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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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von der Krone ernannt, und sie werden erkennen, daß er kein Kämpfer ist.«
    Eine Zeitlang führten sie schweigend die Kelche zum Mund, und nur der Sturm erhob seine Stimme. Schließlich fragte Vanimen leise: »War die Vilja wirklich einmal die Tochter Tomislavs?«
    »Er kann den Gedanken nicht ertragen«, erwiderte Iwan, »und alle, die ihn lieben, sprechen in seiner Hörweite nicht davon. Ich verzeihe ihm, was er meinem Sohn heute angetan hat. Es ist ja weiter kein Schaden geschehen, und Luka hätte flinker sein sollen.
    Trotzdem ... nun, ich will Euch mitteilen, was jeder hier weiß. Vielleicht könnt Ihr, der Ihr aus dem Feenreich kommt, es besser beurteilen, als wir es getan haben, wir Menschen.
    Ihr müßt wissen, daß Sina, Tomislavs Frau, ein Mensch war, der zum Leiden geboren wird. Ihr Vater war ein Bastard des Zhupans vor mir, und seine Mutter war eine Leibeigene, die von seltener Schönheit gewesen sein soll. Mein Vorgänger gab seinen Sohn frei, und er wurde ein Guslar – ein wandernder Musiker, ein Tunichtgut. Alle Welt war empört, als er eines Tages eine Frau von den Tzigani mitbrachte, diesen landlosen Heiden, die in letzter Zeit ins Land einströmen. Sie selbst war natürlich Christin, obwohl es nicht sicher ist, wie tief die Konversion ging.
    Beide starben jung an Krankheiten. Ihre Tochter Sina wurde von Verwandten erzogen, die – das muß ich sagen – jede kindliche Dummheit, die sie beging, auf die Vererbung zurückführten. Ich habe mich oft gefragt, ob Tomislav, als er um sie freite, nicht ebenso Mitleid mit ihr gehabt hat, wie er von ihrer Lieblichkeit beeindruckt war.
    Ihr habt von ihrem Leiden gehört. Einige Zeit nach Nadas Geburt versank Sina in stumpfe, hilflose Trauer, und so lag sie da, bis sie starb. Welche Erinnerungen hatte das Mädchen in seinem späteren Leben an die Mutter? Aufs Geratewohl lernte Nada hier und da von einer Nachbarin, was sie wissen mußte. Ihr Vater konzentrierte seine ganze Liebe auf sie, die allein ihm übriggeblieben war, aber was kann ein Mann schon tun? Vielleicht hat er ihr mehr anvertraut, als gut war – ein Priester trägt das Leid vieler anderer – , vielleicht hat er sie zu früh erkennen lassen, daß diese Welt voller Tränen ist. Ich weiß es nicht. Ich bin nur ein Soldat, Vanimen.«
    Iwan trank, winkte nach neuem Wein, saß wieder stumm da, bevor er fortfuhr: »Auch ich erinnere mich noch gut an Nada. Als Zhupan reise ich viel herum im Hinterland, um mich auf dem laufenden zu halten, was die Knezi – Richter über Dörfer – und Pastoren und dergleichen Personen tun. Außerdem brachte Tomislav seine Familie hierher, wann immer er konnte, zum Beispiel an Markttagen. Wir haben keinen richtigen Marktplatz, aber die Leute treffen sich und treiben Handel miteinander. Ich glaube, teils hoffte er, die Ruhelosigkeit seiner älteren Kinder werde dadurch geringer werden.
    Oh, Nada wurde schön! Ich hörte auch, daß sie von schnellem Verstand war und ein weicheres Herz hatte, sogar gegenüber Tieren, als für einen Bauern gut ist. Gewiß habe ich sie gesehen, wenn sie lachte und übermütig war. Aber schon damals, und so selten wir uns begegneten, sah ich sie auch in sich zurückgezogen, schweigend, traurig, und das aus keiner erkenntlichen Ursache.
    Ich vermute, das ist der Grund, warum sie keine Bewerber hatte, so gern die jungen Männer auch mit ihr tanzten und scherzten, wenn sie guter Stimmung war. Außerdem wäre ihre Mitgift sehr klein ausgefallen. Und sie war überschlank; wie konnte sie ein Kind nach dem anderen austragen, um einen Haushalt am Leben zu erhalten? Die Väter von heiratsfähigen Söhnen müssen über diese Dinge nachgedacht haben.«
    Iwan schluckte, setzte seinen Kelch ab, starrte auf einen geschlossenen Fensterladen, als könne er hindurchsehen und sich im Regen verlieren. »Nun kommt der Teil«, sagte er, »den zu erzählen mir schwer wird. Ich will es schnell abmachen.
    Sie war aufgeblüht, als Mihajlo, mein älterer Sohn, zu Besuch kam und sie hier in Skradin sah. Sofort begann er, ihr den Hof zu machen. Er ritt durch die Wälder zu ihrer Zadruga, und wie konnte Tomislav ihm die Gastfreundschaft verweigern? Mihajlo sorgte dafür, daß sie zu dieser oder jener Festlichkeit nach Skradin kam – oh, es ging alles nach Anstand und Sitte, aber er begehrte sie und wollte sie haben.
    Mihajlo war ... ist ... ein bezaubernder Bursche. Nadas zwei Brüder und eine Schwester waren aus dem Nest geflogen, und zweifellos hatte sie selbst auch

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