Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
allein bin schuldig. Sie haben nur fantasiert, geträumt …“
    „Hast du mit Hugo darüber gesprochen? Über deine Pläne? Hast du dich ihm anvertraut? Ihr habt euch darüber ausgetauscht, stimmt‘s? Er wusste über alles Bescheid …“
    „Lassen Sie Hugo aus dem Spiel! Sie haben ihm schon genug angetan. Hugo hat nichts damit zu tun! “
    „Hugo hat dich angerufen, er hat dir erzählt, was ich ihm gerade gesagt hatte, dass ich ganz dicht dran bin, dass ich von dem Busunfall wusste, dass ich mir die Mitglieder des Kreises vorknöpfen wollte …“
    „Was reden Sie da?“
    „Nach Aussage eines Zeugen saßen im Auto von Joachim Campos zwei weitere Personen“, sagte Servaz.
    Seine Fingerglieder umklammerten den Türgriff. Er war bereit, hinauszuspringen, sobald der Wagen auch nur ein bisschen langsamer fuhr.
    „Und Bertrand Christiaens wurde von mehreren Personen in die Garonne gestürzt“, sagte er.
    „Der Tod von Christiaens hat nichts mit den anderen Taten zu tun“, stieß David hervor. „Aber Sie müssen zugeben, dass das, was ihm passiert ist, trotzdem eine verdammte Ironie des Schicksals war …“
    „ Du lügst. “
    „Was?“
    „Du warst bei der Ermordung von Bertrand Christiaens dabei, als sich mehrere Mitglieder des Kreises als drogensüchtige und betrunkene Obdachlose ausgaben. Du hast sogar bei der Polizei ausgesagt, was du an diesem Abend gesehen hast: Dein Name taucht in dem Polizeibericht auf … Und du hast im Mercedes von Joachim Campos gesessen, unmittelbar bevor er ermordet wurde – aber ich würde wetten, dass nicht du ihm in die Schläfe geschossen hast. Du warst auch bei dem Mordanschlag an Elvis dabei, als sie ihn seinen Hunden zum Fraß vorgeworfen haben – du hast dich im Gebüsch versteckt und eine Zigarette nach der anderen geraucht. Aber Claire Diemar hast du nicht umgebracht … Denn ich weiß, wer das war.“
    „Was reden Sie da?“
    „Wie hat Hugo es geschafft, dich in diesen Zustand zu versetzen? Wie hat er es geschafft, die Leute zu manipulieren, na? Wie hat er dich dazu gebracht, für ihn diesen Satz in das Heft zu schreiben?“
    Schweigen, neben sich, und pfeifender Atem. Dann die ganz ruhige Stimme:
    „Sie irren sich. Nicht Hugo hat mich in diesen Zustand versetzt, wie Sie sagen. Das waren mein Vater, mein Bruder, meine verdammte Familie … All diese Leute, die so fest von sich überzeugt sind und an nichts zweifeln, all diese verdammten Karrieristen, in deren Augen ich ein Versager, eine Niete war … Hugo hat sein Möglichstes getan, um mir zu helfen. Hugo hat mich gerettet. Er hat mir klargemacht, dass selbst einer wie ich seinen Platz hat, dass die anderen nicht mehr wert sind als ich, dass sie sogar schlimmer sind … Er ist mein Bruder, verstehen Sie? Mein großer Bruder. Der wahre. Der, den ich hätte haben sollen. Ich würde alles für ihn tun …“
    Servaz spürte, dass David es diesmal verdammt ernst meinte. Und dieser Ernst erschreckte ihn. Hugo übte einen starken, einen tödlichen Einfluss auf ihn aus: tödlich für beide .
    „Tja, Sie haben richtig gesehen: Ich hab den Satz in das Heft geschrieben. Und auf den Kippen wird man meine DNA finden. Demnach werden alle glauben, dass ich der Täter bin. Und die Tatsache, dass ich Sie mit in meinen Tod gerissen habe, wird diese Überzeugung nur festigen. Ich werde nicht zulassen, dass Sie den anderen etwas antun …“
    Servaz tastete nach den Rändern des Verbands. Er zog. Zunächst wurde die Haut hochgezogen, dann lösten sich die Enden des Pflasters. Er machte die Augen auf, sie waren voller heißer Tränen, die ihm die Wangen hinabliefen.
    Ein schwacher Lichtschimmer … durch den Nebel aus Tränen und Regen, der über die Windschutzscheibe strömte … Er konnte sehen!
    Es war noch verschwommen, aber er sah. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen gewöhnten. Die Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge blendeten ihn und zwangen ihn, die Augen zu schließen. Durch das Hin und Her der Scheibenwischer und der Wasserhosen tauchte das purpurrote, zitternde Auge einer Ampel auf. Er drückte sich in den Sitz, als David das Rotlicht überfuhr.
    „Verflucht!“, schrie er.
    Der junge Mann drehte kurz den Kopf in seine Richtung.
    „Was soll das? Warum haben Sie den Verband abgenommen …“
    „David, du musst das nicht tun! Ich werde zu deinen Gunsten aussagen! Ich werde sagen, dass du unter fremdem Einfluss gehandelt hast! Und die Psychiater werden dich für unzurechnungsfähig erklären! Du

Weitere Kostenlose Bücher