Kinder des Sturms
Punkt, dachte sie und ließ das Thema fallen, obgleich sie gerne noch etwas länger in seiner Seele herumgestochert hätte. »Tja, da Sie nun einmal hier sind, warum erzählen Sie mir nicht, wie Ihnen das Cottage gefällt?«
Seine Anspannung – eine Anspannung, die ihn irritierte – legte sich ein wenig, er hob seine erste Tasse Kaffee an die Lippen und schlug die Eier auf. »Ich habe gerade ein Fax an meine Mutter abgeschickt, in dem ich geschrieben habe, dass das Cottage ein herrliches Motiv für eine Postkarte abgäbe.«
»Ein Fax? Ist das die Art, in der Ihre Mutter und Sie kommunizieren?«
»Meine Mutter und ich bedienen uns neuer Technologien, wenn sie nützlich sind.« Er besann sich auf sein gutes Benehmen und brachte ihr ebenfalls eine Tasse Kaffee an den Tisch. »Durch die Verbindung von Altem und von Neuem schaffen
wir uns die beste aller Welten, finden Sie nicht auch? Ich genieße es in vollen Zügen, in einem strohgedeckten Cottage auf dem irischen Land leben zu können, ohne dass ich deshalb auf die Annehmlichkeiten der modernen Technik zu verzichten gezwungen bin.«
»Und wie steht es mit Ihrem Geist?«
Er hatte für gewöhnlich eine äußerst ruhige Hand, doch jetzt hätte er beinahe die Pfanne umgekippt. »Ich würde nicht gerade behaupten, dass es mein Geist ist.«
»Solange Sie hier leben, schon. Unsere gute Lady Gwen ist eine tragische Gestalt, und auch wenn ich durchaus Mitgefühl empfinde und die Romantik der Geschichte schätze, fällt es mir doch schwer, zu verstehen, wie jemand selbst nach seinem Ableben noch über Jahrhunderte hinweg um eine verlorene Liebe trauern kann. Schließlich geht es vor allem um das Leben, meinen Sie nicht auch, und darum, dafür zu sorgen, dass es für einen selber funktioniert.«
»Was wissen Sie von ihr?«
»Ich nehme an, dasselbe, was wahrscheinlich jeder hier in der Gegend von ihr weiß.« Es machte ihr Spaß, seinen langen, geschmeidigen Fingern bei der Arbeit zuzusehen. »Obgleich Jude für ihr Buch eine regelrechte Studie über sie verfasst hat und mehrere Menschen, die ich kenne, behaupten, sie hätten Lady Gwen tatsächlich mit eigenen Augen gesehen.«
Er sah über seine Schulter. Sein Blick drückte weniger Überraschung als vielmehr Argwohn aus. »Und, haben Sie sie auch schon mal gesehen?«
»Ich glaube nicht, dass ich der Typ bin, mit dem ein Geist seine Zeit verbringen möchte. Aber vielleicht wird sie sich Ihnen ja mal zeigen, denn schließlich ist das hier das Haus, in dem sie seit Jahrhunderten herumspukt.«
»Eine Erscheinung wie die Ihre reicht mir vollkommen aus. Aber wie sieht es mit der zweiten Hälfte der Legende, mit diesem Carrick, aus?«
»Oh, er ist wirklich clever und beherrscht jede Menge Tricks. Starrsinn, Stolz und Jähzorn haben ihn in seine jetzige Lage gebracht, und es ist ihm nicht zu dumm, irgendwelche Kniffe anzuwenden, um den Schaden nun, da die Zeit um ist, endlich zu beheben. Vielleicht ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, aber Brenna trägt ihren Verlobungs – und ihren Ehering während der Arbeit an einer Kette um den Hals.«
»Ich habe einmal erlebt, wie ein Mann bei der Arbeit beinahe den Finger verloren hätte, weil sein Ehering sich in einer Säge verfangen hatte. Es ist vernünftig, wenn sie dieses Risiko gar nicht erst eingeht.« Er nahm zwei Teller aus dem Schrank und teilte das Omelette mit den geschickten, effizienten Bewegungen, die sie so sehr schätzte, in zwei Hälften. »Aber was haben Brennas Ringe mit der Legende zu tun?«
»Ihr Verlobungsring ist mit einer der Perlen besetzt, die Carrick Gwen als zweites Geschenk angeboten hat. Mit einer der Tränen des Mondes, die er in seinem Zauberbeutel eingesammelt hat. Carrick hat die Perle Shawn gegeben.«
Trevor zog die Brauen in die Höhe, wandte, da er gerade zwei Bestecke suchte, Darcy jedoch dabei den Rücken zu. »Ein wirklich großzügiges Geschenk.«
»Keine Ahnung, aber Shawn bekam die Perle von Carrick, als er das Grab der alten Maude besuchte, und jetzt gehört sie Brenna. Das erste Geschenk des Feenprinzen an seine Geliebte waren Diamanten. Die Juwelen der Sonne. Fragen Sie ruhig Jude danach, falls es Sie interessiert. Und das dritte und letzte Geschenk waren Saphire. Er nannte sie das Herz der See.«
»Das Herz der See.« Trevor dachte zurück an seinen Traum und starrte unweigerlich auf seine eigene Hand.
»Nichts weiter als eine hübsche Geschichte, werden Sie sich sagen, und dasselbe würde auch ich denken, wenn nicht
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