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Kinderfrei

Kinderfrei

Titel: Kinderfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Huber
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so etwas wie eine Meinung zu haben) häufig nicht mit denen ihrer Eltern übereinstimmen. Dazu folgendes Beispiel: Wenn man Kinder fragt, wünschen sie sich in ihrer kindlichen Unvernunft ja oft eine gerechte und friedliche Welt und sind sogar so vermessen zu erwarten, dass wir ihnen keine giftigen Mülldeponien hinterlassen, sondern eine Welt, in der es genug sauberes Wasser, Luft zum Atmen und vielleicht sogar noch ein wenig unberührte Natur gibt. Diese Kinder werden sich wirklich gut vertreten fühlen, wenn ihre Eltern FDP oder CDU wählen … Oder: Wie glücklich wird der 12-jährige Sohn sein, der gerade zum Atheisten geworden ist, oder die 13-jährige Tochter, die gerade ihre Homosexualität entdeckt hat, wenn seine bzw. ihre Stimme an die Partei Bibeltreuer Christen oder auch nur die CSU geht! Und was ist mit dem Jungpunker, der Politik scheiße findet und Politiker sowieso und selbst gar nicht wählen würde? Dürfen auch seine Eltern »zu seinem Wohl« irgendeiner Partei seine Stimme geben? In welchem Paralleluniversum haben Kinder denn immer die gleiche Meinung wie ihre Eltern? Oder sollen die Eltern doch nicht nach ihrem Gutdünken »zum Kindeswohl« entscheiden dürfen, sondern besser gesetzlich verpflichtet werden, die Wünsche ihrer Kinder zu respektieren? Wie soll dann die Einhaltung einer solchen Verpflichtung kontrolliert werden? Man kann es drehen und wenden, wie man will, letztendlich läuft ein Kinderwahlrecht, das in Vertretung durch die Eltern ausgeübt wird, auf ein verfassungswidriges besonderes Elternwahlrecht hinaus.
    Seien wir ehrlich, den Verfechtern eines Kinderwahlrechts geht es trotz all ihres Geschwafels von Bürgerrechten und Altersdiskriminierung nicht um die Interessen der Kinder, sondern, wie sie selbst sagen, um ein »familienfreundliches« Wahlrecht, ergo um eine Bevorzugung von Eltern. Das ist nicht weiter erstaunlich, wenn es vom Deutschen Familienverband kommt, verblüfft aber doch, wenn sich diese Überzeugung bei einem Verfassungsrechtler findet.
    Übrigens gibt es da noch ein ganz anderes interessantes Problem praktischer Art: Was ist, wenn die Eltern unterschiedlicher Meinung sind? Bei getrennt lebenden Eltern könnte man das Wahlrecht ja mit dem Sorgerecht verknüpfen, aber bei Eltern, die zusammen sind? Würden die Stimmrechte der Kinder dann gleichmäßig auf Mutter und Vater verteilt? Das klappt nur bei einer geraden Anzahl von Kindern. Was wäre bei einer ungeraden Anzahl? Bekäme dann mal die Mutter, mal der Vater die Stimmrechte? Dürfte ein Elternteil die Erststimme abgeben und der andere die Zweitstimme? Oder hätte ein Elternteil das Letztentscheidungsrecht? Lassen Sie mich raten … der Vater?

Als Autistin habe ich es schwer genug
    Inga, 38, ist ausgebildete Fremdsprachensekretärin und lebt und arbeitet in einer Großstadt in Baden-Württemberg. Seit Kurzem ist sie mit einem überzeugt kinderfreien Mann zusammen.

    Ich wollte noch nie Kinder. Ich finde den Gedanken an Schwangerschaft und Geburt abstoßend. Außerdem habe ich als Asperger-Autistin schon Mühe genug, mich selbst durchzubringen. Das Asperger-Syndrom macht für mich den Umgang mit Menschen sehr anstrengend, da ich schauspielern muss, um nicht für einen totalen Freak gehalten zu werden. Daher arbeite ich auch nur fünf Stunden täglich, und selbst das ist oft zu viel. Ich brauche viel Zeit für mich allein, um mich zu erholen und meinen Interessen zu widmen.
    Wenn die hohen Kosten nicht wären, würde ich mich sterilisieren lassen. Ich war zweimal in meinem Leben schwanger (mit 31 und mit 36), und habe beide Male abgetrieben, ohne schlechtes Gewissen. Beide Male geschah das innerhalb einer Woche, nachdem ich von der Schwangerschaft erfahren hatte. Bei der Entscheidung hatte ich keinerlei Zweifel, die obligatorischen Pro-Familia-Besuche waren jeweils in zehn Minuten erledigt, da ich unter keinen Umständen ein Kind möchte und das entsprechend harsch kommuniziert habe.
    Bis vor Kurzem hatte ich einen Freund, der schon vier Kinder hat. Nach dem vierten hat er sich sterilisieren lassen. Das war sehr angenehm und praktisch. Von den Kindern habe ich gleich bei unserem ersten Treffen erfahren. Obwohl Kinder bisher eigentlich immer das total K.O.-Kriterium bei einem Mann für mich waren, hat mich das diesmal nicht gestört, weil seine Kinder nicht bei ihm, sondern bei ihrer Mutter in Amerika gelebt haben. Ich habe sie nie zu sehen gekriegt, ich hatte nichts mit ihnen zu tun, ich kannte sie nicht mal.

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