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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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bekommst eine Therapie, und dann kommst du raus! Frei! Gesund!“
    Ein lautes Lachen antwortete ihm.
    „Hör mir zu, verdammt! Man kann dich therapieren! David, ich weiß, dass du unschuldig bist! Dass dich Hugo manipuliert hat! Willst du mit dieser Last auf dem Gewissen sterben? In aller Augen für immer ein Monster sein?“
    Ein Einfahrtsverbotsschild: eine Autobahnabfahrt! Servaz spürte, wie sein ganzes Blut ihm in Bauch und Beine strömte und sein Körper sich bleischwer in den Sitz drückte … SIE FUHREN ALS GEISTERFAHRER AUF DIE AUTOBAHN AUF!
    „Tu das nicht! TU DAS NICHT!“
     
    Durch die offenstehenden Türen des Krankenwagens betrachtete Irène die Kolonne der Polizeiautos. Die kreisenden Lichtkegel der Blaulichter glitten in regelmäßigen Abständen über sie hinweg. Sie strichen über die Pfützen und über das Gesicht des Notarztes neben ihr. Er überprüfte die Schläuche, die sie mit einer ganzen Reihe von Apparaten verbanden.
    „Wie fühlen Sie sich?“
    „Geht schon.“
    Noch einmal wählte sie Martins Nummer, wieder ohne Erfolg. Sie erreichte jedes Mal nur seine Voicebox. Sie fragte sich, ob er eingeschlafen war. Allmählich wurde sie nervös. Sie musste ihm unbedingt sagen, was sie in Jovanovics Akte gelesen hatte.
    Marianne …
    Es war nicht schwer, ihr Motiv zu erraten. Das einzig mögliche. Sie hatte Martin ausspionieren lassen, um Hugo zu schützen, um herauszufinden, wie weit die Ermittlungen gediehen waren. Weil sie alles, wirklich alles für ihren Sohn und den einzigen Mann, der ihr noch blieb, getan hätte. Aber indem sie sich an jemanden wie Zlatan Jovanovic gewandt hatte, hatte sie einen weiteren Schritt in die Illegalität getan. Ziegler hatte einen Sieg davongetragen, aber er hinterließ ihr einen bitteren Nachgeschmack, wenn sie an Martin, an seine Reaktion dachte, sobald er die Wahrheit erfuhr. Martin ließ es nicht anmerken, aber er war labil. Ein Mann, der seit seiner Kindheit ein Trauma mit sich herumtrug. Eine verlorene Seele. Ein Überlebender. Wie würde er diesen neuen Schlag verkraften? Plötzlich bemerkte sie, dass der Notarzt mit weit aufgerissenen Augen und einem noch breiteren Lächeln nach draußen sah.
    „Ja?“, sagte er zu der Person, die vor dem Krankenwagen stand.
    Ziegler drehte den Kopf und erblickte Zuzka, die sie mit besorgter Miene ansah. Ihr langes schwarzes Haar fiel auf eine sehr kurze cremefarbene Lederjacke hinunter, unter der sie zahlreiche Halsketten und Anhänger, ein bauchfreies Top und noch kürzere Shorts trug. Ihr Lippenstift war so grell wie eine Neonlampe. Einen Moment lang vergaß Ziegler alles andere.
    „Kann ich gehen?“, fragte sie.
    Der Blick des Notarztes wanderte zwischen den beiden hin und her; er schien sich zu fragen, mit welcher er lieber die Nacht verbringen würde, auch wenn die Blonde mit ihren Blutergüssen am ganzen Körper und dem großen Verband, der ihr eine Art kreuzförmige Maske mitten ins Gesicht setzte, nicht gerade ihren besten Tag hatte.
    „Hm … Sie sollten einen HNO konsultieren und sich Rücken und Rippen untersuchen lassen …“
    „Später.“
    Sie schwang sich von der Trage und sprang aus dem Rettungswagen, nahm Zuzka in die Arme und küsste sie, während sie den Kopf wegen ihrer „Maske“ stärker zur Seite neigte. Die Zunge ihrer Lebensgefährtin schmeckt süß-bitter nach Campari, Rye-Whiskey und Wermut. Manhattan , folgerte Ziegler. Zuzka war direkt von ihrer Striptease-Bar gekommen, der Pink Banana, als Irène sie angerufen hatte. Der Notarzt beobachtete sie. Mit beiden , sagte er sich. Mit beiden und gleichzeitig.
     
    Servaz stieß gegen die Tür, als sie mit Irrsinnstempo durch die Kurve rasten, und betete beinahe, dass der Wagen kippte, ehe sie die Autobahn erreichten. Aber er sah, wie der Asphaltstreifen auf sie zustürzte und sich von fern Scheinwerfer näherten, da, wo die Autobahn eine langgestreckte Kurve machte. Unwillkürlich schluckte er. Der Wagen verließ die Abfahrt und raste entgegen der Fahrtrichtung über die mittlere Spur. Servaz spürte, wie sich sein Hodensack zusammenzog, er sah die Autos auf der anderen Seite des Mittelstreifens – sie fuhren in die gleiche Richtung wie sie!
    „David, ich bitte dich, denk nach! Noch kannst du aufhören! Tu das nicht, Herrgott nochmal! Pass aaauuuuufff!“
    Ein Hupkonzert vor ihnen. Warnendes Aufblinken von Scheinwerfern. Er machte die Augen zu. Als er sie wieder öffnete, setzten die beiden Autos, denen sie begegnet waren, ihren Weg fort,

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