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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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vorwärtsstürmte.
    Sein Dreizack lag in einer Kabine, aber er hatte seine Muskeln und Sehnen. Eine Pike wurde nach ihm gestoßen. Er ergriff den Schaft, riß ihn seinem Träger aus der Hand, wirbelte das stumpfe Ende herum und erschlug damit den Gegner. Schlagend, stechend, tretend, stampfend, brüllend, watete er hinein in die Feindesschar. Ein Mann gelangte hinter ihn und hob seine Axt, um ihm das Rückgrat zu spalten. Schon war Meiiva da, das Messer in der Hand, riß das Kinn des Mannes zurück und legte seine Kehle bloß. Wassermänner, die auf dem Deck gearbeitet hatten, schlossen sich Vanimen und Meiiva an, warfen ihre Kraft und tiefverwurzelte Vitalität gegen gezückten Stahl. Sie säuberten einen Platz rings um eine der Luken. Vanimen rief die Meerfrauen herbei. Sie und ihre Kinder strömten heraus, liefen an die Reling und sprangen über Bord. Für sie wehrte die kleine Schar die Menschen ab.
    Vom Deckaufbau der Galeere zielten Armbrustschützen.
    Das Seevolk hätte die Schlacht wohl gewinnen können – wenn das Kriegführen bei ihnen eine Tradition gehabt hätte. Sie hatten jedoch keine Ausbildung, keine Fertigkeit im Abschlachten von Leuten, die sie nie zuvor gesehen hatten. Vanimen hätte die Schwimmer nicht auffordern sollen, im Wasser zu bleiben. Das wurde ihm klar, als er erneut von Waffen bedrängt wurde, und er rief sie zu Hilfe. Aber bei dem Lärm hörten sie ihn nicht, sie schwammen ratlos hin und her. Einige wurden von Pfeilen getroffen, als die Armbrustschützen sie bemerkten.
    Zwei oder drei an Bord starben auf die gleiche Weise. Die Venetia-ner formierten sich neu, gingen zum Gegenangriff über. Das Kampfgetümmel verschmierte das Deck mit Blut. Die meisten der Gefallenen waren Frauen und Kinder, die auf dem Weg ins Wasser gewesen waren, aber die Venetianer töteten jeden Wassermann an Bord außer Vanimen.
    Er merkte kaum, daß er durchbohrt und zerfetzt wurde. Irgendwie – an seiner Seite Meiiva, die wie eine Wildkatze kämpfte – erzwang er sich einen Weg. Zusammen erreichten sie die Reling und sprangen.
    Salzwasser umfing ihn, wie es einst seine Mutter getan hatte. Er sank in kühle grüne Tiefen, seine Freunde schwärmten herbei, außer den Toten war niemand zurückgelassen worden. Er hatte sie vor der Sklaverei gerettet, seine Arbeit war getan, und nun konnte er ausruhen.
    Nein. Das Blut strömte aus ihm heraus, dunkel anzusehen, bitter zu schmecken. Es waren große Wunden; er mußte an Land gehen, wo das Blut gestillt werden konnte, oder sich zu den Erschlagenen gesellen. Anderen ging es ebenso, wie er durch Wogen der Dunkelheit erkannte. Jede Frau, jedes Kind, alle waren sie verletzt worden.
    „Kommt“, sagt er zu ihnen oder glaubte es gesagt zu haben.
    Sie erreichten das Festland, husteten ihre Lungen leer und krochen aus ihrem Meer.
    Zweifellos waren auch die Venetianer von der Begegnung erschüttert. Sie blieben eine Stunde oder länger auf der Galeere und dem Hulk. Vor ihren Augen sorgten inzwischen die Flüchtlinge so gut sie konnten für die Verwundeten – mit Moos, Spinnweben, geflochtenem Gras, das klaffende Wunden verband.
    Wieder wurde es dem Seevolk zum Verhängnis, daß es nichts von Kriegführung verstand. Sie hätten davonschwimmen sollen, sobald die Verwundeten behandelt waren, auch wenn sie dadurch die am schlimmsten Zugerichteten verloren hätten. Vanimen hätte sie dazu gebracht. Aber er lag halb ohnmächtig am Strand, und einen geeigneten Stellvertreter hatte er nicht. Die übrigen blieben, wo sie waren. Verängstigt redeten sie hin und her und konnten sich nicht auf ein gemeinsames Handeln einigen.
    Die Sklavenfänger beobachteten dies und faßten einen Entschluß. So unheimlich diese Wesen waren, sie konnten überwältigt und dann zu einem viel höheren Preis als alle Sarazenen oder Tscherkessen verkauft werden. Der Herr der Galeere war ein kühner Mann. Er faßte einen Entschluß und erteilte seine Befehle.
    Vorsichtig, aber schnell ruderte er auf das Land zu. In ihrem Schreck rannten mehrere Liri-Leute nach rechts und links, um wieder in den Kanal zu gelangen. Armbrust-Salven warfen sie zurück; zwei wurden getötet. Mit einem entschlossenen Führer an der Spitze hätte die ganze Gruppe entkommen können. Doch Vanimen kehrte gerade erst wieder ins Bewußtsein zurück. Ausgeschlossen, daß er eine längere Strecke hätte schwimmen können. Meiiva führte seinen Arm, legte ihn um ihre Schultern, hielt ihn so aufrecht und führte ihn mühsam landeinwärts, wo

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