Kinderkrankheiten von A–Z
die erste offensichtliche Störung; Typ 2 wird manchmal zufällig bei Screening-Untersuchungen entdeckt.
Komplikationen
Neben der beschriebenen akuten Gefahr eines diabetischen Komas schädigt der Zuckerüberschuss im Blut auf Dauer alle kleinen und großen Gefäße im Körper. Deshalb haben Diabetiker nach Jahren ihrer Zuckerkrankheit besonders häufig Sehstörungen, Nierenschwäche, Bluthochdruck, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nervenschädigungen. Ob und in welchem Umfang Komplikationen eintreten, hängt überwiegend davon ab, wie gut die Stoffwechselsituation durch die Therapie »eingestellt« wird.
Unterzuckerung Neben den akuten und chronischen »Blutzuckerspitzen« kann es auch zum Gegenteil kommen, nämlich einem akuter Zuckermangel im Blut ( Hypoglykämie ). Er tritt auf, wenn die Insulinmenge im Verhältnis zum Blutzucker zu hoch ist, also z. B. wenn sich das Kind bei der Behandlung zu viel Insulin gespritzt oder zu wenig Nahrung aufgenommen hat (z. B. bei einem Magen- Darm-Infekt).
Die Unterzuckerung zeigt sich zunächst durch Heißhunger, Schwäche und Zittern, schnell gefolgt von Bewusstlosigkeit, wenn nicht umgehend Zucker zugeführt wird (z. B. in Form von Orangensaft, Milch mit Traubenzucker). Für den Notfall gibt es zuckerhaltige Pasten, die man unter die Zunge geben kann, oder Spritzen mit Glukagon, dem Gegenspieler von Insulin.
AUS DER FORSCHUNG
Zuckerinvasion
Experten schlagen Alarm: Die Zuckerkrankheit nimmt in den letzten Jahren stark zu – mit vermutlich dramatischen Folgen für die Volksgesundheit und das Gesundheitswesen. Derzeit sind in Deutschland etwa 25 000 Kinder und Jugendliche vom Typ-1-Diabetes betroffen und schätzungsweise mehrere tausend vom Typ 2.
Auffällig ist nicht nur ein steter Anstieg des klassischerweise bei Kindern auftretenden Typ 1 (der deshalb früher auch jugendlicher Diabetes genannt wurde), sondern auch, dass vor allem in den Industriestaaten die 2. Diabetesform, die früher fast nur bei Erwachsenen vorkam (und deshalb auch als Erwachsenen- oder Altersdiabetes bezeichnet wurde), zunimmt – schätzungsweise um das Fünffache in den letzten 10 Jahren. Hauptursache ist die wachsende Zahl stark übergewichtiger Kinder. [ 206 ]
Was Sie für Ihr Kind tun können
Falls Sie den Verdacht auf eine Zuckerkrankheit haben, sollten Sie bald Ihren Kinderarzt aufsuchen; zeigt Ihr Kind Symptome eines diabetischen Komas, rufen Sie am besten den Notarzt.
Die Erstbehandlung und Einstellung der Blutzuckerwerte muss oft zunächst im Krankenhaus erfolgen.
Insulin und normales Gewicht Als Typ-1-Diabetiker benötigt Ihr Kind sein ganzes Leben lang Insulin. Derzeit gibt es dieses nur als Spritze (oder Pumpe), da es über den Magen aufgenommen wirkungslos ist. Weitere Möglichkeiten, wie die körpereigene restliche Insulinproduktion mittels Antikörpern zu erhalten oder das funktionslose
Bauchspeicheldrüsengewebe durch Stammzelltransplantation zu ersetzen, sind noch im Versuchsstadium. Für Typ-2-Diabetiker sind Gewichtsabnahme und ausreichende Bewegung wichtig ( Aktivität fördern); als Medikamente kommen evtl. Tabletten oder auch Insulin zum Einsatz.
Blutzucker bestimmen Voraussetzung einer angemessenen Therapie ist die regelmäßige Blutzuckerbestimmung . Um Kindern diese ungeliebte Tätigkeit des »Sich-mehrmalstäglich-in-den-Finger-Stechens« etwas attraktiver zu gestalten, hat ein australisches Unternehmen ein Messgerät entwickelt, das mit einem Gameboy gekoppelt wird. In Deutschland ist es bisher noch nicht erhältlich. Allerdings kann man sich auf der Hersteller- Website ( www.glucoboy.com ) registrieren lassen und wird informiert, sobald das Gerät im gewünschten Land verfügbar ist.
Angepasste Ernährung Bei der medikamentösen Therapie und der Ernährung ist eine ganze Menge zu beachten, damit das Verhältnis von Zucker und Insulin möglichst kontinuierlich in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Allerdings muss Ihr Kind keine Diät einhalten, sondern sollte eine ausgewogene Vollwertkost bekommen. Außerdem scheint eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, das Fortschreiten der Zellzerstörung beim Typ 1 zu verlangsamen. [ 207 ]
Um zu wissen, welche Menge an Insulin gespritzt werden muss, wird vorher der Blutzucker bestimmt
Je mehr Sie und Ihr Kind wissen, desto besser können Sie mit der Erkrankung umgehen. Es gibt zahlreiche Schulungskurse für Eltern und Kind, daneben auch Selbsthilfegruppen, wo Austausch mit anderen Betroffenen möglich
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