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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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– die Türme der Kathedrale und das Türmchen der Kirche von den Schwarzen Brüdern, die Mauern einer Schutzburg –, als sei die Marktstadt dort drüben unwirklich. Das galt nicht für die Schwestern selbst, die viele Werke der Nächstenliebe verrichteten, aber hier hatten sie ihren Zufluchtsort, dessen Harmonie die Welt nicht stören konnte.
    Wenigstens hatte es so den Anschein gehabt.
    Drei kamen von Viborg geritten, wie durch hin- und hergehende Botschaften zuvor ausgehandelt worden war. Sie machten in ihren guten, aber schlichten Kleidern und den Pferden von bester Rasse einen höchst ehrbaren Eindruck. Vor dem Nonnenkloster stieg der schlanke junge Mann mit dem flächsernen Haar ab und half der hübschen Frau, die offensichtlich älter war als er, mit gebotener Höflichkeit aus dem Sattel. Sein Diener, der sich um die Tiere kümmerte, war ein stämmiger Bursche, der auch den Leibwächter zu spielen hatte, und seine eigenen Manieren waren schicklich. Die beiden ersteren baten um Einlaß und traten mit der schuldigen Ehrerbietung ein.
    Trotzdem empfing die Priorin sie unfreundlich. „Ich muß dem Befehl des Bischofs gehorchen. Doch die Heiligen sind Zeugen, daß dies äußerst ungewöhnlich ist. Wisset, ich werde beten, daß es Euch nicht gelingen möge, uns unseres schönsten Juwels zu berauben.“
    „Das ist nicht unser Ziel, Ehrwürdige Mutter“, antwortete Niels Jonsen in seinem sanftesten Ton. „Ihr werdet Euch aus unserm Briefwechsel erinnern, daß wir beide eine Ehrenschuld bezahlen.“
    „Wenig genug ist mir zum Lesen gegeben worden, und das so, als sei es ein Palimpsest“, fauchte die Priorin. „Ich bin nicht so unschuldig, daß ich nicht merke, wenn mit allen Mitteln intrigiert worden ist … da wurden Geschäfte gemacht, Druck ausgeübt, Köder ausgehängt – ja, sogar unter den Herren der Kirche!“
    „Das sind schwere Anschuldigungen, Ehrwürdige Mutter“, warnte Ingeborg Hjalmarstochter. Die Priorin wurde sich bewußt, daß sie tatsächlich zuviel gesagt hatte, und erbleichte. Ingeborg lächelte. „Ich verstehe. Ihr habt das Mädchen liebgewonnen, habe ich recht? Dann wird es Euch sicher freuen, daß sie jetzt eine Wahl hat, die ihr zuvor nicht freistand, und wenn sie sich dafür entscheidet hierzubleiben – was gut sein kann –, dann geschieht es aus echter Frömmigkeit.“
    „Ihr sprecht von Frömmigkeit, Ihr? Ich habe Nachforschungen anstellen lassen. Eure Anwesenheit besudelt dieses Haus.“
    „Mir ist immer gesagt worden, Zorn sei eine der Todsünden“, warf Niels ein, die eigene Stirn gerötet. „Sollen wir mit unsern geschäftlichen Angelegenheiten fortfahren, Ehrwürdige Mutter?“
    Also geschah es nach dem Willen des Bischofs. Niels und Ingeborg wurden in den Hof geführt. Niemand sonst blieb da, um zuzuhören, obwohl bestimmt einige der Nonnen außer Hörweite aus den Fenstern spähten.
    Margrete, deren Körper Yria gewesen war, trat unter die Arkaden des Klosters und blieb stehen. Noch keine Novize, trug sie ein Gewand mit Schleier, das dem schwarzen Habit der Augustinerinnen ähnelte. Obwohl sie ein paar Zoll gewachsen war und sogar diese formlose Tracht nicht ganz verbergen konnte, wie Brüste und Hüften sich rundeten, war es doch, als stehe dort ein Kind mit großen Augen in einem zarten Gesicht, die Lippen schüchtern ein wenig geöffnet.
    Ingeborg trat zu ihr und ergriff ihre Hände. „Margrete, meine Liebe“, grüßte sie sie. „Ihr kennt uns nicht, aber Ihr wißt von uns. Wir sind Eure Freunde, gekommen, Euch zu helfen.“
    Das Mädchen wich zurück. „Man hat mir gesagt, ich müsse Euch sehen“, flüsterte sie.
    „Ha! Was hat man Euch sonst noch über uns erzählt?“ schnaubte Niels. „Ihr seid ein Besitz, den sie nicht gern aufgeben wollen. Der Handel mit den Pilgern …“
    Ingeborg sandte ihm über die Schulter ein Stirnrunzeln zu. „Still“, verwies sie ihn. „Jetzt ist nicht die Zeit, sich herumzustreifen.“ Zu Margrete: „Alles, was wir von Euch wollen, ist, daß Ihr uns zuhört und nach Eurem Belieben Fragen stellt. Wir treffen uns ohne Zeugen, weil es Personen gibt, die zu Schaden kommen könnten, würde die Geschichte sich verbreiten. Ihr müßt schwören, daß Ihr selbst kein Wort verraten werdet, es sei denn, es wäre eine Sünde, wolltet Ihr schweigen, weil Ihr mit Eurem Wissen etwas Schlechtem entgegentreten könntet. Ihr sollt keine Sünde begehen, das verspreche ich Euch. Ich will Euch von denen erzählen, denen Euer Wohlergehen so

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