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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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hin. Schließlich antwortete ihr eine gereizte Männerstimme.
    „Das muss ein Irrtum sein“, sagte die Stimme schroff. „Haben Sie wirklich Polizeipräsidium gesagt?“
    „Ja, genau.“
    „Tut mir leid, aber um das Polizeipräsidium kümmern wir uns gar nicht. Seit zehn Minuten durchsuche ich unsere Kundendateien. Aber ich kann nichts über Sie finden. Ich sage Ihnen noch einmal: Das ist ein Irrtum. Woher haben Sie diese Information?“
    „Sind Sie sicher?“
    „Natürlich bin ich sicher! Und wie kommt es, dass Sie sich an uns wenden? Wer sind Sie überhaupt?“
    „Ich danke Ihnen“, sagte sie und legte schnell auf.
    Nach achtzehn Anrufen begann sie, an ihrer Vorgehensweise zu zweifeln. Womöglich war aus irgendeinem Grund die Reinigungsfirma, die sich um die Räumlichkeiten der Polizei kümmerte, nicht im Telefonbuch verzeichnet. Oder aber die richtige Firma war durch ihre Fragen aufgeschreckt worden und hatte die wirklichen Verantwortlichen kontaktiert, und die Kripo würde sich jetzt sie vorknöpfen und Rechenschaft verlangen. Sie machte ihren neunzehnten Anruf und zog wieder ihre kleine Nummer ab. Wie die anderen Male wurde sie von der Telefonzentrale weiterverbunden. Die gleiche endlose Warteschleife …
    „Sie sagen, Sie sind mit unseren Leistungen nicht zufrieden?“, tönte eine energische Männerstimme in der Leitung. „Können Sie das ein bisschen erläutern? Womit genau sind Sie nicht zufrieden?“
    Sie richtete sich auf ihrem Stuhl auf.
    Solche Fragen hatte sie nicht erwartet, und sie musste improvisieren; dabei bekam sie ein schlechtes Gewissen, weil den Raumpflegern, die in dem Gebäude arbeiteten, jetzt frei erfundene Nachlässigkeiten vorgehalten würden.
    „Ich rufe Sie auf Ersuchen mehrerer Kollegen an“, beschwichtigte sie schließlich. „Sie wissen ja, wie das ist: Es gibt immer irgendwelche Nörgler, die andere kritisieren müssen, um sich lebendig zu fühlen. Ich reiche diese Beschwerden nur weiter, ich persönlich konnte mich über den Zustand meines Büros nie beklagen.“
    „Ich werde sehen, was ich tun kann“, antwortete der Mann. „Ich werde besonderen Nachdruck auf die Punkte legen, die Sie vorbringen. Es war jedenfalls gut, dass Sie uns angerufen haben. Wir sind sehr auf die Zufriedenheit unserer Kunden bedacht.“
    Das übliche Kundendienst-Geschwafel – trotzdem würden die einfachen Mitarbeiter mit Sicherheit einen Rüffel bekommen.
    „Bitte seien Sie nicht zu streng. So schlimm ist es gar nicht.“
    „Nein, nein, da muss ich Ihnen widersprechen. Wir bemühen uns um erstklassigen Service, wir wollen, dass unsere Kunden rundum zufrieden sind, und von unseren Mitarbeitern erwarten wir, dass sie den an sie gestellten Anforderungen gewachsen sind. Das ist doch das Mindeste.“
    Vor allem bei den Löhnen, die ihr ihnen zahlt, dachte sie.
    „Ich danke Ihnen für Ihre Professionalität. Auf Wiederhören.“
    Gleich, nachdem sie aufgelegt hatte, rief sie eine der Webseiten auf, die Organigramme, Bilanzen und wichtige Kennzahlen von Unternehmen veröffentlichen. Sie notierte den Namen des Chefs von Clarion auf einem Post-it. Allerdings war keine Telefonnummer angeführt. Also rief sie die Telefonzentrale an, aber diesmal von ihrem Festnetzanschluss bei der Gendarmerie, der ihren Namen und ihren Arbeitgeber anzeigte.
    „Clarion Raumpflegedienste“, meldete sich dieselbe Frauenstimme wie vorher.
    „Ich möchte mit Xavier Lambert sprechen“, erklärte sie und versuchte, ihre Stimme zu verstellen. „Sagen Sie ihm, es geht um ein Ermittlungsverfahren der Gendarmerie gegen einen seiner Mitarbeiter. Es eilt.“
    Ein Schweigen am anderen Ende der Leitung. Hatte die Frau ihre Stimme wiedererkannt? Dann ein Wählton.
    „Xavier Lambert“, hörte sie eine etwas abgespannte Männerstimme.
    „Guten Tag, Herr Lambert. Mein Name ist Ziegler, ich bin Hauptmann der Gendarmerie, wir führen gegenwärtig kriminalpolizeiliche Ermittlungen gegen eine Person durch, die möglicherweise in einem Ihrer Reinigungstrupps arbeitet. Ich benötige die Liste Ihrer Mitarbeiter.“
    „Die Liste meiner Mitarbeiter? Wer sind Sie noch gleich?“
    „Capitaine Irène Ziegler.“
    „Ohne indiskret sein zu wollen: Wozu brauchen Sie diese Liste?“
    „In Büroräumen, die von Mitarbeitern Ihrer Firma gereinigt werden, wurde eine Straftat begangen. Dokumentendiebstahl. Auf den Papieren, die mit den gestohlenen Dokumenten in Kontakt waren, wurden kleinste Spuren von Industriereinigern gefunden. Aber das

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