Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
Vom Netzwerk:
Gallagher, inzwischen auf der anderen Seite des Atlantiks lebt, übernehme ich es, Ihnen zu raten, nicht mit dem Mädchen zu spielen, Trevor. Sie ist kein Schmuckstück wie das hübsche Armband, das sie irgendwo aus einem Schaufenster geholt haben. Sie hat ein großes, warmes Herz, selbst wenn sie es häufig vor anderen verbirgt. Und egal, was sie Ihnen und auch sich selbst vormacht, egal, dass Sie sagt, Sie beide hätten miteinander einfach ein bisschen Spaß, wird sie genau wie jede andere Frau darunter leiden, wenn man sie schlecht behandelt.«
    »Ich habe nicht die Absicht, sie schlecht zu behandeln.« Trevors Stimme bekam einen kühlen, beinahe herablassenden Klang.

    Er war nicht die Art von Mann, die es gewöhnt war, Befehle, Ratschläge oder auch nur Warnungen zu bekommen, dachte Mick und sah ihn an. »Vielleicht sollte ich statt schlecht lieber das Wort unüberlegt verwenden. Manchmal gehen Männer, ohne dass es ihre Absicht ist, unüberlegt mit Frauen um, vor allem, wenn die Frauen sowieso nichts anderes erwarten.«
    »Egal, was sie erwartet, ich werde sorgsam darauf achten, nichts Unüberlegtes zu tun.«
    Mick nickte und ließ es dabei bewenden. Trotzdem fragte er sich, was Trevor selbst erwartete.
    In einer Sache hatte Mick tatsächlich Recht. Trevor war nicht jemand, der es besonders mochte, wenn man ihm Ratschläge erteilte, vor allem nicht, wenn es um eine Frau ging. Er wusste genau, was er mit Darcy tat. Sie beide waren vernünftige, erwachsene Menschen, die sich voneinander angezogen fühlten. Und in ihre sexuelle Anziehung mischten sich schlichte Zuneigung und ehrlicher Respekt. Was konnte man mehr von einer Beziehung erwarten, vor allem, wenn sie – wie die ihre – zeitlich begrenzt war?
     
    Doch Micks Worte beunruhigten und verfolgten ihn bis nach Ardmore. Statt also wie geplant zurück auf die Baustelle zu fahren, lenkte er den Wagen den Weg zum Tower Hill hinauf. Immer noch hatte er weder das Grab seines Großonkels besucht noch sich die Ruinen des Turmes angesehen. Und sicherlich hätte er noch eine halbe Stunde Zeit.
    Der Rundturm war beinahe von jeder Stelle des Dorfes aus zu sehen. Er hatte ihn schon oft auf dem Weg von oder zum Cottage passiert, jedoch nie dem Bedürfnis nachgegeben, ihn sich aus der Nähe anzuschauen. Nun jedoch stellte er den Wagen am Rand des Weges ab, stieg aus und marschierte über die windumtoste Anhöhe durch das kleine Tor.
    Oben angekommen, sah er eine Gruppe Touristen, die zwischen
den alten Steinen und Kreuzen in Richtung des dachlosen Steingebäudes kletterten, das einmal die Kirche des Heiligen Declan gewesen war. Zu seiner eigenen Überraschung war er von der Anwesenheit der mit Kameras, Rucksäcken und Touristenführern ausgestatteten Menschen unangenehm berührt.
    Blödsinn, sagte er sich. Dies waren genau die Menschen, die er mit seinem Theater anzulocken hoffte. Sie und viele andere kamen, wenn sich die sommerliche Wärme entlang der Küste ausdehnte, wegen der herrlichen Strände und der historischen Sehenswürdigkeiten in dieser Region.
    Also ging auch er langsam in Richtung der Kirche und betrachtete eingehend die römischen Säulengänge und die durch Zeit und Wind verwitterten Gravuren.
    Zwischen dem Geröll und den alten Gräbern standen zwei mit altirischen Inschriften verzierte Steine. Was, fragte er sich, besagten die in den Stein gemeißelten Linien? Vielleicht waren sie eine Art Code, den die Alten entworfen und an Kreuzungen für Reisende hinterlassen hatten.
    Er hörte, wie eine Frau im Akzent der amerikanischen Ostküste nach ihren Kindern rief. Er klang hier völlig fehl am Platz, dachte Trevor und fragte sich, ob seine eigene Sprache hier wohl ebenfalls derart unpassend klang. Wenn die Einheimischen redeten, klang es wie ein Singsang, wie eine Art Musik.
    Er trat aus der Kirche und blickte auf den Turm. Das alte Wehrgebäude mit dem immer noch intakten kegelförmigen Dach wirkte, als hielte es selbst heute noch problemlos einem Angriff stand.
    Was hatten die alten Eroberer – Römer, Wikinger, Sachsen, Normannen und schließlich die Briten – alle hier gesucht? Welche Faszination war von dieser schlichten kleinen Insel ausgegangen, dass sie um sie gekämpft und dabei den Tod in Kauf genommen hatten?

    Er drehte sich um, blickte in die Ferne und meinte, dass er einen Teil der Antwort auf diese Frage sah.
    Das Dorf unterhalb des Hügels wirkte so adrett und ordentlich wie auf einem Gemälde. Der breite Sandstrand glitzerte golden im

Weitere Kostenlose Bücher