Kinderfrei
als naiver Laie, ob das daran liegt, dass Priester, Nonnen und Mönche zwar keine Kinder haben, dafür aber wenigstens auch keinen Sex, oder ob nicht genau das Gegenteil der Fall ist. Es gibt da doch diese Gerüchte von heimlichen Kindern … Nur Gerüchte? Ach was! Einige dieser tapferen Männer in Kleidern tun tatsächlich ihre Bürgerpflicht und pflanzen sich fort. Grund genug für uns, ihnen allen die Absolution zu erteilen.
Ich bin eine Geliebte, keine Mutter
Jeanne, 50, aus Bayern ist gelernte Verwaltungsfachangestellte, befindet sich jedoch wegen einer schweren Erkrankung mittlerweile im Vorruhestand. Sie lebt seit zehn Jahren in einer glücklichen Beziehung, wohnt aber allein.
Ich stamme von einer Reihe von Frauen ab, die genauso wie ich wahrscheinlich keine Kinder wollten, aber ich bin die erste, die in der Lage war, diese Entscheidung zu leben. Meine Großmutter hat mit etwas über dreißig für damalige Verhältnisse recht spät geheiratet. Es war eine Art Vernunftehe: Mein Großvater, dessen erste Frau im Kindbett gestorben war, suchte eine Frau, die ihm half, seine kleine Tochter aufzuziehen, und meine Großmutter sollte endlich unter die Haube. Eigentlich aber liebte sie Frauen. Als meine Mutter elf war, hat sich meine Großmutter scheiden lassen und ist mit ihrer Geliebten zusammengezogen, samt meiner Mutter. Das war 1938, also musste natürlich alles möglichst geheim gehalten werden. Ich habe erst lange nach dem Tod meiner Großmutter davon erfahren, als ich ihre Tagebücher auf dem Speicher gefunden habe. Sie hat ihre Mutterschaft als große Bürde empfunden. Kinder sind der Preis, den eine Frau dafür bezahlt, mit einem Mann zusammenzusein, hatte sie immer gesagt.
Meine eigene Mutter hat mir immer vorgeworfen, dass sie nur wegen mir bei meinem Vater bleiben musste, einem Trinker, der dann gerne auch mal ausfallend und grob geworden ist. Erst als ich Abitur machte, haben sich meine Eltern dann scheiden lassen. Ich habe also nicht gerade ein positives Bild von Mutterschaft vermittelt bekommen, vielleicht hat das auch mit zu meiner Entscheidung beigetragen, keine Kinder zu bekommen.
In meinen Zwanzigern hatte ich viele Beziehungen. Ich habe mein Leben genossen, bin viel weggegangen, habe gefeiert. Damit, dass ich keine Kinder wollte, war ich nicht allein. Das war damals viel häufiger als heute, und niemand hat uns deswegen Vorwürfe gemacht. Die meisten Frauen in meinem Bekanntenkreis wollten keine Kinder und haben, genau wie ich, auch später nie ihre Meinung geändert.
Mit dreißig habe ich einen Italiener kennengelernt. Es war die ganz große Liebe, und ich wollte zu ihm nach Italien ziehen. Dann hat meine Mutter mit Selbstmord gedroht, sollte ich weggehen. Sie hatte es früher schon mal versucht, ich konnte das also nicht einfach als leere Drohung abtun. Ich war hin- und hergerissen, bin letzten Endes aber hiergeblieben. Damals, genauso wie knapp zehn Jahre später, als ich meinen jetzigen Freund kennenlernte, die zweite große Liebe meines Lebens, hatte ich kurzzeitig diese romantische Fantasie im Kopf: ein Kind als Krönung unserer Liebe. Das blieb aber immer so eine vage Vorstellung von einer Postkartenidylle, ein richtiger Kinderwunsch hat sich nie entwickelt.
Ich bin immer gut bei Männern angekommen. Das klingt jetzt vielleicht eitel, aber mein Aussehen und meine Figur waren mir immer sehr wichtig, und Schwangerschaft und Geburt wirken sich ja nicht gerade positiv auf den Körper aus. Vor allem aber waren meine Beziehungen zu Männern immer sehr intensiv, auch auf körperlicher Ebene. Die ist sogar ein ganz wichtiger Bestandteil einer guten Beziehung, finde ich. Und mit einem Kind ist ein ausgiebiges Sexualleben nicht mehr wirklich möglich. Außerdem erschreckt es mich, wenn ich sehe, wie Kinder eine Beziehung verändern können. Ich kenne nicht wenige Frauen, die sich plötzlich nur noch als Mutter wahrnehmen, nicht mehr als Frau und sexuelles Wesen. Entsprechend wenig Interesse haben sie noch an ihren Männern und umgekehrt.
In der Astrologie gibt es bestimmte Archetypen der Weiblichkeit. Hera ist die Mutter, Venus ist die Geliebte. Ich bin definitiv eine Venus und keine Hera.
5 Von der Absurdität des Kinderwahlrechts
In der Debatte über Kinderlosigkeit stößt man hin und wieder auf Äußerungen, die eigentlich nur einen Schluss zulassen: Einige Vertreter unserer sogenannten Eliten haben Zugang zu verdammt guten Drogen, von denen der Rest der Bevölkerung nur träumen kann.
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