Kinder des Sturms
nicht mehr in der Lage, und es war das Einzige, was sie je von mir erbeten hat. Sie hat ihn nie vergessen, und in all den Jahren zwischen seinem und ihrem eigenen Tod geriet sie nie in Versuchung. Beständigkeit ist die schönste Tugend von euch Sterblichen.«
»Nicht jeder kann von sich behaupten, dass er beständig ist.«
»Nein, aber diejenigen, die es sind, erfahren dadurch großes Glück. Ist dein Herz beständig, Trevor Magee?«
Trevor hob erneut den Kopf. »Darüber habe ich noch nie genauer nachgedacht.«
»Das ist sicher nicht wahr, aber meinetwegen stelle ich die Frage anders. Du hast die hübsche Darcy inzwischen gekostet.
Meinst du, du kannst jetzt noch auf den köstlichen Schmaus verzichten und einfach wieder gehen?«
»Das, was zwischen Darcy und mir ist, geht wohl nur uns beide etwas an.«
»Ha. Das denkst du. Aber ich habe seit dreimal hundert Jahren darauf gewartet, dass du kommst – du und kein anderer, da bin ich mir ganz sicher. Du bist der Letzte im Bunde. Du stehst da und machst dir Gedanken darüber, zum Narren gehalten zu werden, was nichts weiter ist als falscher Stolz von der Sorte, wie er deinen Großvater sein Leben lang geplagt hat, obgleich du eigentlich nur nehmen müsstest, was dir bereits gegeben worden ist. Dein Blut gerät in Wallung, wenn du an sie denkst. Und du denkst Tag und Nacht an sie, aber du hast nicht den Mut, genauer zu ergründen, was für Gefühle du in der Tiefe deines Herzens für die junge Dame hegst.«
»Leidenschaft und Sehnsucht haben sehr wenig mit dem zu tun, was man in der Tiefe seines Herzens für jemanden empfindet.«
»Das ist ja wohl blanker Unsinn. Ist nicht Leidenschaft der erste Schritt in Richtung Liebe, und Sehnsucht der zweite? Und du hast, auch wenn du es aus lauter Starrsinn leugnest, bereits den zweiten Schritt getan. Ich muss also weiter warten.« Carricks Augen blitzten ungeduldig auf. »Aber auch ich habe einen Zeitplan, also sieh gefälligst zu, dass endlich was passiert.«
Er schnippte mit den Fingern, es blitzte, und er war nicht mehr da.
Trevor hatte schlechte Laune. Er war zornig und gereizt. Als wäre es nicht bereits schlimm genug gewesen, dass Mick O’Toole ihn mit guten Ratschlägen bezüglich seines Privatlebens bedachte, bekam er obendrein noch jede Menge Tipps von einer Gestalt, die es gar nicht geben sollte. Sowohl sterbliche als auch überirdische Wesen setzten ihn unter Druck, damit
er irgendeinen definitiven Schritt zusammen mit Darcy unternahm, aber er wollte verdammt sein, wenn er sich derart in die Ecke drängen ließ.
Er bestimmte selbst über sein Leben, ebenso wie sie.
Um sich das zu beweisen, reagierte er auf dem Weg über die Baustelle auf die Zurufe der Männer einfach mit einem Schulterzucken und marschierte direkt durch die Küchentür des Pubs.
Shawn, der gerade Töpfe schrubbte, hob überrascht den Kopf. »Hallo, Trev. Zum Mittagessen kommen Sie ein bisschen spät, aber falls Sie Hunger haben, werde ich ganz sicher noch irgendwas finden.«
»Nein, danke. Ist Darcy drüben im Schankraum?«
»Sie ist gerade raufgegangen in ihren kleinen Palast. Ich habe noch ein bisschen Fischeintopf ...« Shawn verstummte, denn Trevor erklomm bereits die Treppe. »Tja, es scheint, als ob er keinen Appetit auf mein Essen hat.«
Er wusste, es war unhöflich, dass er nicht klopfte, doch dieses Bewusstsein verschaffte ihm eine perverse Befriedigung. Genau wie Darcys Überraschung, als sie mit einer kleinen Einkaufstüte aus dem Schlafzimmer kam.
»Anscheinend fühlst du dich hier bereits ganz wie zu Hause.« Der leichte Ärger, der in ihrer Stimme mitschwang, war ihm ein Genuss. »Tut mir Leid, dass ich dich nicht unterhalten kann, aber ich bin auf dem Weg zu Jude, um ihr das kleine Stofflamm zu bringen, das ich für das Baby gekauft habe.«
Ohne etwas zu erwidern, baute er sich vor ihr auf, vergrub seine Faust in ihren Haaren, zog ihren Kopf unsanft nach hinten und presste seinen Mund auf ihre Lippen. In den Schock mischte sich plötzliche heiße Lust.
Trotzdem versuchte sie zunächst, sich von ihm loszumachen, ehe sie ihm ebenso abrupt die Arme um den Hals schlang, während er ihr weiterhin durch seine Liebkosung jeden Atem nahm.
Als er schließlich fertig war, schob er sie von sich fort und bedachte sie mit einem kalten, herausfordernden Blick.
»Ist dir das genug?«
Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht und um ihren Verstand. »Falls du den Kuss meinst, so war er –«
»Nein, verdammt.« Vor Ärger wurde
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