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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Stangen gehängt. Die größeren Felle wurden sauber abgekratzt, und die Frauen hatten begonnen, die kleineren zu kauen, um sie geschmeidig zu machen. Es standen Steinhütten für den Winter da, aber bis jetzt benutzten die Familien noch ihre spitzen Zelte. Als Tauno und Eyjan an einem von diesen vorbeikamen, sahen sie eine halb fertiggestellte Arbeit, einen in Elfenbein geschnitzten Moschusochsen. Er war wunderschön.
    Sie hoben die Handflächen und riefen: »Frieden! Ihr wißt doch, wir waren in eurem Umiak. Wir sind eure Freunde.«
    Waffen sanken oder fielen zu Boden. Bengtas Mann ergriff das Wort: »Wir konnten euch nicht richtig erkennen. Die Sonne blendete uns. Jemand schämt sich.«
    Bengta selbst eilte herbei, um die Geschwister zu begrüßen. »Ihr werdet uns doch nicht an die Norweger verraten, nicht wahr?« flehte sie in ihrer Muttersprache.
    »Nein«, antwortete Tauno. »Aber wir haben eine Botschaft von ihnen.«
    »Und schlechte Neuigkeiten für dich, Liebes«, setzt Eyjan hinzu Sie faßte Bengtas beide Hände. »Dein Vater ist tot. Der Tupilak zerriß ihn, als er und Tauno mit ihm kämpften. Aber er ist gerächt, das Ungeheuer ist tot, und ehe er starb, segnete er dich.«
    »O – o – oh ...« Lange Zeit stand die junge Frau bewegungslos. Ihr Atem bildete eine Dampfwolke in der knisternden Kälte, bis er sich in einem Himmel verlor, der die Farbe ihrer Augen hatte. Rauch hatte ihr Haar gedunkelt, das sie jetzt nach Art der Inuit in einem Knoten trug. Aber sie stand aufrecht und gesund da, in Pelzen, die eine Königin sich hätte wünschen mögen. »Oh, Vater, ich hätte nie gedacht ... « Sie weinte. Eyjan umarmte und tröstete sie.
    Minik hatte dem Gespräch zugehört. Unbeholfen klopfte er ihre Schulter. »Entschuldigt sie«, sagte er in seiner eigenen Sprache. »Sie ist ... nicht so bewandert im richtigen Benehmen ... wie jemand hofft, daß sie es zu angemessener Zeit sein wird. Kuyapikasit, meine erste Frau, wird für euch Essen kochen und Bettzeug ausrollen.« Er lächelte, verhalten, weil er ihretwegen Kummer empfand.
    Panigpak, der Angakok, trat ebenfalls aus dem Kreis der Zuschauer hervor. Beunruhigung lag auf seinem verrunzelten Gesicht. »Jemand glaubt, er habe etwas über einen Tupilak gehört«, begann er das Gespräch. Auch wenn Tauno hoch über ihn emporragte, waren Blick und Haltung des Schamanen ruhig.
    »Du hast richtig gehört«, erwiderte Tauno. Er und Eyjan hatten sich vorher überlegt, was sie den Inuit sagen wollten. So berichtete er jetzt kurz und bündig von dem Kampf.
    Entsetztes Stimmengewirr erhob sich unter den Leuten. Panigpak war am schlimmsten getroffen. »Ich bin ein Narr«, stöhnte er. »Ich habe diese Gefahr über dich gebracht, der du uns nie ein Leid angetan hast.«
    »Wer konnte es vorhersehen?« tröstete Tauno ihn. »Und, höre, da ist noch mehr.
    Als wir zurückkehrten, sandte Jonas Haakonssohn seine Knechte aus, um die Männer von Vestri Bygd zu einem Thing zusammenzurufen, einem Treffen, wo Entscheidungen gefällt werden. Er hatte meine Schwester angehört, als sie ihm Rat gab, und sprach nun, wie sie vorgeschlagen hatte. Die übrigen hörten auf mich. Wir flößten ihnen Angst ein, verstehst du, auch wenn sie glaubten, wir seien von der Großen Natur ...« – das war der Begriff der Inuit, der dem Wort »Gott« am nächsten kam – ,,... zu ihrer Rettung geschickt worden.«
    Tauno fuhr fort: »Wir erkannten bald, daß hauptsächlich Haakons Führereigenschaften sie veranlaßt hatten, an jenem Ort zu bleiben. Sie schlugen unsere Warnung nicht in den Wind. Wir hatten nämlich von weisen Meeresbewohnern gehört, daß dieses Land immer ungeeigneter für sie werden wird, bis diejenigen, die dort bleiben, verhungern müssen.
    Sie erklärten sich dafür, nach dem Süden zu ziehen. Sie alle. Dazu müssen sie als erstes die Gewißheit haben, daß ihre Boote nicht angegriffen werden. Diesen Auftrag haben meine Schwester und ich erhalten: euer Versprechen einzuholen, daß ihr ihnen im Sommer den Weg freigebt. Danach gehört das ganze nördliche Land euch.«
    Die Leute brüllten, tanzten, sprangen umher, und doch schienen sie eher aufgeregt als fröhlich zu sein und fröhlich eher aus dem Grund, daß die Fehde beendet war, als daß sie den Sieg davongetragen hatten. »Ich will, ich will!« schluchzte Panigpak. »Ja, mein Sendling wird so bald wie möglich aufbrechen, um mit Sedna um ruhiges Wetter und viele Fische zu verhandeln. Und mein Sendling wird ebenfalls fragen,

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