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Kindersucher - Kriminalroman

Kindersucher - Kriminalroman

Titel: Kindersucher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grossman
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sah Kraus die wütend aufgerissenen Augen, die ihn immer noch anstarrten. Er trat das Gaspedal durch, und der Opel fädelte sich mit einem Satz und keine Sekunde zu früh in den Verkehr ein. Der schwarze Lieferwagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und hätte fast einen Hydranten gerammt. Kraus beobachtete im Rückspiegel, wie der Lieferwagen wendete und ihn verfolgte. Er war nur einige Fahrzeuge hinter ihm.
    Das ist ja lächerlich, sagte er sich. Eigentlich sollte ich ihn jagen.
    An der ersten Kreuzung bog er rechts ab. Er wollte den Mann abschütteln, wenden und den Spieß umdrehen. Aber Axel blieb ihm auf den Fersen. Schon bald steckten sie beide in dem Verkehr fest, der aus dem Viehmarkt kam. Bei einer Machtprobe zu Fuß hatte Kraus eine Chance, davon war er überzeugt, selbst bei einem Mann von Axels Größe. Der Franzose, den er bei Passchendaele bezwungen hatte, war ebenfalls nicht gerade klein gewesen. Aber er brauchte ein paar Sekunden, um sich richtig zu positionieren, und im Augenblick hatte Axel den Vorteil des Schwungs. Bis Kraus einen Weg fand, den Spieß umzudrehen, blieb ihm keine andere Wahl, als vor diesem Wahnsinnigen zu fliehen.
    Die Bedingungen waren nicht gerade günstig. Der Lieferwagen war zweimal so groß wie sein Opel und besaß auch ganz offensichtlich mehr Pferdestärken. Obwohl Kraus so schnell fuhr, wie er es in diesem Verkehr wagte, war der Ochse, wie Kraus beim nächsten Blick in den Spiegel sah, nur noch einen Wagen hinter ihm. Wegen seiner Größe war der Opel im Moment wenigstens besser zu manövrieren, so dass er einem Bierwagen ausweichen konnte, während Axels Kotflügel ein Holzfass erwischte und es wie einen Torpedo durch die Luft sausen ließ. Kraus grinste, doch dann blickte er wieder auf die Straße und sah einen hoch beladenen Heuwagen vor sich ... viel zunah. Er drückte auf die Hupe und wich nach links aus. Dort war nur ein Motorroller im Weg, und eine Sekunde später prasselte eine Fuhre Heu auf sein Auto. Er musste die Scheibenwischer einschalten und betete, dass er sehen konnte.
    Er erinnerte sich daran, dass Gruber geprahlt hatte, der Viehhof verfüge über seine eigene Feuerwehr. Was er offenbar nicht hatte, war eine eigene Polizei. Denn niemand versuchte dieser Verfolgungsjagd Einhalt zu gebieten. Leute sprangen vor ihm rechts und links zur Seite, schrien und drohten mit den Fäusten oder hupten, wenn sie auswichen. Trotzdem ging die Jagd weiter.
    Kraus bog hastig in eine Gasse ein und hoffte, dass sie zu schmal für den Lieferwagen wäre. Doch Axel fuhr mit zwei Rädern über den Bürgersteig und verfolgte ihn weiter. Ein Mann versuchte, die Gasse zu überqueren und hielt etwas in der Hand, das wie Luftballons aussah. Kraus wusste, dass es Kuhdärme waren, die zum Trocknen aufgeblasen worden waren. Der arme Kerl wusste nicht genau, ob er zurücklaufen oder vorwärtsstürmen sollte, geriet in Panik und ließ alles los. Die Därme schwebten davon wie Seifenblasen.
    Axel war nun direkt hinter Kraus und näherte sich ihm mit wahnsinniger Wut. Kraus fuhr so schnell er konnte, aber der Opel gab nicht mehr her. Sein Herz verkrampfte sich, als er diese wahnsinnig glühenden Augen im Rückspiegel sah, die immer näher zu kommen schienen. Vergeblich steuerte er nach links und rechts, um seinen Verfolger abzuschütteln. Plötzlich ging ein Ruck durch den Opel, und er musste die Ellbogen gegen das Lenkrad klemmen und sich zurückbeugen, damit sein Kopf nicht gegen die Windschutzscheibe krachte. Dieser Wahnsinnige hatte ihn gerammt!
    Ein paar Sekunden später knallte es erneut.
    Der einzige Ausweg schien der Tunnel links von ihm zu sein. Kraus riss am Lenkrad und fuhr schleudernd ins Dunkel.
    Mein Gott! Er keuchte, als er sah, was ihn erwartete. Ein Meer aus weißen Schafen drängte sich im Tunnelgang. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit zu bremsen. Er verkrampfte sich und erwartete, den Aufprall ihrer wollenen Körper zu spüren und das Blut auf der Windschutzscheibe zu sehen. Aber sie teilten sich auf wundersame Weise, wie einst das Rote Meer, und erlaubten ihm hindurchzufahren. Axels Lieferwagen jedoch war doppelt so groß wie sein Opel und ihm widerfuhr nicht dieselbe Gnade. Kraus hörte das laute Blöken und zuckte zusammen, als er im Rückspiegel verfolgte, wie Schafe rechts und links gegen die Wand des Tunnels geschleudert oder zerquetscht wurden.
    Als er schließlich wieder aus der Dunkelheit ins Sonnenlicht kam, wuchs sein Mut. Er brauchte nur die Zone hinter

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