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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Mann, der eine Familie zu ernähren hat.“
    „Quatsch! Ich sagte, Ihr spielt den Feigling – wie ein herumziehender Komödiant. Ich kenne Euch, ich kenne Eure Sorte.“ Ingeborg wurde sehr zornig. „Ihr habt Euch mit einem Mal entschlossen, uns selbst auszurauben. Das könnt Ihr aber nicht. Entlaßt uns, damit wir es anderswo versuchen können, oder handelt wie ein anständiger Schurke.“
    Niels rückte unruhig auf seinem Stuhl herum und legte die Hand an das Seemannsmesser, da er im Gürtel trug.
    Aksel brachte ein Lächeln zustande. „Aber, meine Liebe! Es ist doch nur so, daß ich keine Lust habe, Bekanntschaft mit dem Henker zu machen. Ich brauche Sicherheit – für den Anfang einen Blick auf diesen Hort.“
    Ingeborg stand auf. „Komm, Niels. Hier ist nichts für uns.“
    „Warte.“ Aksels Stimme blieb ruhig. „Setz dich. Laß uns weitersprechen.“
    Ingeborg schüttelte den Kopf. „Die Jahre haben mir eine Nase für Verrat verliehen. Komm, Niels.“
    Der Jüngling stellte sich auf die Füße. Aksel hob einen Arm. „Ich habe gesagt, du sollst warten! Muß ich meine Lehrjungen rufen, daß sie euch ergreifen?“
    „Das soll ihnen nicht gelingen!“ schrie Niels.
    Ingeborg brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. „Was habt Ihr im Sinn?“ fragte sie ganz kühl.
    „Nun, dies.“ Aksel lächelte erneut. „Ich vermute, ihr habt euch entweder der Piraterie oder des Diebstahls von königlichem Eigentum schuldig gemacht. Fest steht, daß ihr euch nicht einmal gefragt habt, welche Steuer ihr für euren Fund zu zahlen hättet. Nun seid ihr von geringem Stand und ohne eigene Familien, aber Gott hat mich auf einen höheren Platz im Leben gestellt. Ich habe mehr, viel mehr zu verlieren. Warum sollte ich alles aufs Spiel setzen … für weniger als den gesamten Hort?“
    Als Ingeborg und Niels bewegungslos vor ihm standen, setzte er hinzu: „Natürlich würde ich euch ein bißchen abgeben.“
    Sie blieben stumm. Sein Gesicht verfinsterte sich. „Also gut.“ Er schlug auf den Tisch. „Macht euch klar, daß ich euch nicht angeboten habe, euer Komplize zu werden. Ich habe nur eine Frage gestellt, um zu sehen, wie ihr darauf reagieren würdet. Meine Pflicht ist es, diese Sache zu melden – nein, nicht dem Vogt, sondern gleich dem Baron. In der Zwischenzeit kann ich euch nicht entfliehen lassen, nicht wahr?
    Nun denkt einmal nach, ihr beide. Ich habe gehört, daß Junker Falkvors Henker geschickter als die meisten anderen ist. Es wird für seinen Herrn aus dem, was von euch übrigbleibt, die ganze Geschichte herausholen.“
    „Und Ihr werdet zweifellos eine hübsche Belohnung bekommen“, höhnte die Frau.
    „Das ist der vorsichtige Kurs für mich“, führte Aksel weiter aus. „Es täte mir leid, müßte ich ihn steuern, denn ich habe glückliche Erinnerungen an dich, Ingeborg, und dein Kamerad hat noch sein ganzes Leben vor sich. Deshalb setzt euch hin, damit ich versuchen kann, euch zur Vernunft zu bringen.“
    „Niels“, sagte Ingeborg.
    Ihr Freund verstand. Sein Messer flog aus der Scheide. Es war in diesem halbdunklen Raum von furchterregender Größe.
    „Wir gehen jetzt“, erklärte er. „Ihr werdet uns hinausbegleiten. Macht man uns Schwierigkeiten, werdet Ihr zuerst sterben. Aufstehen!“
    Aksel, ganz bleich geworden, erhob sich. Das war kein Junge mehr, der ihn bedrohte. Niels steckte die Klinge wieder ein, blieb aber dicht neben ihm. Ingeborg ließ den Ring in ihren Ausschnitt fallen.
    Sie verließen das Haus zu dritt. In einer Seitengasse, die ein Stück weiter weg war, ließ Niels den Kaufmann laufen. Als Aksel in die Straße gestolpert war, mußte Ingeborg ihrer Bitterkeit Luft machen. „Ich habe ihn noch für den besten von dem ganzen Haufen gehalten! Wo gibt es in der Christenheit Erbarmen?“
    „Wir machen besser, daß wir wegkommen, bevor er Leute zusammenruft“, warnte Niels.
    Auf Umwegen erreichten sie den Mariager-Fjord. Dort wartete ein kleines Schiff, das die Häfen entlang dem Sund anlaufen wollte, auf die Flut. Ingeborg und Niels hatten ihre Plätze bereits bezahlt und brachten an Bord, was sie brauchen würden. Das war eine weise Vorsichtsmaßnahme von ihnen gewesen. Dem Kapitän hatten sie zusätzlich soviel Geld gegeben, daß er eine ganze Nacht lang auf ihre Gesundheit trinken konnte, und so ließ er sie in seiner Kajüte ausruhen, bis das Schiff in See stach.

 
3
     
    Ein voller Mond stand hoch in einem frostigen Ring. Nur wenige Sterne leuchteten durch seine

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