Kinderfrei
Massensterben wegen Nahrungs- und Platzmangels, Krankheiten, Stress und Zunahme der natürlichen Feinde. Andere Arten hingegen verfügen über einen Mechanismus, um ihre Vermehrung bei Bedarf selbst zu begrenzen. Bei manchen Mäusearten beispielsweise wird bei hoher Populationsdichte die Ei- und Samenreifung gestoppt; wieder andere Arten pflanzen sich unter schlechten Bedingungen weniger oder gar nicht fort.
Wir Menschen haben keinen derartigen Regulierungsmechanismus. Dafür verfügen wir jedoch über hohe Intelligenz und die Fähigkeit, die Folgen unserer Handlungen abzuschätzen und vorausschauend zu planen. Diese Fähigkeiten müssen wir einsetzen und unsere Bevölkerungszahl wieder auf eine überlebensfähige Größe reduzieren, bevor wie bei so vielen anderen Arten die Natur das für uns übernimmt: durch Seuchen und Hunger – wenn wir uns bis dahin nicht schon selbst die Köpfe eingeschlagen haben durch Krieg.
Wir haben nicht das Recht, andere Arten auszulöschen
Caro, 23, lebt in Sachsen und befindet sich im ersten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Medien und Informationsdienst. Sie ist derzeit glücklicher Single.
Wenn ich sage, dass ich keine Kinder will, nehmen mich die Leute oft nicht ernst, weil ich noch so jung bin. Das ist eine ziemliche Frechheit, finde ich. Ich bin die Älteste von vier Kindern und habe mitgeholfen, meine Geschwister großzuziehen. Außerdem hatte ich schon mehrere Au-Pair-Jobs. Ich habe also eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie es ist, Kinder großzuziehen, und weiß, wovon ich rede, wenn ich sage, dass das nichts für mich ist. Außerdem habe ich gründlich über das Thema Kinderkriegen nachgedacht. Ich habe eine ziemlich lange Liste mit Gründen, die dagegen sprechen, und bin felsenfest von meiner Entscheidung überzeugt.
Meine Kinderfreiheit ist ziemlich wichtig für mich. Erstens aus persönlichen Gründen. Ich war früher magersüchtig und bin stolz, dass ich seit einigen Jahren langsam dabei bin, ein normales Verhältnis zu meinem Körper zu entwickeln. Es wäre für mich die Hölle, wenn eine Frauenärztin die ganze Zeit meinen Körper beobachtet und beurteilt, und insbesondere, wenn man mich dann wiegt und mir Zahlen sagt – das Rückfallrisiko wäre mir viel zu groß. Vor allem aber finde ich es eine absolute Schande, dass sich die Menschheit so stark vermehrt und dabei alles kaputt macht. Wir versauen den ganzen Planeten und zerstören die Lebensräume so vieler anderer Arten. Als Veganerin respektiere ich das Recht aller Tiere auf Leben. Deswegen halte ich es nur für ethisch und sinnvoll, wenn man versucht, das Problem der Überbevölkerung zumindest zu verlangsamen. Es ärgert mich maßlos, wenn in den Medien über uns Kinderfreie hergezogen wird. Wir tun unserem Planeten und dessen Bewohnern, einschließlich uns Menschen selbst, sehr gut.
Dagegen finde ich es überhaupt nicht gut, dass die Krankenkassen künstliche Befruchtung auch noch unterstützen. Leute, die Eltern werden wollen, sollten lieber ein Kind adoptieren, wo es doch so viele Kinder gibt, die kein Zuhause oder ein schlechtes haben, anstatt auch noch unsere Vermehrung voranzutreiben. Die Menschen sollten lernen, dass biologische Merkmale durch die Weitergabe von eigenen Genen total egal sind. Was zählt, sind Liebe, Harmonie, Toleranz und Geduld. Viel besser wäre es, Adoption zu erleichtern, vor allem für Homosexuelle.
Meine Mutter hat ziemlich mies reagiert, als sie erfahren hat, dass ich keine Kinder will. Sie hat mich beleidigt und als das »undankbarste Geschöpf der Erde« beschimpft und zu meinem Vater gesagt, wie »tragisch und enttäuschend« sie das findet. In meinem Freundeskreis wird meine Kinderfreiheit aber voll akzeptiert (sonst würde ich mit denen auch nichts zu tun haben wollen), viele sind selbst kinderfrei.
Ich spare derzeit Geld für eine Sterilisation per Essure. Dafür werde ich in die Niederlande fahren. Dort wird die Entscheidung von den Ärzten respektiert, man muss nur volljährig sein. Das beweist, wie ernst ich es meine.
9 Tabu Bevölkerungspolitik
Wenn es wenigstens gelänge, das Absinken der Geburtenrate so weit zu beschleunigen, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 statt auf 9,1 Milliarden nur auf 8 Milliarden anwächst, ließen sich die Herausforderungen der Zukunft wesentlich leichter bewältigen: eine Milliarde weniger Menschen, die Nahrung und Wasser benötigen, eine Milliarde weniger Verursacher von Müll, Treibhausgasen etc. Das
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