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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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    Wir werden erklären, Ihr hättet eine Erbschaft gemacht, und ich hätte Euch würdig befunden, Euch zu helfen. Das sollte nur wenige Fragen hervorrufen. Die Leute werden annehmen, Ihr wäret der Bastard eines reichen Mannes, vielleicht eines Verwandten von mir, der gestorben ist.« Als Niels ein finsteres Gesicht zog: »Nein, kein Fleck wird auf die Ehre Eurer Mutter fallen. Es ist nur das, was sie stillschweigend voraussetzen werden, ein nicht seltenes Vorkommnis, das nur kurzlebigen Klatsch erzeugen will, wenn man überhaupt darüber spricht.
    In angemessener Zeit werde ich Euch zum Bürger der Stadt machen lassen, und dann könnt Ihr eine Erlaubnis für ein Handelsgeschäft bekommen ... Blickt nicht so ungeduldig drein, Junge«, lachte der Bischof. »Mir schwebt ja keine unerträglich lange Zeit dabei vor.«
    »Ihr seid großmütig, Hochwürden.« Niels' Faust, die auf seinem Knie lag, ballte sich. »Aber es gibt Angelegenheiten, die nicht lange warten können.«
    Johan nickte. »Das ist wahr. Ihr habt von Eurer Familie gesprochen. Und zweifellos sehnt Ihr Euch nach Vergnügungen. Die tun weiter keinen Schaden, wenn Ihr dabei nur weiter an Gott denkt. Und vielleicht habt Ihr etwas vor, das Ihr mit Euren gegenwärtigen Fähigkeiten tun könnt und sofort erledigen wollt? Nun, nichts davon ist unmöglich, denn Ihr habt zugestandenermaßen Geld. Wichtig ist nur, daß Ihr geheimhaltet, wie groß die Summe ist.« Freude flammte in Niels auf. »Geht mit meinem Segen. Wir sprechen morgen weiter darüber.«
     
    Die Gräben, Wälle, Wachtürme, die Kopenhagen umschlossen, waren stattlich. Doch die Innenstadt bestand zum größten Teil aus Holzhäusern mit Strohdächern, die sich entlang schmalen, krummen, schmutzigen Gassen drängten. Die Menschen, die sie füllten, waren hauptsächlich Arbeiter in Kleidern, deren Eintönigkeit hier und da durch die auffallend gefärbten Lumpen eines Gauklers oder Fiedlers unterbrochen wurde. Der Verkehr erfolgte zu Fuß, ausgenommen die Wagen, die sich mit einer Bugwelle von Flüchen ihren Weg erzwangen. Bettler und ausländische Seeleute fügten Fremdartigkeit, aber kaum mehr Farbe hinzu. Ein Ritter zu Pferde, ein reicher Kaufmann, eine berühmte Kurtisane in ihrer Sänfte fielen durch ihre Seltenheit ebenso sehr auf wie durch den Glanz, der sie umgab. Schweine, Federvieh, Hunde, Kinder, trieben sich umher. Der Lärm aus Stimmen, Füßen, Rädern, Hämmern glich der Brandung. Die rauhe Luft unter einem niedrigen grauen Himmel roch nach Rauch, Dung, Müll, Friedhöfen.
    Und doch, dachte Niels, stimmte es, was gesagt wurde: Das hier war freie Luft. Sie badete ihn in Hoffnung, machte ihn trunken von Träumen. Hier war der Mutterleib der Zukunft. Er konnte an diesem Ort, der in nichts eine Beziehung zu Eyjan hatte, beinahe die Sehnsucht nach ihr vergessen, die ständig in ihm brannte.
    Er erreichte den Gasthof, wo er Quartier genommen hatte, eilte mit einem flüchtigen Winken für den Wirt und die Trinker durch den Schankraum, sprang die Treppe hinauf und lief einen Gang entlang. Der Blaue Löwe war für diejenigen, die es sich leisten konnten, das Beste, was einem gemeinen Mann zustand: sauber, sicher, mit zwei vermietbaren Gästezimmern außer dem großen Schlafraum. Er klopfte an die Tür eines der Privatzimmer
    Ingeborg ließ ihn ein. Sie hatte ein Bildnis der Heiligen Jungfrau gekauft und auf ein Brett gestellt. An den Knitterfalten in ihrem Gewand sah er, daß sie gebetet hatte. Ihr Blick suchte den seinen, sie zitterte und öffnete die Lippen, konnte aber nicht sprechen.
    Er schloß die Tür. »Ingeborg«, sagte er, »wir haben gewonnen.« »O – o – oh ...« Ihre Hand fuhr zum Mund.
    »Der Bischof ist einverstanden. Er ist ein feiner Kerl. Er legt zwar Wert darauf, langsam vorzugehen, aber das ist ganz richtig, das Ike klug. Unser Glück ist gemacht.« Niels jauchzte. Er tanzte auf der S ei le, denn das Bett ließ auf dem Fußboden nicht mehr viel freien Raum. »Unser Glück, Ingeborg. Keine Arbeit, keine Plackerei, keine Hurerei mehr – die Welt gehört uns!«
    Sie bekreuzigte sich. »Maria, ich danke dir«, flüsterte sie.
    »Aye, ich auch, wir werden viele Kerzen anzünden, aber zuerst wollen wir uns freuen«, sprudelte Niels hervor. »Heute abend werden wir ein Festmahl halten, ich werde in der Küche alles bestellen, was du gern ißt, wir werden Wein und Wachskerzen und Musik haben – oh, Ingeborg, freue dich. Du verdienst

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