Kindertotenlied: Thriller (German Edition)
Fälle“, sagte er.
„Okay. Geh schon. Ruf mich an, sobald du dort bist. Und danke.“
Er hörte, wie die Tür wieder zuging. Hinter dem Fenster hallte der Donner aus allen Himmelsrichtungen. Die einzelnen Echos schienen einander zu antworten. Sie umkreisten das Krankenhaus.
Von der Straße ertönte eine schrille Hupe. Gefolgt von einem Donnerschlag. Ziegler gewahrte eine Bewegung hinter sich. Er war also durch eine andere Tür um sie herumgegangen, um sie von hinten anzugreifen, und er hatte auf ein lautes Geräusch gewartet, um zur Tat zu schreiten. Sie wandte sich um. Zu spät … Der Faustschlag traf sie mit einer solchen Wucht an der Schläfe, dass sie auf die Knie sank. Sie sah Sternchen. Ihre Ohren sausten. Sie konnte gerade noch den Kopf ein wenig abwenden, um den Aufprall etwas abzufedern.
Ein Tritt traf sie an den Rippen, und keuchend wälzte sie sich auf den Boden. Er trat ihr in den Bauch, aber sie hatte sich wie ein Fötus zusammengekrümmt, die Hände um den Kopf gelegt, die Knie angezogen und die Ellbogen zusammengepresst, um sich zu schützen, und er erreichte sein Ziel nur teilweise. Da traf sie ein Hagel von wütenden Schlägen an den Hüften, Nieren und Schenkeln.
„Miststück! Dachtest du wirklich, dass du mich einfach so ficken kannst? Für wen hältst du mich, du Hure?“
Während er sie beschimpfte, prügelte er auf sie ein, und sein geifernder Speichel sprühte ihr ins Gesicht. Die Schmerzen waren schrecklich. Ihr schien, als wären ihre Ellbogen, ihr Rücken und die Arme nur noch Brei. Er bückte sich, packte sie an den Haaren und stieß ihren Kopf gegen den Boden. Ihre Nase brach, sie sah lauter kleine schwarze Punkte, und einen Moment lang meinte sie in Ohnmacht zu fallen. Als er sie losließ, führte sie eine zitternde Hand an ihre Nase. Sie blutete stark. Er packte sie an den Fußknöcheln, drehte sie auf den Bauch, obwohl sie heftig ausschlug, und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihren Rücken fallen. Er presste sie gegen den Boden und drückte ihr ein Knie ins Kreuz. Dann packte er ihre Handgelenke, drehte ihr die Arme in den Rücken, und sie spürte, wie er ihr Handschellen anlegte – die er so fest anzog, dass sie ihr schmerzhaft ins Fleisch schnitten.
„Verdammt! Weißt du, was ich jetzt mit dir anstellen muss? Weißt du es, Schlampe?“
Seine Stimme war wütend und weinerlich zugleich. Er hätte sie wahrscheinlich sofort umbringen können. Mit einer Waffe oder indem er ihr den Schädel einschlug. Aber noch zögerte er: einen Polizisten umzubringen, war ein Entschluss, der reiflich überlegt sein wollte. Vielleicht hatte sie noch eine ganz kleine Chance …
„Mach keinen Scheiß, Zlatan!“, stieß sie näselnd hervor, weil ihre Nase voller Blut war. „Kanté weiß Bescheid und meine Vorgesetzten auch! Wenn du mich umbringst, kriegst du lebenslänglich!“
„Schnauze!“
Er verpasste ihr einen weiteren Tritt, allerdings schwächer, aber er traf einen Bereich, der bereits ganz grün und blau war, und sie verzog vor Schmerzen das Gesicht.
„Du hältst mich wirklich für einen Idioten, was? Du hast nicht mal deinen Ausweis vorgezeigt! Und du hast keinen Durchsuchungsbeschluss! Um Kanté kümmere ich mich. Wer weiß sonst noch Bescheid?“
Er versetzte ihr einen weiteren Tritt. Sie biss die Zähne zusammen.
„Du willst nicht reden? Keine Sorge: Ich habe zähere Luder als dich zur Räson gebracht …“
Er spuckte auf den Boden. Dann beugte er sich zu ihr hinunter, durchwühlte ihre Taschen, nahm ihr iPhone an sich und hob die Waffe auf, die auf den Boden gefallen war. Anschließend schob er seine mächtige Pranke durch den Reißverschluss ihrer Lederjacke und streifte durch das T-Shirt kurz ihre Brüste. Ehe er sich in Richtung seines Büros entfernte und sie gefesselt und verstört mitten auf dem Gang zurückließ.
Servaz schlief nicht. Er konnte ganz einfach nicht einschlafen. Zu viele Fragen. Das Koffein schoss durch seine Adern, zusammen mit dem Beruhigungsmittel, das ihm die Krankenschwester verabreicht hatte – und er hatte keine Ahnung, ob Arabica, Adrenalin oder Bromazepam als Erstes durch die Ziellinie gehen würde.
Im Zimmer herrschte völlige Stille. Er hörte nur noch das Grollen des Gewitters draußen und von weitem Schritte hinter seiner Zimmertür. Er versuchte sich vorzustellen, wie sein Zimmer aussah, aber es gelang ihm nicht. Vorsichtig betastete er den Verband auf seinen Augen, der ihm vorkam wie eine unbequeme, harte
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