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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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den Wegen bleiben. Dort wurden die bereits blutenden Füße zwar verletzt, aber sie hinterließen dann keine Spur wie auf einem Getreidefeld. Ansonsten war das Vorankommen jetzt leichter, in kühler Luft unter freundlichen Sternen. In der Nähe waren keine Gebäude. Das Gelände stieg weiter an.
    Um Mitternacht spürten sie, daß mehr als ein Fluß vor ihnen lag; das war ein See. Trockene Kehlen zogen sich zusammen, als Bäume wie schwarze Burgzinnen auf einem Felsgrat erschienen, den sie erkletterten. Wilder Wald wehrte ihnen den Zugang zum Wasser. Entkräftet, wie sie jetzt waren, brachten nur wenige es überhaupt fertig, einem neuen Kampf mit undurchdringlichem Dickicht ins Gesicht zu sehen, doch bestimmt nicht bei Nacht, wenn wahrscheinlich Wesen unterwegs waren, die ihnen nichts Gutes wünschten. Unnutar, der die beste Nase des Stamms hatte, sagte, er rieche im See selbst, daß dort etwas nicht stimme. Irgend etwas Großes lauere da.
    „Wir müssen bald trinken, oder wir sterben“, wimmerte Rinna.
    „Halte den Mund“, fuhr eine Mutter sie an, deren Säugling bewußtlos in ihren Armen lag.
    „Essen müssen wir auch“, sagte Meiiva. Obwohl ihre Rasse auf dem Land viel weniger Nahrung brauchte als zu Hause, war keiner von ihnen daran gewöhnt, so viele Stunden zu hungern. Viele taumelten vor Müdigkeit. Die Kinder hatten schon keine Tränen mehr, mit denen sie vorher um ein bißchen Essen gebettelt hatten.
    Vanimen strengte sich an, klar zu denken. „Bauernhof“, krächzte er. „Ein Brunnen. Speisekammer, Kornkammer, Kühe, Schweine. Wir … sind den Besitzern an Zahl überlegen … jagen ihnen Angst ein … nehmen uns, was wir brauchen, und kehren schnell zur Küste zurück …“
    „Aye!“ erklang Meiivas Stimme. „Denkt nach, ihr alle. Wenn wir keine Häuser gesehen haben, dann gehören diese Felder zu einem großen Haushalt, reich, gut genährt. Er kann nicht mehr weit weg sein.“ Sie führte sie am Rand des Waldes entlang.
    Nach zwei Stunden rochen sie Wasser in der Nähe, dazu Menschen und Vieh. Sie hatten den See umgangen und erreichten den Fluß oberhalb seiner Mündung in den See. Tatsächlich flossen hier zwei Wasserläufe zusammen, und eine Siedlung befand sich nahe diesem Punkt. Das Seevolk fiel mit seinen wackeligen Beinen in Laufschritt. Im Osten färbte die falsche Morgenröte den Himmel.
    Wieder verdarben sie sich alles durch ihre Unkenntnis. Sie wußten so wenig von der Menschheit, und das nur über jenen Teil, der eine Ecke des Nordens bewohnte. Sie setzten voraus, im Mittelpunkt der bebauten Felder liege ein einziger Herrensitz oder höchstens ein Dörfchen – nicht eine ansehnliche Siedlung von Leibeigenen, bewacht von einer ganzen Burg voller Bewaffneter. Einige von ihnen bemerkten es, fanden aber keine Gelegenheit, eine Warnung auszusprechen, bevor alle übrigen vom Wahnsinn befallen wurden. Wie Lemminge rannten die Liri-Leute zum Wasser und warfen sich hinein.
    Die Hunde bellten nicht, verrieten aber ihre Furcht. Soldaten, die gähnend auf das Ende der Nachtwache warteten, wurden munter. Sie riefen nach ihren Kameraden, und diese fingen an, sich brummend aus den Decken zu wickeln. Auch wenn es noch vor Sonnenaufgang war, konnte man erkennen, welch eine wilde Bande sich an der Furt tummelte – aber sie waren unbekleidet und die meisten unbewaffnet. Iwan Subitsch, Zhupan auf Skradin, hielt seine Streitmacht immer einsatzbereit. In Minuten war sie aus den Toren. Pulsschläge später hatten Reiter die Brücke überquert, die Fremden eingekreist und diejenigen, die versucht hatten zu fliehen, mit den Spitzen ihrer Lanzen zurückgetrieben. Der Reiter waren nicht viele, aber die Fußtruppen waren schon unterwegs.
    Vanimen hob beide Hände. „Macht es ebenso“, riet er seinem Volk mit den letzten Überresten an Intelligenz, die er zusammenraffen konnte. „Ergebt euch. Sie haben uns.“

 
5
     
    Nicht weit nordwärts von Alsen ging der Wald in Sumpfland über. Dies erstreckte sich zwei oder drei Meilen hinter einem Weg, der nichts als ein Fußpfad entlang dem Strand war und wenig benutzt wurde, teils aus Furcht vor Geschöpfen der Halbwelt, teils aus dem Grund, daß die Besiedlung zwischen hier und Kap Skagen spärlich war. Erzdiakon Magnus hatte sich nicht gefürchtet, mit seiner Begleitung hier zu reiten, aber er war ein Kreuzzügler, den Gott für die Dämonen unbesiegbar gemacht hatte. Das gewöhnliche Volk hatte solche Zuversicht nicht.
    Dort warf die Herning an einem kalten

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