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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Hintertür auf und bedeutete ihm, einzusteigen.
    „Setz dich auf die Rückbank! Beeil dich!“
    „Was?“
    „Tu, was ich dir sage!“
    Schon zerrissen Motorengeräusche die Stille des Sees. Sie hallten von den Berghängen wider. Sie haben den Motor angelassen, in einer Minute fahren sie an uns vorbei , sagte sie sich.
    „Beeil dich!“
    Er gehorchte ihr. Margot zog ihre Kapuze über den Kopf und setzte sich rittlings auf ihn. Sie hatte die Tür zur Straße hin offen gelassen. Sie öffnete den Reißverschluss ihres Sweaters, und ihre kleinen weißen Brüste kamen zum Vorschein.
    „Nimm sie in deine Hände!“
    „Was?“
    „Mach schon! Begrapsch mich!“
    Ohne ihm die Zeit zu lassen, zu antworten, nahm sie Elias‘ Hände und presste sie auf ihre Brüste. Dann drückte sie ihren Mund auf seinen und steckte ihm ihre Zunge zwischen die Lippen. Sie hörte die Fahrzeuge näherkommen, sie bremsten auf ihrer Höhe ab, und sie spürte, dass sie zu ihnen blickten. Sie knutschte Elias weiterhin ab, während ihr ein kalter Angstschauer den Rücken hinunterlief. Elias‘ Finger massierten ihre Brüste, eher im Reflex als im Verlangen. Sie hatte ihre Arme um ihn geschlungen und küsste ihn immer weiter. Sie hörte jemanden „Nutte!“ sagen, dann Gelächter, und die Autos beschleunigten. Vorsichtig wandte sie den Kopf um. Sie fuhren über die Dammstraße davon. Ihr Blick fiel auf Elias‘ Finger, die sich noch immer in ihre Brüste bohrten.
    „Du kannst deine Hände wegnehmen“, sagte sie, während sie sich wieder aufrichtete.
    Sie kreuzte seinen Blick, in dem etwas Neues mitschwang, etwas, was sie bis dahin noch nicht gesehen hatte.
    „Ich hab dir gesagt: Lass mich los …“
    Aber er schien entschlossen zu sein, das nicht zu tun. Er packte sie im Nacken und drückte nun seinen Mund auf ihren. Sie stieß ihn heftig von sich weg und gab ihm eine Ohrfeige, die heftiger ausfiel, als sie gewollt hatte. Elias sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Blick drückte Überraschung, aber auch finsteren Zorn aus.
    „Tut mir leid“, entschuldigte sie sich und schob sich an ihm vorbei aus dem Wagen.

39
     
    Schüsse im Dunkeln
    Servaz ging mit schleppenden Schritten zu seinem Auto zurück. Er fühlte sich bedrückt. Das Licht der Straßenlaternen schimmerte durch die schwarzen Blätter der Bäume am Straßenrand. Er lehnte sich gegen das Dach des Cherokee und atmete lang und tief ein. Noch immer hörte er denselben Fernseher. Ihm war, als würde es den Kommentaren an Begeisterung mangeln, und da wusste er, dass Frankreich verloren hatte.
    Er stand vor einem Trümmerhaufen. Marianne, Francis, Marsac … Die Vergangenheit war nicht einfach nur wieder aufgetaucht. Sie war nur deshalb aufgetaucht, um für immer zu verschwinden. Wie ein Schiff, das sich noch einmal aufbäumte, ehe es unterging. Alles, woran er geglaubt hatte, seine schönsten Jahre, seine Jugenderinnerungen, diese ganze Sehnsucht tief in ihm: Illusionen … Er hatte sein Leben auf Lügen erbaut. Das Gewicht eines Steines lastete auf seiner Brust. Er drückte auf den Knopf des Türgriffs. Kaum hatte er die Tür aufgemacht, ertönte aus seinem Handy ein zweifacher Piepton. Ein gelber Umschlag auf dem Display: eine neue Nachricht.
    Espérandieu
    Er rief sie auf. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, was er da las. Er hatte noch immer seine liebe Mühe mit den neuen Dialekten.
    Treff dich bei Elvis was gefunden
    Er setzte sich ans Steuer und rief Espérandieu an, aber er hörte nur eine anonyme Stimme, die ihn aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen. Ungeduld und Neugierde verjagten das beklemmende Gefühl in seiner Brust. Was machte Vincent um diese Zeit in Elvis´ Haus, wo er doch eigentlich Margot überwachen sollte? Dann erinnerte sich Servaz, dass er ihm aufgetragen hatte, die Vergangenheit des Albaners zu durchleuchten.
    Er fuhr schneller als gewöhnlich, als er die Stadt verließ. Kurz vor Mitternacht erreichte er an der langen Geraden, die den Wald durchschnitt, die Kreuzung, von der die kleine Straße abzweigte. Plötzlich tauchte der Mond zwischen den Wolken auf und ergoss seinen hellbläulichen Schein auf den umliegenden schwarzen Wald. An der nächsten Kreuzung nahm er die kaum befahrbare Piste mit dem Grasstreifen in der Mitte; jeder Grashalm erstrahlte im Licht seiner Scheinwerfer. Mit der freien Hand drückte er zum dritten Mal auf die Option „Absender zurückrufen“. Vergeblich. Was trieb sein Mitarbeiter? Warum antwortete er

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