Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
Worten.
    „Hören Sie. Ich habe keine Zeit, es Ihnen zu erklären. Aber Sie müssen mir einen Gefallen tun: Rufen Sie die Polizei an.“
    „Was?“
    „Ich muss von hier weg, so schnell wie möglich. Fahren Sie mich zur Gendarmerie.“
    Er spürte, dass der Mann stutzte und ihn aufmerksam ansah.
    „Wenn Sie mir vielleicht zunächst einmal sagen würden, wer Sie sind …“
    „Das ist ein bisschen kompliziert … Ich … ich bin …“
    Die Aufzugstür ging auf. Eine schmalzige Frauenstimme verkündete aus einem Lautsprecher: „Erdgeschoss/Empfang/Cafeteria/Presse“. Er machte einen Schritt nach draußen, hörte etwas weiter weg Stimmen und ahnte an dem leichten Echo, das sie erzeugten, dass sie sich in einem recht großen Raum befanden, wahrscheinlich der Eingangshalle des Krankenhauses. Er setzte sich in Bewegung.
    „He, vorsichtig!“, rief der Mann hinter ihm. „Nicht so schnell! Wo wollen Sie in dieser Aufmachung hin?“
    Er blieb stehen.
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht hier bleiben kann.“
    „Ach ja? Und wieso, wenn ich fragen darf?“
    „Keine Zeit. Hören Sie, ich bin Polizist und ….“
    „Na und? Das ändert nichts. Sie sind in einem Krankenhaus, Sie stehen unter unserer Verantwortung und Sie wissen doch, in welchem Zustand Sie sind. Ich kann Sie so nicht gehen lassen! Sie sind nicht in der Lage …“
    „Deshalb bitte ich Sie ja, mir zu helfen.“
    „Wobei?
    „Von hier wegzukommen! Mich zur Gendarmerie zu fahren. Ich habe Ihnen doch gesagt … Wir haben keine Zeit zu verlieren!“
    Schweigen. Der Mann musste ihn für verrückt halten. Servaz lauschte argwöhnisch. Vergeblich versuchte er die Stimmen und Geräusche um ihn herum zu identifizieren, eine eventuelle Bedrohung wahrzunehmen. Aber dass der Mann da war, beruhigte ihn.
    „In diesem Zustand und dieser Aufmachung? Sie machen wohl Scherze, mein Guter! Bei diesem Wetter! Es gießt wie aus Eimern! Sagen Sie mir, warum Sie unbedingt zur Gendarmerie wollen … Warum rufen wir sie nicht von hier aus an? Oder wie wäre es, wenn wir die Pflegekräfte Ihrer Station holen und in aller Ruhe mit ihnen darüber sprechen?“
    „Sie werden es nicht glauben, wenn ich es Ihnen sage.“
    „Versuchen Sie es trotzdem …“
    „ Ich glaube, dass mich jemand umbringen will , ich habe Angst, dass er hierherkommt.“
    Noch während er diesen Satz aussprach, erkannte er, dass er Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit säte. Aber er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das Beruhigungsmittel machte ihn benommen; er fühlte sich erschöpft, desorientiert, weil er nichts sah, und zunehmend weggetreten. Erneutes Schweigen.
    „In der Tat“, sagte der Mann skeptisch. „Es fällt mir schwer, Ihnen zu glauben. Diese Geschichte hört sich ziemlich abenteuerlich an.“
    Plötzlich erkannte er die Stimme wieder. Es war der junge Mann, der vor kurzem die Tür zu seinem Zimmer geöffnet hatte, als Espérandieu noch da gewesen war. Und der sich dann entschuldigt und sie gleich wieder zugemacht hatte.
    „Sie waren in meinem Zimmer“, bemerkte er.
    „Richtig.“
    „Erinnern Sie sich, dass da noch ein zweiter Mann im Zimmer war?“
    „Ja.“
    „Das war ein Polizist. Wie ich. Was hat er Ihrer Meinung nach wohl dort gemacht?“
    Er ahnte, dass der junge Mann nachdachte. Er nutzte die Gelegenheit, um eine Hand in die Tasche seiner Jeans zu stecken.
    „Da. Nehmen Sie! Das ist mein Telefon. Sie finden seinen Vornamen – Vincent – in der Kontaktliste. Er ist Lieutenant bei der Polizei. Rufen Sie ihn an. Sofort! Sagen Sie ihm, was ich gerade gesagt habe. Und geben Sie ihn mir. Machen Sie schnell! Es eilt, verdammt!“
    Plaudernd gingen Leute an ihnen vorbei. Die Sirene eines Rettungswagens heulte auf und verstummte. Der Mann nahm ihm das Handy aus der Hand.
    „Ihr Pin-Code?“
    Servaz nannte ihn ihm. Er wartete, alle Sinne aufs Höchste geschärft. Stimmen, Schritte ringsum. Und keine Möglichkeit, sie Personen zuzuordnen. Er kämpfte auch gegen den Nebel, der sich in seinem Schädel ausbreitete.
    „Wie lautet sein Familienname?“
    „Was?“
    „Ihr Lieutenant! Wie heißt er?“
    „Espérandieu!“
    „Und Sie?“
    „Servaz!“
    „Ich möchte gern mit Lieutenant Espérandieu sprechen“, sagte der junge Mann in den Apparat. „Im Auftrag von …“
    Er hörte, wie er Vincent die Situation ungeschickt erklärte und dann ein paar Fragen stellte. Mit den Antworten, die er erhielt, wurde die Anspannung in seiner Stimme immer deutlicher.
    „In

Weitere Kostenlose Bücher