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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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kleine Insel, wo wir unter uns bleiben können, und Ihr werdet an uns tüchtige Partner bei der Arbeit, dem Handel, der Seefahrt haben ... ja, sogar beim Krieg, wenn das unvermeidlich ist. Aber Ihr verlangt mehr. Ihr wollt uns zu etwas völlig anderem umgestalten. Warum verlangt Ihr, daß wir uns taufen lassen?«
    »Weil ich muß«, versicherte Pawel ihm. »Es wäre mein Untergang – vor Thron und Altar wie vor dem Volk – , ließe ich eine Kolonie von Halbwelt-Geschöpfen Wurzeln schlagen. Und wer würde dann Euer Beschützer sein? Ich habe sowieso schon mehr Mühe gehabt, als Ihr Euch vorstellt, um die Nachricht über Euch zurückzuhalten. Über die nächste Umgebung von Skradin hinaus sind nur Gerüchte gedrungen. Auf diese Weise habe ich für uns alle Zeit gewonnen, um sich friedlich aneinander zu gewöhnen. Das kann jedoch nicht auf Dauer so sein.
    Selbst wenn Ihr Euch uns anschließt, werde ich danach streben, daß alles in aller Stille geschieht. Keine öffentlichen Bekanntmachungen, keine Botschaften an König oder Papst. Die meisten von euch werden bleiben, wo sie jetzt sind, oder, wenn sie seemännische Beschäftigungen vorziehen, an die nahegelegene Küste ziehen. Diejenigen, die weiter reisen wollen – mit Schiffskapitänen oder abenteuerlustigen Kaufleuten – , werden einzeln oder zu wenigen aufbrechen. Sind sie auch auffällig, so werden sie sich doch in Gesellschaft einer Gruppe Menschen von begrenzter Zahl befinden.
    Das ist ebenso zu eurem wie zu meinem Nutzen, Vanimen. Würde sich die Nachricht über euch verbreiten, könnte die Aufregung leicht eine Wendung nehmen, die Gefahr in sich birgt. Die Furcht vor dem Unbekannten würde euch in den Köpfen der Unwissenden mit dem Teufel in Zusammenhang bringen. Es könnte damit enden, daß man euch jagt, die Glücklicheren unter euch niedermetzelt, die Unglücklichen auf dem Scheiterhaufen verbrennt.«
    »Aye«, grollte der Wassermann, »Ihr habt recht ... und trotzdem möchtet Ihr, daß wir wie Eure Art werden?«
    Er blieb stehen, richtete sich zu seiner ganzen Höhe auf und erklärte: »Nein. Wir werden ins Meer zurückkehren und unsere Suche fortsetzen. Dann seid Ihr uns los.«
    »Nehmt einmal an, ich verbiete eure Abreise«, sagte der Ban ruhig.
    »Wir werden Euren Soldaten ausweichen oder ihre Phalanx durchbrechen oder in unserer Freiheit sterben.« Vanimens Stimme klang ebenso leise.
    Pawel lächelte traurig. »Frieden. Ich würde es nicht tun. Wenn ihr wirklich gehen wollt, gebe ich euch Urlaub. Doch wo wollt ihr suchen, und wie? In diesem Königreich gäbe es für euch keine Möglichkeit mehr, und höchstwahrscheinlich wird man euch an keiner Küste des Mittelmeers haben wollen. Wenn ihr es zurück bis in den Ozean schafft, nun, dann könnt ihr an Afrika entlang nach Süden schwimmen, auch wenn ihr unterwegs fürchterliche Verluste haben werdet. Aber könnt ihr denn die Tropen ertragen, ihr, ein Stamm aus dem Norden?«
    Vanimen blieb stumm.
    Nach einer Minute fuhr Pawel fort: »Stellen wir uns einmal vor, daß ihr auf irgendeine Weise eine neue Heimat findet. Was habt ihr dann gewonnen? Bestenfalls ein paar Jahrhunderte. Dann wird das Feenreich ganz und gar verschwinden – und ihr mit ihm.«
    »Das ist Eure Meinung?« fragte Vanimen. »Warum?«
    Pawel klopfte ihm auf die Schulter und meinte voller Mitgefühl: »Ich wünschte, es wäre nicht so. Zuviel Schönheit und Wunder wird mit der Halbwelt verderben, und ich habe eine Ahnung, daß das, was sie ersetzen wird, mit der Menschheit noch weniger Gemeinsamkeiten aufzuweisen hat.«
    Durch die Mauern drang schwach das Läuten der Kathedralenglocken. »Hört«, sagte Pawel. »Der Zeitpunkt des Läutens wurde nicht von der Sonne, dem Mond oder den Sternen festgesetzt. Eine Uhr hat deren Aufgabe übernommen, ein hartes, künstliches Ding, bar jeden Mysteriums.
    In meiner eigenen Lebensspanne habe ich die Macht der modernen Kriegsmaschinen wachsen sehen. Sie bedeuten den Untergang der Ritterschaft, deren Helden – Arthur, Orlando, Ogier, Huon, immer mit der anderen Welt in Verbindung gestanden haben.
    Die Wildnis schmilzt vor Axt und Pflug dahin. Gleichzeitig versammelt sich alles, was zählt, in den Städten, wo jedes Ding von Menschen gemacht ist und der kleinste Kobold keinen Unterschlupf finden kann.
    Jahr für Jahr pflügen Schiffe in immer größerer Zahl die Meere, geführt von Kompaß und Astrolabium statt von Vogelflug, Landmarken, dem Einssein des Seemanns mit den Wogen. Eines Tages werden

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