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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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führte sie zu der kleinen Holzbrücke voller Blumenkübel, die einen Bach überspannte, in dem graziös einige Enten schwammen. Die Türen des Restaurants standen weit offen. Innen war es angenehm kühl, man hörte nur das Säuseln gedämpfter Unterhaltungen. Als Margot den Raum betrat, wandten sich ihr einige Blicke zu, die sie souverän ignorierte, und ein Oberkellner führte sie zu einem blumengeschmückten kleinen Tisch.
    „Haben die hier Mojitos?“, fragte sie, nachdem sie Platz genommen hatte.
    „Seit wann trinkst du Alkohol?“
    „Seit ich dreizehn bin.“
    Er fragte sich, ob sie das ernst meinte. Offensichtlich ja. Servaz bestellte Kalbskopf, Margot einen Burger. Auf einem Fernsehbildschirm sah auf einem Fußballplatz Spieler trainieren, der Ton war ausgeschaltet.
    „Das macht mir Angst …“, hob sie unvermittelt an. „Diese ganze Geschichte … diese Überwachung … Glaubst du wirklich, er könnte …“
    Sie beendete den Satz nicht.
    „Mach dir keine Sorgen“, beeilte er sich zu antworten. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass er es auf dich abgesehen hat oder sich auch nur zeigt. Ich will nur hundertprozentig sicher sein, dass dir nichts passieren kann.“
    „Ist das wirklich nötig?“
    „Im Augenblick ja.“
    „Und wenn ihr ihn nicht fasst? Wollt ihr mich dann auf unbegrenzte Zeit beschatten?“, fragte sie, während sie an dem falschen Rubin an ihrer Augenbraue herumspielte.
    Servaz‘ Magen verkrampfte sich. Er sagte ihr nicht, dass ihn genau die gleiche Frage quälte. Irgendwann käme zwangsläufig der Moment, an dem die Überwachung aufgehoben würde, an dem die Staatsanwaltschaft entschied, dass keine unmittelbare Bedrohung mehr bestand. Und dann? Wie sollte dann er die Sicherheit seiner Tochter gewährleisten? Wie könnte er dann in Ruhe schlafen?
    „Du musst jedenfalls auch auf alles achten, was dir ungewöhnlich vorkommt“, fügte er statt einer Antwort hinzu. „Wenn du jemanden siehst, der sich um das Gymnasium herumtreibt. Oder wenn du eigenartige SMS bekommst. Dann wende dich bitte sofort an Vincent. Du kennst ihn, und ihr beide versteht euch gut. Du weißt, dass er dir zuhört.“
    Sie nickte und dachte an das gestrige feuchtfröhliche Zusammensein mit Samira.
    „Aber ich sage es noch einmal: Nur keine Panik! Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, betonte er.
    Das war ja der reinste Filmdialog, sagte er sich. So etwas hatte er schon tausendmal gehört. Ein Dialog aus einem sehr schlechten Film. So einem Trashfilm, in dem das Blut in Strömen floss. Wieder wurde er nervös. Oder war er nur deshalb so angespannt, weil sich ein Gewitter zusammenbraute?
    „Hast du die Aufsätze dabei?“
    Sie steckte eine Hand in ihre khakifarbene Leinentasche und nahm einen Stoß handbeschriebener Blätter mit Eselsohren heraus.
    „Was willst du damit anstellen? Ich verstehe nicht, wozu du das brauchst“, erklärte sie, während sie ihm die Blätter über den Tisch zuschob. „Willst du dir selbst ein Bild von meinen schulischen Leistungen machen?“
    Er kannte diesen finsteren Blick. Er war schon oft damit konfrontiert gewesen. Er lächelte.
    „Deine Texte lese ich gar nicht. Mich interessieren die Randbemerkungen … und nur sie. Ich erkläre es dir später“, fügte er angesichts ihrer gerunzelten Stirn hinzu.
    Zufrieden betrachtete er die mit roten Korrekturen versehenen Blätter, faltete sie zusammen und steckte sie in die Innentasche seiner Jacke.
     
    Es war 13:30 Uhr, und der Wal probierte gerade eine Schnecke in Knoblauchbutter, als der Minister einen der beiden Privatsalons im „Tante Marguerite“ betrat, dem Restaurant an der Rue de Bourgogne, nur ein paar Schritte von der Nationalversammlung. Der Senator wischte sich in aller Ruhe die Lippen ab, ehe er dem Gast seine Aufmerksamkeit schenkte.
    „Und?“
    „Lacaze wird vorläufig festgenommen“, verkündete der Minister. „Der Richter wird die Aufhebung seiner Immunität beantragen.“
    „Das weiß ich“, erwiderte Devincourt frostig. „Die Frage lautet: Wieso konnte dieser verdammte Depp von Staatsanwalt das nicht verhindern?“
    „Ihm waren die Hände gebunden. In Anbetracht der Ermittlungsergebnisse konnten die Untersuchungsrichter gar nicht anders … Ich kann es nicht fassen: Suzanne hat bei der Polizei alles ausgeplaudert! Sie hat ihnen gesagt, dass Paul gelogen hat und zum Tatzeitpunkt nicht zuhause war. Ich hätte nie gedacht, dass sie zu so etwas fähig ist …“
    Der

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