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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Schlafmaske. Er fühlte sich vollkommen hilflos.
    Nachdenklich starrte er in das Nichts vor ihm.
    Die Entdeckung der Leiche in dem Mercedes bewies, dass er richtig gelegen hatte: die Morde standen tatsächlich mit dem Busunfall in Verbindung. Die Schlägerei zwischen dem Einsatzleiter und den Obdachlosen war aller Wahrscheinlichkeit nach lediglich eine Inszenierung, die eine falsche Spur legen sollte. Die vermeintlichen Obdachlosen waren nie gefunden worden. Der oder die Mörder hatten großes Geschick bewiesen: Es war für einen Ermittler schwer bis unmöglich, eine Verbindung zwischen einer ausufernden Schlägerei in Toulouse und einer Person herzustellen, die drei Jahre später hundert Kilometer entfernt spurlos verschwand. Zumal mit Sicherheit weitere Fälle zum Vorschein kommen würden, die noch andere Akteure dieser tragischen Nacht betrafen …
    Aber irgendetwas stimmte nicht.
    Der Eindruck, den er schon vorhin gehabt hatte, war zurück. Irgendetwas war seltsam. Die Morde an dem Busfahrer und dem Einsatzleiter waren sorgfältig kaschiert worden, nicht aber die Ermordung von Claire Diemar …
    Das Schmerzmittel begann zu wirken. Sein Kopf drehte sich. Offenbar gewann Sister Morphine die Oberhand. Er verfluchte die Ärzte, die Krankenschwestern und das gesamte medizinische Personal. Er wollte einen klaren Kopf behalten. Einsatzfähig bleiben. Der Zweifel machte sich in ihm breit. Wie eine giftige Blume. Die Art und Weise, wie Claire Diemar getötet worden war, stellte ohne den leisesten Zweifel einen Zusammenhang mit dem Busunfall her. Die Taschenlampe in ihrem Rachen, die beleuchtete Badewanne, selbst die Puppen im Swimmingpool … Aber zum ersten Mal wollte der Mörder hier eben auch, dass man eine Verbindung herstellte. Jedenfalls wurde dieser Zusammenhang zum ersten Mal so deutlich hervorgehoben. Denn wenn man den Tod des Feuerwehrmanns betrachtete – in der Garonne ertrunken – und den des Busfahrers – genau an der Stelle in den See gestürzt, wo der Bus von der Fahrbahn abgekommen war -, bestand dieser Zusammenhang dort ebenfalls. Aber er war sorgfältig kaschiert worden.
    Hier aber nichts dergleichen, sagte er sich noch einmal. Keine Tarnung: Claires Tod erinnerte auf sehr direkte Weise an den Unfall. Er zeugte von der Wut des Mörders zum Tatzeitpunkt. Von seinem Kontrollverlust.
    Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Warum hatte er so lange gebraucht, um zu erkennen, was von Anfang an offensichtlich war? Die ganze Zeit über war er da gewesen. Hatte nicht einmal versucht, sich zu verstecken. Er erinnerte sich an das Gefühl, das er ganz am Anfang der Ermittlungen hatte, in Claires Garten, als er die Zigarettenstummel entdeckte. Er hatte das unangenehme Gefühl gehabt, einem Taschenspielertrick aufzusitzen: Jemand wollte sie zwingen, ihre Aufmerksamkeit auf die falsche Seite zu lenken … Er hatte auch einen verborgenen Schatten zu erahnen gemeint, der sich, von allen unbemerkt, in den Kulissen dieses Dramas bewegte. Aber jetzt begriff er. Ihm wurde übel. Noch hoffte er, sich zu irren. Er betete, dass es so war. Er starrte noch immer das Zimmer vor sich an, ohne es zu sehen. Der Donner in seinen Ohren. Unaufhörlich. Er kam und ging. Genauso kam ihm wieder die Idee. Natürlich. Wieso hatte er das nicht früher gesehen? Alles war da, vor seinen Augen. Wenn es jemand erkennen musste, dann er. Er musste Vincent benachrichtigen. Sofort. Und den Richter …
    Er tastete nach dem Handy. Seine Finger strichen darüber, sein Daumen fand die große Aktivierungstaste in der Mitte.
    Dann die kleineren Tasten darunter … Allerdings schaffte er es nicht, die Kontaktliste aufzurufen, geschweige denn, sie zu lesen. Tastend versuchte er eine Nummer einzutippen, hielt das Handy an sein Ohr, aber eine gleichgültige Stimme erklärte ihm, dass er sich verwählt hatte. Er machte einen neuen Versuch. Die gleiche Antwort. Die Klingel … er tastete am Bettrand danach, fand sie und drückte. Wartete. Nichts. Er drückte noch einmal. Dann schrie er: „Ist da jemand?“ Keine Antwort! Verdammt, wo steckten sie? Er schlug das Bettlaken zurück, setzte sich an den Bettrand und stellte die nackten Füße auf die Fliesen. Ein seltsames Gefühl überkam ihn. Da war noch etwas andres … Ein zweiter Gedanke streifte am Rand seines Bewusstseins entlang und versuchte seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er stand in einem Zusammenhang mit der letzten Stunde, mit dem, was passiert war, seit er in diesem Zimmer

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