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Kinder

Kinder

Titel: Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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aber.«
    »Weißt du, Tabea, manchmal klingst du so hart, beinahe abgebrüht ….«
    »Das solltest du eigentlich gut finden. Hast du nicht gesagt, dass
man tough und zielstrebig sein soll, wenn man es später mal im Leben zu etwas
bringen will?«
    »Ja, schon, aber …«
    »Siehst du: Und dieses windelweiche ›Ja, aber‹ ist genau der Grund,
warum es die meisten dann schließlich doch nicht schaffen.«
    Tabeas Mutter sah ihre Tochter verblüfft an.
    »Sagt auch Frau Moeller.«
    »So, so, sagt Frau Moeller.«
    »Ja, genau.« Tabea stand auf, holte einige Blätter aus ihrem
Schulranzen und legte sie vor ihrer Mutter auf den Tisch. »Das musst du noch
unterschreiben. Tut mir leid, ist nicht besonders gut geworden. Das krieg ich
nächstes Mal besser hin, versprochen.«
    Karin Knaup-Clement blätterte die Englischarbeit durch, sah die Note
am unteren Rand der letzten Seite, sah kurz überrascht zu ihrer Tochter auf,
dann unterschrieb sie kopfschüttelnd.
    Tabea nahm die Blätter wieder, steckte sie vorsichtig zurück in den
Schulranzen und war wenig später auch schon mit den Schulsachen in ihrem Zimmer
verschwunden.
    Ihre Mutter sah ihr nach und wunderte sich. Unter der Arbeit hatte
eine »1,5« gestanden.
    Petar und Ronnie warteten vor dem Wasserspender, als
Michael lässig heranschlenderte.
    »Na, alles klar?«, sagte er, als er sie erreicht hatte und sich
neben ihnen auf den Boden hockte.
    Petar nickte, Ronnie wurde abgelenkt durch Tobias und Marc, die
gerade ebenfalls auf sie zuhielten, dann aber zu zögern schienen. Michael
bemerkte Ronnies Blick und sah ebenfalls zu den beiden anderen hin, die
daraufhin abdrehten und sich um die Ecke vor den Vertretungsplan stellten, um
sich über die Unterrichtsausfälle zu informieren.
    »Vor denen musst du keine Angst mehr haben«, sagte Michael und schob
sich einen Kaugummi in den Mund.
    »Hab ich Angst vor denen?«, fragte Ronnie und musterte Michael.
    »Ich glaub schon, so wie ich bisher auch. Und ich glaub außerdem,
dass diese beiden Knalltüten dir etwas ins Trinkwasser getan haben, als es dir
so dreckig ging.«
    Ronnie sah seinen Freund forschend an.
    »Wovon redet ihr da eigentlich?«, schaltete sich Petar ein. »Meinst
du, die beiden waren schuld, als Ronnie ins Krankenhaus musste?«
    Michael sah ihn ernst an und nickte.
    »Die kauf ich mir!« Petar machte Anstalten aufzustehen, aber Michael
schüttelte stumm den Kopf.
    »Setz dich ruhig wieder.«
    Petar sah ihn fragend an, dann streckte er seine Beine wieder aus
und lehnte sich zurück an die Wand.
    »Ich hab mir das mal überlegt«, fuhr Michael nach einer Weile fort.
»Von uns dreien bist du, Ronnie, der Coole, und du, Petar, der Starke. Deshalb
traut sich an dich keiner mit Worten ran – und an dich keiner mit den Fäusten.
Und ich … Tja, ich bin das schwächste Glied in unserer Kette, und deshalb
drangsalieren diese beiden Deppen immer mich.« Er machte eine Pause, kaute eine
Zeit lang stumm und sah zu Boden. »Das haben die ganz gut hinbekommen, in
dieser Hinsicht scheinen sie nicht ganz so beschränkt zu sein, wie man glauben
könnte. Die haben es geschafft, dass mich Strobel für einen potenziellen
Schläger hält – weil sie mich mal halb vor seinen Augen so angerempelt haben,
dass man es durchaus auch so sehen konnte, als würde ich Streit suchen mit
Tobias und Marc. Tja, und als die beiden mich dann blöd angemacht haben und ich
die Treppe hinuntergeschubst wurde, bekam Strobel vor allem mit, dass mir
Tobias wieder aufhelfen wollte und dass ich ihn wütend zum Teufel gejagt habe.
Nun ist Strobel nicht unbedingt der Hellste, aber dass er sich aus dem, was er
gesehen hat, zusammenreimte, dass ich der Böse und Tobias und Marc die
Engelchen sind, kann ich ihm nicht einmal übel nehmen.«
    »Sag’s doch deinen Eltern«, schlug Ronnie vor. »Die sind doch echt
in Ordnung – vielleicht fällt denen was dazu ein.«
    »Meine Eltern?« Wut blitzte in Michaels Augen auf. »Die kannst du
vergessen! Die haben doch den Protest gegen die Moellers mit angezettelt, und
ich darf das ausbaden …«
    »Na ja, übertreibst du da nicht ein bisschen?«
    »Nein!« Michaels Kiefer mahlten, und er funkelte Ronnie streitlustig
an. »Auf wessen Seite bist du eigentlich?«
    »He, komm, jetzt krieg dich wieder ein: Du musst hier nicht gleich
ausrasten, weil ich deine Eltern ganz okay finde. Was ist eigentlich los mit
dir?«
    »Mit mir ist los, dass ich es jetzt endlich kapiert habe: Von den
Erwachsenen hilft mir niemand, und

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