauso genießen, wieder in Eure Dienste zurückzukehren.«
»Oh, du wirst nicht in meine Dienste zurückkehren«, berichtigte Kelsier ihn.
Sazed hob eine Braue.
Kelsier nickte in Vins Richtung. »Renoux hat Recht, Saze. Vin braucht eine gewisse Ausbildung, und ich kenne viele Leute aus dem Hochadel, die weniger kultiviert sind als du. Glaubst du, du kannst dem Mädchen dabei helfen?«
»Ich bin sicher, dass ich der jungen Dame einen gewissen
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