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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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diese Meinungsverschiedenheit?“
    „ Diese Meinungsverschiedenheit … Verdammt, wie du dich ausdrückst, Schätzchen! Ich sagte doch schon: Ich bin Albaner, sie waren Serben.“
    „Sonst nichts?“
    Sie sahen ihn zögern.
    „Doch.“
    „Was noch?“
    „Eine Tussi natürlich. Eine Puppe, die ständig um mich herumscharwenzelte.“
    „Aha, sie gehörte also zu ihnen?“
    „Jep.“
    „Hübsch?“
    Das Gesicht von Elvis Konstandin Elmaz strahlte wie ein Christbaum.
    „Besser als das! Echt bombig! Und todschick. Sodass man sich fragt, was sie mit diesen drei Loosern zu schaffen hatte. Ich musste sie einfach anglotzen, Mensch. Sie hat es schließlich gemerkt, und sie kam rüber, für ein kleines Schwätzchen. Vielleicht hatte sie ja auch Lust, sie zu ärgern, wer weiß? Vielleicht war sie mies drauf, vielleicht hatte sie eine Meinungsverschiedenheit , wie Sie sagen würden … Und da hat es angefangen.“
    „Sie sind also gestern Abend hier in der Notaufnahme eingeliefert worden, Sie sind unters Messer gekommen, und seitdem sind Sie hier ans Bett gefesselt?“
    In den braunen Augen blitzte es kurz auf.
    „Warum ist das so wichtig? Meine Geschichte ist Ihnen egal, oder? … Sie interessiert doch nur, wie es weitergegangen ist. Da war noch was.“
    „Monsieur Elmaz, Sie wurden vor vier Monaten aus dem Gefängnis entlassen, ist das richtig?“
    „Stimmt.“
    „Sie wurden wegen mehrerer Diebstähle, Körperverletzung, Entführung, Freiheitsberaubung, sexueller Nötigung und Vergewaltigung verurteilt …“
    „Was soll das heißen? Ich hab meine Strafe abgesessen.“
    „Als Opfer haben Sie sich jedes Mal gutaussehende junge Brünette ausgesucht.“
    Elvis‘ Blick verdüsterte sich.
    „Worauf wollen Sie hinaus? Das ist lange her.“ Er zwinkerte. „Was ist gestern Abend passiert: Ein Mädchen wurde angegriffen, ja?“
    Servaz‘ Blick fiel auf die Zeitung, die auf dem Rollwagen neben dem Bett stand. Er brauchte eine halbe Sekunde, um zu verstehen, was er las. Und noch weniger, um zu erbleichen:
     
    „MORD AN JUNGER LEHRERIN IN MARSAC
    Der Aufklärer des Verbrechens in Saint-Martin wurde mit den Ermittlungen betraut.“
     
    Verflixt! Ohne von Samiras Fragen und Elmaz` Antworten weiter Notiz zu nehmen, griff er nach der Zeitung und blätterte bis zu dem Artikel auf Seite 3.
    Er war nur ein paar Zeilen lang: „Commandant Servaz von der Kripo Toulouse, der bereits die Ermittlungen in den Mordfällen leitete, die im Winter 2008-2009 Saint-Martin erschütterten – der größte Kriminalfall der letzten Jahre im Departement Midi-Pyrénées -, wurde auch mit den Ermittlungen in dem Mordfall Claire Diemar betraut, einer Lehrerin am Gymnasium von Marsac, der Eliteschmiede der gesamten Region.“ Etwas weiter unten schrieb der Verfasser, die junge Frau sei „gefesselt und in der Badewanne ertränkt“ in ihrem Haus aufgefunden worden. Zumindest hatte die die Presseabteilung das Detail von der Lampe im Mund des Opfers verschwiegen – wahrscheinlich um all die Spinner, die in den nächsten Stunden anrufen und sich der Tat bezichtigen würden, als solche zu entlarven. Dagegen hatten sie der Presse mit seinem Namen gefundenes Fressen geliefert. Genial. Servaz spürte, wie ihn die Wut überkam. Dem Idioten, der das rausgegeben hatte, hätte er gerne eine gewischt. War das ein Versehen oder eine gezielte Indiskretion? Steckte Castaing selbst dahinter?
    „Um wie viel Uhr fand diese Auseinandersetzung statt?“, fragte Samira gerade.
    „21.30 Uhr, 22 Uhr …“
    „Zeugen?“
    Elmaz lachte zunächst höhnisch, dann hustete er.
    „Dutzende!“
    „Und was hast du vorher gemacht?“
    „Seid ihr taub? Ich hab gepichelt und dieses Mädchen angeglotzt! Ich hab doch gerade gesagt, dass mich Dutzende von Leuten gesehen haben. Aber, verdammt, was hatten diese Mädchen, die ich belästigt habe, auch im Dunkeln draußen zu suchen, hä? In Albanien bleiben die Frauen nachts zuhause. Das ist wenigstens Anstand …“
    Samira Cheung wählte aufs Geratewohl eine Stelle aus und bohrte dem Albaner ihren Zeigefinger in die Weiche. Fest. Durch den Verband hindurch. Servaz sah, wie Elvis vor Schmerzen das Gesicht verzog. Er wollte gerade einschreiten, als Samira den Finger zurückzog.
    „Hoffentlich ist dein Alibi hieb- und stichfest“, sagte sie mit hässlicher, kalter Stimme. „Du hast echt ein Problem, Elvis. Du bist nicht manchmal impotent? Oder ein verklemmter Homo … Ja, klar … Natürlich ist es das. War´s geil unter der

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