Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
Mordsbammel zu haben.“
    „Was wollen Sie?“
    „Den Namen deines Klienten. Der dich beauftragt hat, Commandant Servaz auszuspionieren.“
    „Wenn ich Ihnen den Namen sage, kann ich meinen Laden dichtmachen.“
    „Glaubst du vielleicht, du könntest deine Geschäfte im Knast fortführen? Dein Klient ist ein Mörder. Willst du wegen Beihilfe zum Mord angeklagt werden?“
    „Was springt dabei für mich heraus?“
    Sie holte tief Luft. Sie hatte nichts in der Hand: keine Beschlagnahmeverfügung und keine sonstige richterliche Anordnung. Wenn es herauskäme, wäre es diesmal die sichere Entfernung aus dem Dienst.
    „Ich will nur einen Namen. Das ist alles. Wenn ich ihn habe, verdufte ich hier, und wir vergessen alles. Niemand erfährt etwas.“
    Als er eine Schublade seines Schreibtischs aufzog, wich sie unwillkürlich zurück. Er steckte seine große Pranke hinein. Sie folgte ihr mit den Augen, bereit, sich über den Schreibtisch auf ihn zu stürzen. Die Hand kam mit einer kartonierten Aktenmappe wieder zum Vorschein und legte sie vor sie hin. Ihr fiel auf, dass er abgekaute Nägel hatte.
    „Es ist da drin.“
     
    Lacaze stand im Regen und betrachtete das neue Gerichtsgebäude. Es war kurz nach 20 Uhr, und er fragte sich, ob er den Mann, den er suchte, in seinem Büro antreffen würde. Er warf seine Zigarette weg und ging im Regen auf die verglaste Eingangshalle zu.
    Das „Neue Palais“ hatte seine Pforten vor einigen Monaten geöffnet. Die Architekten hatten das ursprüngliche Labyrinth von alten Gebäuden und Höfen an der Rue des Fleurs erhalten, aber das denkmalgeschützte Gebäude durch zeitgenössische Bauten erweitert, künstliche Hybridbauten aus Glas, Ziegelstein, Beton und Stahl, die auf Nüchternheit und Dynamik setzten. Lacaze fand, in dieser Entscheidung spiegelte sich unabsichtlich der Zustand der Justiz in diesem Land wider: eine ultramoderne Fassade und Eingangshalle, die die offenkundige Baufälligkeit des Ganzen und den Mangel an Mitteln kaschieren sollten.
    Ein Modernisierungsversuch, der von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
    Er musste seine Taschen auf einen kleinen Tisch leeren, ehe er durch die Sicherheitsschleuse ging. Dann durchquerte er die von dem großen Glasdach beherrschte Halle und ging nach links, vorbei an den Sitzungssälen. Weiter hinten erwartete ihn eine Frau, in der Nähe des mit Palmen bepflanzten Innenhofs. Um weiterzukommen, brauchte man eine elektronische Ausweiskarte, und die hatte Lacaze nicht.
    „Danke, dass du auf mich gewartet hast“, sagte er.
    „Bist du sicher, dass er noch da ist?“, fragte die Frau, während sie ihren Ausweis zückte und die Panzertür aufschob.
    „Man hat mir gesagt, er arbeitet bis spät abends.“
    „Wir sind uns einig: Kein Wort, dass ich dir aufgemacht habe.“
    „Sei unbesorgt.“
     
    Servaz hörte, wie die Tür zu seinem Zimmer aufging, und für einen Moment erschrak er richtiggehend.
    „Herrgott“, sagte die kräftige Stimme von Cathy d´Humières. „Wie schaffen Sie es bloß, sich immer wieder in solche Situationen zu bringen?“
    „Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.“ Er lächelte erleichtert.
    „Ich weiß. Ich habe gerade mit den Ärzten gesprochen. Wenn Sie sich sehen könnten, Martin. Sie sehen aus wie dieser italienische Schauspieler in dem Sechziger-Jahre-Film … Edipo Re – Bett der Gewalt …“
    Sein Lächeln wurde breiter, und er spürte, wie seine Wangen an dem großen Verband zogen, der an seinen Schläfen und seiner Stirn festgeklebt war.
    „Willst du einen Kaffee?“, sagte eine andere Stimme, und er erkannte Espérandieu.
    „Ich dachte, ab 20 Uhr wären Besuche verboten?“, sagte er. „Wie viel Uhr ist es?“
    „20:17 Uhr“, antwortete Vincent. „Sondererlaubnis.“
    „Wir bleiben nicht lange“, sagte die Staatsanwältin. „Sie müssen sich ausruhen. Halten Sie Kaffee wirklich für eine gute Idee? Wenn ich richtig verstanden habe, haben sie Ihnen gerade ein Beruhigungsmittel verabreicht.“
    „Mmm.“
    Er hatte es nicht nehmen wollen, aber die Krankenschwester hatte ihn genötigt. Er brauchte sie nicht zu sehen, um zu verstehen, dass sie es ernst meinte. Der Kaffee war bemerkenswert schlecht, aber sein Mund war völig ausgetrocknet: Er hätte jede Flüssigkeit getrunken.
    „Martin, ich bin als Freundin hier; für diesen Fall ist ausschließlich das Landgericht Auch zuständig, aber, unter uns, Lieutenant Espérandieu hat mir die Zusammenhänge erklärt. Wenn ich recht verstehe,

Weitere Kostenlose Bücher