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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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aufgedreht.
    Plötzlich zerriss eine Furcht erregende Musik in voller Lautstärke die Stille und ließ sie zusammenzucken wie ein Gewehrschuss.
    „Scheiße!“, entfuhr es Espérandieu, und schleunigst stellte er die Musik leiser.
    „Was ist das denn?“, sagte Servaz, dem das Herz bis zum Halse pochte.
    „Marilyn Manson“, antwortete Espérandieu.
    „Wer hört sich denn so was an?“
    Trotz der Anspannung musste Espérandieu lächeln. Sie hörten sich die Aufnahme zu Ende an. Dann warteten sie noch einige Sekunden, aber die Wiedergabe wurde automatisch abgebrochen.
    „Ende“, sagte Espérandieu und betrachtete den Cursor auf dem Bildschirm.
    „Weiter nichts?“
    „Nein, das ist alles.“
    Auf Servaz‘ Gesicht war die Sorge der Ratlosigkeit und Enttäuschung gewichen.
    „Was bedeutet das, meinst du?“
    „Keine Ahnung. Offensichtlich ein Scherz. Eines ist sicher: Das war nicht Hirtmann.“
    „Nein.“
    „Dann hat dir diese Mail auch nicht Hirtmann geschickt.“
    Servaz verstand die Botschaft, und seine Wut kochte wieder hoch.
    „Ihr haltet mich für paranoid, stimmt´s?“
    „Hör zu, du hast schließlich allen Grund dazu. Dieser Irre ist irgendwo da draußen. Alle europäischen Polizeibehörden fahnden nach ihm, aber sie haben nicht die kleinste Spur. Soweit wir wissen, könnte er überall sein. Und dieser Wahnsinnige hat sich dir anvertraut, ehe er verschwunden ist.“
    Servaz sah seinen Mitarbeiter an.
    „Eines weiß ich jedenfalls ganz sicher …“
    In dem Moment, wo er diese Worte aussprach, wurde ihm bewusst, dass sie als ein weiterer Beleg für seine mutmaßliche Paranoia herangezogen werden konnten.
    „… früher oder später wird dieser Irre wieder auf der Bildfläche erscheinen.“

18
     
    #Santorin
    Irène Ziegler betrachtete das Kreuzfahrtschiff, das hundert Meter unter ihr in der Caldera vor Anker lag. Von hier gesehen glich das große Schiff einem hübschen weißen Spielzeug. Meer und Himmel waren von einem fast künstlichen Blau, das sich scharf abhob von dem blendenden Weiß der Terrassen, dem roten Ocker der Steilwände und dem Schwarz der kleinen vulkanischen Inseln in der Mitte der Bucht.
    Sie nippte an einem sehr süßen griechischen Kaffee und tat einen langen Zug aus ihrer Zigarette. 11 Uhr morgens, und es war schon heiß. Tief unten, am Fuß der Felswand, setzte eine Fähre eine Schar von Touristen an Land. Auf einer benachbarten Terrasse schrieb ein englisches Pärchen Postkarten. Von einer anderen winkte ihr ein etwa dreißigjähriger Mann freundlich zu, ohne aufzuhören, in sein Satellitentelefon zu sprechen.
    Sie grüßte zurück und stand auf. Sie trug ein paprikarotes Top und einen ultraleichten weißen Chiffon-Rock. Ein leichter Seewind kämpfte gegen die aufkommende Hitze, trotzdem spürte sie, wie Schweißtropfen ihren Rücken hinunterliefen. Sie ging durch die Fenstertür in ihr Zimmer.
    „Keine Bewegung“, sagte die Stimme in ihr Ohr.
    Ziegler zuckte zusammen. Die Stimme klang bedrohlich.
    „Jeden Widerstand wirst es bereuen.“
    Sie spürte, wie sich eine Fessel um ihre Handgelenke auf dem Rücken schloss, und trotz der Hitze richteten sich an ihren Unterarmen die Haare auf. Dann wurden ihr plötzlich die Augen verbunden.
    „Geh zum Bett. Keine Dummheiten!“
    Sie gehorchte. Rücksichtslos stieß eine Hand sie bäuchlings aufs Bett. Jemand zog ihr unsanft Rock und Bikinihöschen aus.
    „Ist es nicht ein bisschen früh dafür?“, fragte sie, das Gesicht in den Laken.
    „Halt den Mund!“, sagte die Stimme hinter ihr, gefolgt von einem unterdrückten Glucksen. „Es ist nie zu früh“, fügte die Stimme hinzu, in deren Französisch ein leichter slawischer Akzent mitschwang.
    Sie wurde auf den Rücken gedreht, und ihr Top wurde ihr ausgezogen. Ein Körper, der genauso nackt und heiß war wie ihr, legte sich auf sie. Feuchte Lippen küssten sie auf Augen, Nase und Mund, dann glitt eine nasse Zunge über ihren Körper. Sie befreite ihre Handgelenke, schob die Binde von den Augen und betrachtete Zuzkas dunkelhaarigen Kopf, der zu ihrem Bauch hinunterwanderte, ihren gebräunten Rücken und ihren muskulösen Hintern. Eine Welle des Begehrens durchlief sie. Sie fuhr mit den Fingern durch die seidigen schwarzen Haare ihrer Freundin, bäumte sich auf, rieb sich an ihr und stöhnte. Dann kam Zuzkas Gesicht wieder nach oben, ihr harter, glatten Schamberg drückte gegen ihren, und sie küssten sich.
    „Was ist das denn für ein eigenartiger Geschmack?“, fragte sie

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