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Kinderstation

Kinderstation

Titel: Kinderstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es erst niedertreten müssen, um die Decke auszubreiten. An diesem Sonntag hatten sie sich den Luxus geleistet, hinauszufahren ›ins Grüne‹. Die Probeoperationen waren zufriedenstellend verlaufen, Affe Bruno erholte sich gut, er fraß wieder normal und hatte auch anscheinend keine Kopfschmerzen mehr. Wenn die Operation an den Lehmmacher-Zwillingen so erfolgreich war wie die an Bruno, würde Oberarzt Dr. Julius eine der seltenen Trennungen gelingen, bei der nicht ein Zwillingsteil geopfert werden mußte.
    »Wir heiraten noch vor Weihnachten –«, sagte Julius.
    »Du glaubst daran?«
    »Ganz fest.«
    Sie küßten sich, und wie zwei junge Verliebte blieben sie eng umschlungen liegen, Körper an Körper, sich küssend, streichelnd, ganz dem Glücksgefühl hingegeben, daß man zueinander gehörte und ihre Körper keine Geheimnisse mehr verbargen.
    »Sag mal –« Renates Zähne nagten aufreizend an Julius' Ohrläppchen. Er empfand das wie ein Kribbeln, das durch seinen ganzen Körper zog, und zwang sich, nicht unruhig zu werden. »Hast du eigentlich damals auch gewußt, daß ich am Wörthersee war?«
    »Nein.«
    »Du hast mich nicht bewußt gerammt?«
    »Auf Ehre nicht.«
    »Es war purer Zufall?«
    »Ja.« Er legte seine Hand auf ihre fest Brust. »Aber du wußtest es doch –«
    »Natürlich. Ich wußte nur nicht, wie ich es anstellen sollte, mit dir wieder zusammenzukommen. Als du mich rammtest, war ich gerade zwei Tage im Hotel Wurgl und hatte noch immer keinen Plan. Dir einfach irgendwo zu begegnen, auf der Promenade, bei einem Konzert, das war mir zu dumm. Du wärest auch an mir vorbeigegangen –«
    »Sicherlich.«
    »Sturer Hund!«
    Er lachte und legte seinen Kopf zwischen ihre Brüste. Sie lag ganz still, nur ihre Finger spielten in seinen Haaren.
    »Was wäre gewesen, wenn wir uns nicht wiedergetroffen hätten?« fragte sie, als Julius nicht weitersprach, sondern stumm die Berührung mit ihrem Körper genoß.
    »Ich weiß es nicht, Liebste.«
    »Du hättest eine andere geheiratet, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Lüg nicht! Wörthersee, ein Segelboot, Manieren wie ein gelernter Playboy … du willst mir doch nicht einreden, daß du nur zur Erholung am See warst.«
    »Nur, um Ruhe zu haben!«
    »Ha! Wie glatt du lügen kannst!«
    »Ich hatte die wichtigsten Lehrbücher über Kopfchirurgie mit. Ich wollte mich in aller Stille vorbereiten. Und dann traf ich dich wieder. Ruhe weg! Kein Lehrbuch habe ich angeschaut.«
    »Und das hat dich gereut, was?«
    »Ja –«
    »Du Schuft!« Sie nahm seinen Kopf, stieß ihn von ihrer Brust und wälzte sich über den Körper Julius'. »Ich erwürge dich«, zischte sie, und ihre Augen flammten. »Ich erwürge dich sofort, wenn du dich auf der Stelle nicht anders benimmst wie ein Bücherwurm!«
    Die Träger ihres Badeanzuges glitten herunter.
    »In der Anatomie«, sagte Julius trocken, »haben wir immer ausgelost, wer solch eine Mädchenbrust sezieren durfte …«
    Mit eine hellen Schrei ließ sich Renate auf ihn fallen und drückte ihre Lippen auf seinen Mund.
    »Ich bringe dich aus der Ruhe …«, stammelte sie zwischen zwei Atemzügen. »Beim Teufel … ich zerfetze deine widerliche männliche Überlegenheit –«
    Später lagen sie wieder nebeneinander, sahen in die ziehenden Wolken und fühlten, wie der Schweiß auf ihren Leibern prickelnd in der Sonne trocknete.
    »Woran denkst du jetzt, ehrlich?« fragte sie.
    »Daran, daß wir eigentlich noch sehr jung sind.«
    »Das ist kein Gedanke, das ist eine Wahrheit.«
    »Wir werden Kinder haben.«
    »Zwei bestimmt.«
    »Und ich werde vom Tage unserer Trauung an kein Auto mehr fahren –«
    »Ich habe keine Angst, Bernd …«
    »Aber ich. Ich würde unsicher bei dem Gedanken, daß sich einmal alles wiederholen könnte. Ich werde allem aus dem Wege gehen, was unsere Liebe gefährden könnte. Ich könnte mir kein Leben mehr vorstellen, in dem du nicht der Mittelpunkt bist.«
    Am Abend, auf der Heimfahrt, schleuderte der von Dr. Renate Vosshardt gelenkte Wagen in einer sanften Kurve. Sie hatte keine große Geschwindigkeit, aber der Ölfleck auf der Straßendecke genügte, den Wagen wie auf Glatteis schlittern zu lassen. Er gehorchte keiner Lenkung mehr … er drehte sich zweimal um die eigene Achse und prallte dann gegen einen der Chausseebäume. Auch der Anprall war nicht hart, aber er genügte, um das dünne Blech aufzureißen und den Wagen völlig zu zerstören.
    Die Feuerwehr, die zwanzig Minuten später am Unfallort eintraf,

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