Kinderkrankheiten von A–Z
(rapid-progressiv) oder langsam und schleichend (chronisch) verlaufen. Folge ist deren Undichtigkeit, so dass vermehrt Eiweiße und Blutkörperchen in den Harn übertreten (nephrotisches Syndrom). Letztlich führen die entzündlichen Veränderungen zu einem Nierenversagen (Niereninsuffizienz), das im Extremfall die regelmäßige Blutwäsche oder eine Transplantation notwendig macht.
Bei der Entstehung der Glomerulonephritis ist immer das Immunsystem, meist im Sinn einer Autoimmunkrankheit (→ S. 87 ), beteiligt. Nicht alle Mechanismen sind geklärt, bekannt ist aber z. B., dass sich bei einer der Formen körpereigene Abwehrzellen und feindliche Zellen verklumpen (Antigen- Antikörper-Komplexe), an der Wand der Nierenkörperchen ablagern und Entzündungen hervorrufen. Bei einer anderen Form sieht das Immunsystem die Nierenkörperchen als feindliche Zellen an und zerstört diese. Die Glomerulonephritis tritt auch im Rahmen von Gefäsentzündungen oder Rheuma auf. Bei Kindern ist am häufigsten die akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis, die 2–4 Wochen nach einem unbehandelten Infekt mit Streptokokkenbakterien, z. B. einer eitrigen Angina oder Scharlach (→ S. 317 ), auftritt.
Was Sie für Ihr Kind tun können
Suchen Sie den Kinderarzt auf; meist wird er Sie in eine Klinik überweisen. Dort werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt (z. B. Urintest, Rachenabstrich, Ultraschall, Entnahme einer Nierengewebeprobe). Je nach Form der Glomerulonephritis unterscheiden sich Therapie und Prognose. Manchmal werden Kortison und Mittel, die das Immunsystem unterdrücken, gegeben, evtl. auch harntreibende und andere Substanzen.
Paukenerguss
Andere Bezeichnungen: Tuben-Mittelohr-Katarrh, Seromukotympanon
Schleim und Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr können zu Schwerhörigkeit führen. Wichtig ist deshalb, dass sie frühzeitig erkannt werden.
Der Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Rachen (Tube) dient der Belüftung der Paukenhöhle. Bei Kindern bis zum 7. Lebensjahr ist dieser Kanal noch sehr kurz, gerade und eng. Eine entzündliche Schleimhautschwellung bei Infekten oder Allergien (Tubenkatarrh) oder vergröserte Rachenmandeln (Polypen, → S. 364 ) verschließen den Gang schnell. Dann fließt das Sekret nicht mehr ab und die Belüftung ist gestört. Auch dringen Keime aus dem Nasen-Rachen-Raum recht einfach ins Ohr ein. Das führt bei Besiedlung der Paukenhöhle mit Keimen zu einer Mittelohrentzündung (→ S. 264 ), sonst zu einer schmerzlosen Flüssigkeitsansammlung ohne Infektion, dem Paukenerguss. Besteht dieser länger als drei Monate, ist er chronisch.
HAUPTSYMPTOME
Nun hör doch mal
Die – in immerhin 30–40 % der Fälle chronisch verlaufende – Erkrankung macht sich oft gar nicht bemerkbar. Aufmerksam werden sollten Sie, wenn:
Ihr Kind permanent oder immer wieder auf einem oder beiden Ohren schlecht hört (durch den Unterdruck bewegen sich die Gehörknöchelchen nicht mehr richtig und leiten den Schall nicht mehr ausreichend weiter).
Ihr Kind über ständigen Druck oder »Völlegefühl« im Ohr klagt.
Ihr Kind gleichzeitig unter chronischem Schnupfen oder Polypen leidet.
Besteht die Schwerhörigkeit über einen längeren Zeitraum, kann es insbesondere bei kleineren Kindern zu Störungen der Sprachentwicklung kommen. Nur wer richtig hören kann, lernt auch korrekt und altersgerecht zu sprechen!
Was Sie für Ihr Kind tun können
Suchen Sie mit Ihrem Kind einen Arzt auf. Er erkennt mit einfachen Untersuchungen einen Erguss. Tritt dieser im Rahmen eines Infekts der oberen Luftwege auf, verschwindet er meist nach wenigen Wochen von selbst. Ansonsten helfen die Maßnahmen, die bei der Mittelohrentzündung beschrieben sind.
Kinder ab 4 Jahren trainieren die Tuben mit einem »Flutter« (RC-CornetRN, 3-mal taglich jedes Nasenloch für 1.2 Minuten) oder einem Nasenballon (z. B. OtoventR, OtobarR morgens und abends über 2.3 Wochen. [ 152 ] Der Flutter vibriert und lockert, verflussigt und lost so den Schleim . bei regelmasiger Anwendung normalisiert sich die Schleimhaut. Beim Nasenballon offnet sich die Tube durch die Druckerhohung. Nicht anzuwenden sind diese Systeme allerdings bei einer akuten Infektion. es droht eine Keimverschleppung. Mit beiden Anwendungen wird auch wahrend des Fliegens ein Druckausgleich erzeugt.
Da beim Paukenerguss meist die lymphatischen Gewebe geschwollen sind und der Lymphabfluss behindert, hilft eine tagliche Lymphdrainage am Hals (→ S. 366 ) über
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