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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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erledigen. Er saß in der Falle.
    „Du hast keine Munition mehr“, schrie er. „Ich lass dir eine Chance: Wirf dein Gewehr auf den Boden, steh auf und heb die Hände!“
    Mit seiner freien Hand suchte er in der Dunkelheit tastend den Griff des Kühlschranks hinter sich. Das würde als Beleuchtung genügen. Seine Taschenlampe hatte er verloren, als er sich auf den Boden fallen ließ.
    „Mach schon. Weg mit der Waffe! Steh auf!“
    Keine Antwort. Servaz spürte, dass ihm etwas in die Augen rann, er blinzelte, ließ einen Moment den Kühlschrank los, um seine Augen mit einem Ärmelaufschlag abzuwischen. Seine Stirn blutete stark.
    „Worauf wartest du? Du kommst hier nicht raus! Dein Gewehr ist leer.“
    Plötzlich ein weiteres Geräusch. Das Quietschen einer Tür. Hinten im Raum. Mist, er machte sich über die Rückseite des Hauses aus dem Staub! Servaz stürzte in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und riss jetzt auch einen metallenen Gegenstand um, der laut auf den Boden fiel. Er stieß die hintere Tür auf. Der Wald. Finsternis. Er sah nichts. Er hörte ein jähes Klacken im Gebüsch rechts von ihm. Ein Gewehrlauf, der wieder einrastete. Diesmal hatte der Angreifer genügend Zeit gehabt, um seine Waffe neu zu laden. Ein Adrenalinstoß in seinen Adern. Er kauerte sich nieder. Ein Schuss krachte, dann ein zweiter, und ein starker Schmerz schoss ihm durch den Arm, sodass er seine Waffe fallen ließ. Er streckte die Hände zum Boden aus und tastete danach.
    Verdammt, wo ist diese verfluchte Waffe?
    Seine Hände suchten verzweifelt und raschelten durch das Gebüsch. Auf dem Boden kniend drehte er sich um sich selbst. Er wusste allerdings, dass er nicht von einer Kugel, sondern nur von einem Splitter getroffen worden war. Er hörte, wie das Gewehr einige Meter entfernt erneut abgeknickt wurde. Als eine weitere Kugel mit tödlichem Zischen die Sträucher über ihm durchschlug, begann er aufs Geratewohl in den Wald hineinzulaufen. Eine weitere Kugel pfiff durch die Luft und zerriss in ihrer Flugbahn die Blätter. Er hörte, wie die Flinte abermals geladen wurde und der Schütze auf ihn zukam. Servaz hörte, wie er sich in aller Ruhe einen Weg durch die Sträucher bahnte. Er hatte verstanden! Er wusste, dass Servaz deshalb nicht zurückgeschossen hatte, weil er seine Waffe verloren hatte. Servaz stolperte derweil über eine Wurzel. Wieder stieß sein Kopf gegen etwas. Ein Baumstamm. Mittlerweile war sein Gesicht blutüberströmt. Er spürte es warm und zähflüssig auf seinen Wangen.
    Er stand auf und begann, im Zickzack zu laufen.
    Zwei weitere Schüsse, nicht so präzise wie die vorangehenden. Er war sich unschlüssig, ob er weiterlaufen oder sich irgendwo verkriechen sollte. Laufen , entschied er. Je weiter er sich entfernte, umso größer würde das Gebiet, in dem sein Angreifer nach ihm suchen müsste … Über ihnen kam wieder der Mond zum Vorschein. Sein Licht sickerte durch das Laub und ließ die Landschaft ganz unwirklich aussehen. Auch das noch. Er wollte weiter durch ein dichtes Gestrüpp, aber sein Hemd verfing sich an Dornen. Er warf sich heftig hin und her, um sich zu befreien, und das Hemd zerriss. Als ihm klarwurde, dass sein helles Hemd ihn ohnehin zu einem leichten Ziel machte, zog er es aus, dann stürmte er weiter. Die Dornenranken zerkratzten ihm den Rumpf. Aber seine blasse Haut war kaum eine bessere Tarnung. Der Schütze sah seinen Rücken! Was für ein Idiot er doch war – ein Idiot kurz vor dem Sterben. Was für ein entehrender Tod: ein entwaffneter, schutzloser Polizist, von dem, den er eigentlich verfolgen sollte, durch einen Schuss in den Rücken niedergestreckt. Während er, zunehmend außer Atem und mit brennender Kehle, durch das Dickicht lief, dachte er an Marianne, an Hirtmann, Vincent und Margot … Wer würde seine Tochter beschützen, wenn er nicht mehr da wäre?
    Er zwängte sich durch einen letzten Busch und blieb unvermittelt stehen.
    Die Schlucht …
    Von unten her rauschte der Fluss. Ein Schwindelgefühl überfiel ihn, und er trat einen Schritt zurück. Er würgte. Er stand am Rand der Felswand. Zwanzig Meter tiefer schimmerte zwischen den Bäumen das Wasser im Mondschein …
    Hinter sich hörte er das leise Knacken eines zerbrechenden Zweiges.
     
    Er war tot.
    Er hatte die Wahl, entweder in den Abgrund zu springen und tief unten an den Felsen zerschmettert zu werden oder eine Kugel in den Rücken zu kassieren. Oder aber seinem Mörder entgegenzutreten … Wenigstens

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