Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
weiß nicht … bestimmt weil …“
    „…“
    „Weil ich … ich es nicht über mich brachte, die Finger in ihren Mund zu stecken …“
    „Du meinst: in den Mund einer Toten? “
    Servaz sah, wie Hugo die Schultern hängen ließ.
    „Ja. Nein. Nicht nur. In den Mund von Claire …“
    „Und vorher? Was ist vorher passiert? Du sagst, du bist bei Claire Diemar aufgewacht. Was meinst du damit?“
    „Genau das. Ich bin im Wohnzimmer zu mir gekommen.“
    „Du warst also bewusstlos?“
    „Ja … Ich vermute es mal … ich hab das alles schon Ihren Kollegen erklärt.“
    „Erklär es mir noch einmal: Was hast du in dem Moment gemacht, als du ohnmächtig geworden bist? Erinnerst du dich daran?“
    „Nein … nicht wirklich … ich bin mir nicht sicher … Da ist eine Art … Loch …“
    „Eine Loch in deiner Erinnerung?“
    Servaz sah, dass Bécker ihn und nicht Hugo anstarrte. Der Blick des Gendarmen war vielsagend. Er sah auch, dass Hugo ziemlich mitgenommen war. Er war intelligent genug, um zu wissen, dass diese Erinnerungslücke nicht gut für ihn war.
    „Ja“, gestand er widerwillig.
    „Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?“
    „Dass ich mit Freunden früher am Abend im Dubliners war.“
    Servaz machte sich Notizen in Steno. Er hielt nichts von der Webcam, so wenig wie von anderen technischen Spielereien.
    „Im Dubliners ?“
    Er kannte dieses Pub noch aus seiner eigenen Studienzeit. Servaz und seine Freunde hatten damals dort ihr Hauptquartier aufgeschlagen.
    „Ja.“
    „Was habt ihr dort gemacht? Um wieviel Uhr war das?“
    „Wir haben uns die WM angesehen, das Eröffnungsspiel, und wir haben auf das Spiel der französischen Mannschaft gewartet.“
    „‘Gewartet‘? Willst du damit sagen, dass du dich nicht daran erinnerst, das Spiel Uruguay-Frankreich gesehen zu haben?“
    „Nein … vielleicht … ich weiß nicht mehr, was ich im Lauf des Abends gemacht habe. Es hört sich seltsam an, aber ich weiß nicht, wie lange das gedauert hat … Und auch nicht, wann genau ich ohnmächtig wurde.“
    „Du glaubst, dass dich jemand bewusstlos geschlagen hat?“
    „Nein, ich glaube nicht … Ich habe keine Beule … und der Schädel brummt mir auch nicht … Aber als ich zu mir gekommen bin, war ich total benommen, ich hatte das Gefühl, in meinem Kopf ist nichts als Nebel …“
    Er sank in sich zusammen. Je länger er sprach, umso deutlicher wurde ihm bewusst, dass alles auf ihn als Täter hindeutete.
    „Glaubst du, dass man dich unter Drogen gesetzt hat?“
    „Ja, möglich.“
    „Wir werden das überprüfen. Wo soll das gewesen sein? Im Pub?“
    „Ich weiß es nicht!“
    Servaz wechselte einen Blick mit Bécker. Der Blick des Gendarmen sagte unmissverständlich: Das ist der Täter.
    „Verstehe. Vielleicht fällt es dir wieder ein. Wenn das der Fall ist, melde dich bitte umgehend bei mir, es ist wichtig.“
    Hugo schüttelte verbittert den Kopf.
    „Ich bin nicht blöd.“
    „Ich habe eine letzte Frage: Magst du Fußball?“
    Die blauen Augen funkelten erstaunt.
    „Ja, warum?“
    „Dein Kaffee wird kalt“, sagte Servaz. „Trink ihn. Die Nacht könnte lang werden.“
     
    „Eine alleinstehende Frau in einem Haus, das nicht abgeschlossen ist“, sagte Samira.
    „Und nirgends ein Anzeichen für einen Einbruch“, sagte Espérandieu.
    „Sie muss ihm aufgemacht haben. Schließlich war er ihr Schüler, sie hatte keinen Grund, ihm zu misstrauen. Und er hat es selbst gesagt: Er war nicht zum ersten Mal da. Achtzehn Mal hat er sie in den letzten beiden Wochen angerufen … Um über einen Roman zu plaudern? Sonst noch was!“
    „ER IST ES“, verfügte Vincent.
    Servaz wandte sich Samira zu, die zustimmend nickte.
    „Ich denke auch. Er wurde im Haus des Opfers festgenommen. Und es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass sich eine weitere Person im Haus aufgehalten hat. Nichts. Nirgends. Nicht der geringste Beweis für die Anwesenheit eines Dritten. Dagegen gibt es überall Spuren von ihm. Der Alkoholtest hat ergeben, dass er 0,85 Promille hatte; die Blutanalyse wird uns sagen, ob er auch Drogen genommen hat, was in Anbetracht des Zustandes, in dem er angetroffen wurde, wahrscheinlich ist, und in welchen Mengen. Die Gendarmen versichern, dass seine Pupillen geweitet waren und er völlig entkräftet war, als sie ihn festgenommen haben.“
    „Er sagt selbst, dass er unter Drogen gesetzt wurde“, bemerkte Servaz.
    „Sonst noch was! … Und von wem? Sein Auto wurde in der Nähe gefunden.

Weitere Kostenlose Bücher